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Angst vor dem zweiten Anfang: turbulante Familiengeschichte (German Edition)

Angst vor dem zweiten Anfang: turbulante Familiengeschichte (German Edition)

Titel: Angst vor dem zweiten Anfang: turbulante Familiengeschichte (German Edition)
Autoren: I. Albrecht
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allein in der Welt, konnte nicht tun, was sie wollte. Sie hatte drei Kinder, die von ihr abhängig waren. Und für die sie ein Vorbild war.
    Aber irgendwie war es komisch, dass er gerade der Gutachter war, der das Haus begutachten sollte. Susanna glaubte nicht an das Schicksal, aber ans Universum glaubte sie. Vielleicht hatte das Universum etwas mit ihr und Johannes vor …Aber sie hatte sein angestrengtes Lächeln und sein Erblassen sehr wohl bemerkt, als Jonas seinen Wunsch nach einem Papi geäußert hatte. Sie war erstaunt, dass der arme Mann nicht zurück in seine Junggesellenhöhle geflüchtet war.
    Sie lächelte Johannes an und zog die letzte Trumpfkarte. „Du hast mein drittes Kind Anna-Maria noch nicht kennengelernt.“
    Sein Lächeln zeigte ihr, dass er genau wusste, was sie bezweckte. „Sie wird doch lieber Amie gerufen, oder?“
    „Du kennst sie schon?“ Sanna merkte, wie ihr Lächeln schwand. Normalerweise müsste der Mann bei der Aussicht, seine Zeit mit ihren drei Kindern verbringen zu müssen, vor Angst schreien.
    „Wann?“ Ihr Blick schweifte auf der Suche nach ihrer fünfjährigen Tochter durch den Garten. Sie entdeckte sie, wie sie sich durch zwei Himbeerbüsche zwängte, wo die Kinder sich eine Höhle gebaut hatten.
    Im letzten Sommer hatte sie vorgehabt, die Büsche entweder auszugraben oder erheblich zurückzuschneiden, etwas, was auch sämtliche anderen Pflanzen im Garten nötig hätten.

 
 
    Aber die Kinder hatten lautstark widersprochen. Der zugewucherte Garten war ihr Wald, in dem Bären und Drachen lebten, oder ihr Dschungel, in dem der Löwe regierte, oder ein belebtes Schlachtfeld. Wenn sie den Garten kultivierte, wäre das so, als nähme sie ihnen ihre Phantasie. Das konnte sie den Kindern nicht antun, aber es musste etwas geschehen, ehe der Staat ihr Grundstück zum Wildfreigehege erklärte.
    „Anna-Maria hatte mich auf der Veranda entdeckt und mich zur Geburtstagsparty eingeladen“, erklärte Johannes.
    „Sie hat mit dir gesprochen?“ Waren denn alle Ermahnungen an ihre Kinder, nicht mit Fremden zu reden, umsonst gewesen? Was für ein beunruhigender Gedanke.
    „Ja, aber erst wollte sie wissen, ob ich ein Fremder bin.“
    Sanna seufzte. „Und was hast du ihr geantwortet?“ Sie war erfreut, dass Anna-Maria zumindest zugehört hatte, aber einen Fremden zu fragen, ob er ein Fremder war, war nicht das, was sie bezweckt hatte. Jeder Kinderschänder hätte das Kind anlügen können.
    „Ich habe gesagt, dass ich für sie ein Fremder sei“, fuhr Johannes fort, „aber ein Freund ihrer Mutter.“ Er griff über den Tisch und stellte eine Ketchupflasche wieder hin, die jemand umgeworfen hatte.
    „Daraufhin meinte sie, dann sei es okay, und ich könne mitmachen, denn du würdest immer sagen, je mehr, desto fröhlicher.“
    Sanna setzte das Tablett voller Hamburger auf dem Tisch ab und beobachtete fasziniert, wie scheinbar aus dem Nichts eine Horde Kinder erschien und das Tablett innerhalb von Sekunden leerräumte. Ein einsamer Hamburger und zwei Hot Dogs, die leicht misshandelt aussahen, waren alles, was zurückblieb. „In diesem Fall müsste ich sagen, dann lass uns das Beste daraus machen.“
    Johannes grinste und stellte die Ketchupflasche zum zweiten Mal wieder hin.
    „Ist das dasselbe, als würde man fragen, ob wir uns bisher amüsiert haben?“
    „Kindergeburtstage sind nie ein Spaß für Erwachsene. Von uns wird erwartet, sie zu überstehen, zwei Aspirin zu nehmen, wenn sie vorbei sind, und zu schwören, dass wir nie wieder einen feiern werden.“ Sie sammelte sechs Pappteller ein, die alle voller zerkrümeltem, zermatschtem, halb gegessenem Kuchen waren, und warf sie in einen Müllsack.
    „Wie oft hast du schon geschworen, es nie wieder zu machen?“, fragte Johannes, während er den anderen Gartentisch abräumte.
    Sanna lächelte. „Etwa dreimal im Jahr.“ Sie sah sich im Garten um und fragte sich, wie eine einfache Geburtstagsfeier für ein paar Freunde so ausufern konnte. Sehr leicht. Es fiel ihr schwer, nein zu ihren Kindern zu sagen. Sie hatte viele Bücher zu dem Thema gelesen und wusste genau, was sie da tat. Sie überkompensierte für den Verlust des Vaters.
    Vergangenen Donnerstag hatten die Ferien begonnen, und Jonas hatte die ganze Klasse zu seinem Geburtstag einladen wollen und dazu die neuen Freunde, die er in der Nachbarschaft gefunden hatte. Sie hatte es ihm nicht abschlagen können. Sie hatte sich so darüber gefreut, wie Anna-Maria, David und
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