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Angst vor dem zweiten Anfang: turbulante Familiengeschichte (German Edition)

Angst vor dem zweiten Anfang: turbulante Familiengeschichte (German Edition)

Titel: Angst vor dem zweiten Anfang: turbulante Familiengeschichte (German Edition)
Autoren: I. Albrecht
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sich fragte, warum er sie so wenig begehrte, hatte er sich damit gerechtfertigt, dass er eben ein Gentleman war. Gitta ihrerseits hatte ihm auch nicht gezeigt, dass sie ihn begehrte, aber er war sich sicher gewesen, dass ihre körperliche Vereinigung in der Hochzeitsnacht zufriedenstellend geworden wäre.

 
    Er sah sich nicht als einen Mann der Leidenschaften. Die Art Feuer, die Männer zu Heldentaten, Filmen, Liedern oder Gedichten inspiriert, brannte nicht in ihm. Das hatte er zumindest gedacht, bis er Sanna getroffen hatte.
    Etwas an Susanna Altmann verzehrte ihn mit Haut und Haaren. Er würde nicht gehen, bis er herausgefunden hatte, was sie von allen anderen Frauen unterschied, die er kennengelernt hatte.
    Er lehnte sich an den Gartentisch und beobachtete, wie Sanna einen schmierigen Kuss von dem Kleinkind in ihren Armen bekam. Er schauderte bei der Vorstellung, was dieser Kuss vielleicht bei ihr hinterließ, doch Sannas Lächeln nach machte der Kuss ihr nichts aus. Sie sagte etwas zu dem Jungen, der zu lachen begann. Die gegenseitige Liebe war offensichtlich.
    Sanna, so dachte er, ist eine wundervolle Mutter, dann seufzte er, als sie David absetzte. Der kleine Junge rannte auf ein paar Büsche zu, quetschte sich zwischen zweien hindurch und verschwand.
    Johannes wollte an Sanna nicht als Mutter denken. Er wollte nicht an Kinder, Geburtstagsfeste und Kleinkinder denken, die alles in den Mund steckten. Er wollte sich auf die Frau selbst konzentrieren und darauf, wie sie sich in seinen Armen angefühlt hatte. Am liebsten hätte er die Uhr drei Wochen zurückgedreht zu dem Zeitpunkt, als sie sich geliebt hatten. Am liebsten hätte er die Uhr vorgestellt, bis sie sich wieder in den Armen lagen.
    Er schüttelte den Kopf und kämpfte gegen das Verlangen an, das in ihm wuchs, seit er auf der Veranda gestanden und sie wiedergesehen hatte. Seine körperliche Reaktion kam prompt und war so heftig, dass es ihn erschreckte.

 
 
    Er blinzelte in die grelle Nachmittagssonne, als Sanna eine Frau begrüßte, die ihr Kind abholen wollte. Ein Glück, die Party war vorbei. Wer weiß, überlegte Johannes, wenn der Lärmpegel erst einmal von Rockkonzert zu etwas Leiserem wurde, wie zum Beispiel Pressluftbohrer, dann konnte er vielleicht wieder denken. Eine weitere Mutter bog um die Ecke, und ein kleines Mädchen rannte ihr entgegen.
    Johannes achtete nicht auf die anderen Frauen, nur auf Sanna. Das Haar hatte sie mit einem gelben Band zu einem Pferdeschwanz hochgebunden. Sie trug Shorts und eine ärmellose gelb-weiße Bluse. Ihre nackten Arme und Beine waren sanft gebräunt, an den Füßen trug sie Sandalen. Rosa Fußnägel schauten hervor, die Fingernägel waren nicht lackiert.
    Obwohl sie attraktiv war, war sie nicht eigentlich schön. Ihr Mund war etwas zu groß, die Nase gerade richtig. Sie hatte hohe Wangenknochen und ein festes Kinn, was auf Entschiedenheit hindeutete und ihm noch gar nicht aufgefallen war. Ihre Augen waren es, die ihn zuerst in ihren Bann gezogen hatten. Sie waren hellgrün und von dichten dunklen Wimpern umgeben, wie sie kein Make-up erzeugen konnte. Ihre Augen erinnerten ihn an den Frühlingsanfang, wenn das Laub noch ganz jung und hellgrün war. Er hatte den Frühlingsanfang schon immer geliebt.
    Er hatte auch schon früher schöne Frauen getroffen, aber noch nie war ihm eine so unter die Haut gegangen wie Sanna. Ihre leise, sanfte Stimme war unwiderstehlich gewesen, als sie ihn gebeten hatte, nicht aufzuhören. Ihre Finger waren sanft, aber zielstrebig mit seinem Körper umgegangen. Er erinnerte sich sogar daran, wie ihre Augen sich zu smaragdgrünem Feuer verdunkelt hatten, als er langsam in sie eingedrungen war, und an das leise Stöhnen, als er ...

 
    „Hallo, junger Mann.“ Eine üppige Blondine blinzelte mit mascaradicken Wimpern zu ihm auf und streckte die Hand aus. „Ich bin Mona George.“ Sie deutete auf das Haus nebenan. „Ich wohne zwei Häuser weiter. Sie sind wohl neu in der Nachbarschaft?“
    Johannes sah auf ihre Hand mit den zentimeterlangen blutroten Nägeln. Er fragte sich, ob sie für diese Klauen wohl einen Waffenschein brauchte. „Johannes Kluger.“
    Ihr Lächeln wurde einladend, als sie sich im Garten umsah.
    „Welcher von den kleinen Lieblingen ist denn Ihrer?“
    Er hatte den Eindruck, dass sie ihn abschätzte, und dem Funkeln in Monas Augen nach hatte er dabei nicht allzu schlecht abgeschnitten. „Keiner.“ Er sah zu Sanna hinüber. Sie musste sein Unbehagen
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