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Zwei auf Achse

Zwei auf Achse

Titel: Zwei auf Achse
Autoren: Werner Schrader
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und drückt ihn dir in die Hand. Du sagst vielen Dank und verduftest schnellstens, um für deinen blutrünstigen Vater die Zigaretten zu kaufen. Ende der Vorstellung! Ein paar Straßen weiter ziehen wir dieselbe Schau wieder ab, und am Abend sind wir halbe Millionäre.“ Joachim stieß seinen Freund an. „Kapiert? Oder hast du irgendwelche Einwände?“
    „Ja“, antwortete Lutz, „die hab’ ich. Die Sache scheint mir zu gefährlich. Wenn wir nämlich da mitten unter den Leuten stehen und ihnen was vorheulen und vielleicht im Fernsehen gerade eine Suchmeldung nach uns gesendet wird und in der Zeitung unsere Fotos zu sehen sind, dann gibt jemand nur der Polizei einen Wink, und sie haben uns.“
    Joachim winkte ab.
    „So schnell sind die nicht mit ihren Suchmeldungen. Das dauert ein paar Tage.“
    „Was wir vorhaben, kann auch ein paar Tage dauern“, sagte Lutz. „Es braucht sich später nur einer daran zu erinnern, daß er uns gesehen hat, und schon wissen sie, daß wir in München sind.“
    „Na ja“, gab Joachim zu, „natürlich ist ein kleines Risiko dabei, aber eine Möglichkeit ist es, das mußt du zugeben.“
    Lutz nickte.
    „Wenn alles schiefgelaufen ist und es sowieso auf nichts mehr ankommt, können wir’s ja mal probieren. Aber erst sollten wir versuchen, so zurechtzukommen. Das halte ich für besser.“
    Mit einemmal blieb Joachim stehen.
    „Stop mal eben!“ rief er. „Wir tippeln hier stundenlang durch die Gegend und haben keine Ahnung, ob wir nicht eine ganz andere Richtung einschlagen müssen. Es wird höchste Zeit, daß wir einen Eingeborenen fragen, wo das Einwohnermeldeamt ist! Komm, da vor dem Schaufenster steht eine guterhaltene Oma, die so aussieht, als ob sie hier Bescheid wüßte.“ Er trat auf die ältere Dame zu. „Entschuldigen Sie“, begann er, „wir suchen das Einwohnermeldeamt. Können Sie uns wohl sagen, wo das ist?“ Die Frau wandte sich um und schaute Joachim fragend an.
    „Was moanst?“
    „Das Einwohnermeldeamt suchen wir“, wiederholte Joachim. „Wo ist das wohl?“
    „Das Ein... was für a Amt?“
    „Das Einwohnermeldeamt.“
    „Ah dös! Na, dös woaß i a net. Da frog amoi an Münchner.“
    Joachim nickte und kam zu Lutz zurück.
    „Fehlanzeige“, knurrte er. „Die Alte hat keine Ahnung, sie kommt gar nicht aus München.“
    „Warte mal“, rief Lutz, „ich frag mal hier in dem Gemüseladen nach. Ein Geschäftsmann muß sich doch wohl auskennen.“
    Und schon war er in dem Geschäft verschwunden. Als er nach zwei Minuten wieder herauskam, hatte er einen kleinen Zettel in der Hand.
    „Ich hab’s schriftlich“, rief er. „In der Ettstraße 2 ist das Einwohnermeldeamt, im Polizeipräsidium. Sauerei, was? Hoffentlich behalten sie uns nicht gleich da, du! Wir sollen mit der Straßenbahn fahren, mit der Linie 1, das ist sonst über eine Stunde zu laufen.“
    „Na, dann man los“, sagte Joachim, „da kommt gerade eine.“
    Sie fuhren bis zum Marienplatz und gingen das letzte Stück zu Fuß, um noch einmal zu besprechen, was sie auf dem Amt sagen wollten.
    „Wir sind Brüder“, schlug Lutz vor. „Ich heiße Fritz und du Walter und mit Nachnamen Meier. Unsere Mutter fährt seit ‘ner halben Stunde...“
    „Nee, nee“, unterbrach Joachim, „Fritz und Walter haut nicht hin, und Meier schon gar nicht. Daß das gelogen ist, merkt ja ein Blinder mit dem Krückstock. Fritz und Walter heißt heute kein Aas mehr. Wir müssen uns ein paar moderne Namen einfallen lassen. Kai zum Beispiel wäre gut und Claudia, aber das ist ja blöderweise ein Mädchenname.“
    „Was hältst du denn von Karl-Heinz?“ fragte Lutz.
    „Bist du noch zu retten?“ wehrte Joachim ab. „Der Name ist das Letzte, mein Vater heißt doch so.“
    „Und Martin?“
    „So heißt mein Opa, und der ist auch schon über siebzig. Nee, nee, da gibt es bessere.“ Er schnippte mit den Fingern. „Ich hab’ einen“, rief er, „Stefan! Der ist modern, so heißt heute jeder zweite.“
    „Einverstanden“, sagte Lutz. „Ich bin Stefan und du Kai, ja?“
    „Umgekehrt“, verlangte Joachim, „ich bin Stefan.“
    „Mir auch recht“, gab Lutz nach, „wie du willst. Und unser Familienname ist Hagemann, Stefan und Kai Hagemann, das klingt bestimmt glaubhaft.“
    „Natürlich“, rief Joachim, „das klingt fast glaubhafter als die Wahrheit!“
    „Gut! Unsere Mutter juckelt also durch die Stadt“, fuhr Lutz fort, „und sucht einen Parkplatz.“
    „Ja! Und außerdem sucht sie ihren
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