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Borderline ein Narco-Thriller

Borderline ein Narco-Thriller

Titel: Borderline ein Narco-Thriller
Autoren: Frank Habbe
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Prolog - oder: Und all das für ein paar Dosen
     
    „Ab damit!“
    „Bitte?“ Irritiert blickte Carlos zu Antonio, dem Kolumbianer. Die Füße lässig auf die gegenüberliegende Bank gestützt saß der ihm gegenüber im Heck der Yacht, spielte grinsend am Lauf seines Schnellfeuergewehrs.
    Die Motoryacht pflügte mit zwanzig Knoten durch die Nacht. Der Fahrtwind und das Donnern der schweren Dieselmaschine lärmten betäubend. Carlos fragte sich, ob er Antonio richtig verstanden hatte. Anscheinend, denn wie zur Bestätigung fuhr sich sein Gegenüber mit dem Daumen über die Kehle.
    „Na, Kopf ab! Allein die Vorstellung daran bringt die zum Reden. Wenn sie gefesselt vor dir knien, zeigst du ihnen die Kettensäge und das alte Messer. Glaub mir, sie werden dir
alles
erzählen, um die Sache schnell hinter sich zu bringen.“
    War er jetzt verrückt geworden? Carlos schob sich eine Haarsträhne aus der Stirn und kommentierte Antonios Vorschlag mit einem Kopfschütteln. Wie zur Bestätigung legte der Kolumbianer nach. „Doch, ich war selbst dabei! Erst bringen sie kein Wort raus. Sie wissen, dass es nicht gut für sie ausgehen wird, und das verklebt ihnen irgendwie die Zunge. Wenn sie aber sehen, dass sie am Ende eine Wahl haben, sind sie nicht mehr zu bremsen. Sie werden dir alles verraten. Ihre Verstecke, ihre Bosse, ihre Routen, was weiß ich – nur, damit sie nicht das Messer bekommen. Wenn sie fertig sind, gehst du zu dem, der dir am meisten erzählt hat, und wirfst die Säge an. Bei dem geht’s schnell, das kannst du mir glauben. Bei dem zweiten, dem mit dem Messer, da dauert’s etwas länger.“
    Carlos bedachte sein Gegenüber mit einem prüfenden Blick, dann leerte er seine Dr.-Pepper-Dose mit zwei Zügen. Warum erzählte ihm Antonio das? Um ihm Angst zu machen? Um ihn davon abzuhalten, sich an den im Unterdeck deponierten Diamanten zu vergreifen?
    Dazu braucht es etwas mehr als eine Gruselgeschichte
, dachte Carlos stumm. Trotzdem, sie versetzte seinem Magen einen Stich. Er musste schlucken, was allerdings nicht allein an Antonios Erzählung lag. Der kühle Westwind hatte aufgefrischt und Carlos schloss die Windjacke. Er fröstelte, doch das lag nicht an der Kälte allein.
    Tastend fuhr er sich mit der Zunge über den trockenen Gaumen. Er brauchte noch etwas zu trinken. Gegen den ausgedörrten Mund, vor allem aber zur Beruhigung der Nerven. Er erhob sich schwerfällig und wackelte auf unsicheren Beinen aus der offenen Lounge im Heck in die windgeschützte Kabine. Er war kein Mann der See. Das war er noch nie gewesen. Und heute, da hatte auch noch das Adrenalin seinen Anteil.
    Vorsichtig schloss er die Glastür hinter sich, durchquerte den Salon und nickte im Vorübergehen Manuel zu, der die
Sunseeker
vom erhöhten Steuerstand aus routiniert in Richtung Norden lenkte.
    „Wie weit sind wir?“
    Der Skipper schaute nur kurz herüber, bevor er sich wieder dem Radarschirm widmete. „Höhe Point Loma, San Diego. Noch etwa drei Stunden bis Newport.“
    „Klingt gut.“ Carlos verzog zufrieden den Mund.
Das klang sogar sehr gut
. Die Grenze lag also bereits hinter ihnen. „Fahr bloß nicht zu schnell!“
    „Klar.“
    Obwohl ihnen die amerikanische Küstenwache bereits südlich von Ensenada einen Besuch abgestattet hatte, wollte Carlos kein Risiko eingehen. Angestrengt spähte er durch die Panoramascheibe in die Dunkelheit. Wolken hatten sich vor Mond und Sterne geschoben. Alles verlief genau nach Plan.
    Leise summte Carlos eine mexikanische Ballade vor sich hin und stieg die schmale Treppe zum Unterdeck hinab. Dort beugte er sich in der kleinen Pantry zum Kühlschrank hinunter und zog die Whiskeyflasche hervor. Dann, seine Finger waren schon um den Verschluss gelegt, zögerte er.
Eigentlich keine gute Idee
, schoss es ihm durch den Kopf. So sehr ihm nach einem Drink war, intakte Reflexe waren jetzt einfach wichtiger. Schon gleich würde er sie brauchen, da war Carlos sich sicher.
    Seufzend stellte er die Flasche zurück und zog stattdessen ein Tütchen Koks aus der Jackentasche, legte sich auf der Arbeitsplatte eine doppelte Linie und zog sie hastig mit einem gerollten Fünfziger. Als das Boot bei der zweiten Nase eine größere Welle schnitt, ließ die Erschütterung seinen Kopf unsanft gegen die Tischplatte knallen und das restliche Kokain großflächig über den Tisch stauben. Fluchend rieb sich Carlos das schmerzende Gesicht und wischte die Krümel mit dem Handrücken auf den Boden. Dann ging er mit immer
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