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067 - Der grausame Götze

067 - Der grausame Götze

Titel: 067 - Der grausame Götze
Autoren: Dämonenkiller
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Die blutigrote Sonne, eine Handbreit über den schwarzen Baumsilhouetten, tauchte die hügelige Schneelandschaft in ein trübes Licht. Der Wind, der von Osten kam, winselte und heulte. Vor der Sonnenscheibe zeichneten sich die Hügel ab, von geheimnisvollen schwarzen Einschnitten getrennt. Es war grauenhaft kalt; erfrorene Krähen lagen auf dem Schnee, der sich wie ein Leichentuch über die Landschaft im Kaukasus gebreitet hatte. Der Rauch, der aus den Kaminen der Häuser aufstieg, trieb in schrägen Fahnen davon. Der Himmel zeigte ein Grau, das die Menschen zermürbte und mißmutig machte. Obwohl es erst später Nachmittag war, hatte man die Straßenbeleuchtung von Dormogorsk eingeschaltet. Der Wind, der in ungleichmäßigen Stößen kam, wehte knisternde Eiskristalle über die Straßen. Die Fensterscheiben waren weiß; überall rankten sich Eisblumen über das Glas.
    Auf dem kleinen Flugplatz ertönte das tiefe Brummen eines Motors. Dann hörten die wenigen Menschen, die sich außerhalb der Häuser und der gedeckten Verbindungsgänge aufhielten, ein ratterndes Geräusch. Es wurde lauter und leiser. Ein Schlepper näherte sich auf der Hauptstraße. Auf dem Schnee liefen die Raupenketten fast geräuschlos. Auf dem festgetretenen Eis der Hauptstraße - gesäumt von schwarzen Baumruinen, die ihre Finger in den grauen Schneehimmel reckten - ratterten die Ketten. Der Schlepper mit der großen silbern glänzenden Aluminiumkabine knirschte brummend und ratternd bis zum Saljut-Platz, bog links ab und entfernte sich wieder vom Zentrum der Forschungsstation.
    Das Geräusch wurde leiser und erstarb schließlich. Die gläserne Totenstille senkte sich wieder über Dormogorsk.
    Der Motor des Schleppers dröhnte so laut, daß die drei Insassen nicht einmal merkten, daß die alte graue Antonow AN-12 mit den breiten Kufen donnernd wendete, die schmale Startbahn entlangraste und sich in einer riesigen Wolke aus Schnee und Eiskristallen erhob. Die vier Propellerturbinen brüllten auf, als die sechzehntausend Pferdestärken die alte Maschine in die Kurve zwangen und in den trüben kaukasischen Himmel rissen.
    Der Schlepper ratterte weiter, verließ die kleine Stadt und hielt erst an, als sich ein hoher Zaun zeigte. Zwei schneebedeckte Wachhäuser, einige mühsam eisfrei gehaltene Scheinwerfer und ein Schlagbaum ragten mitten aus der Einöde hervor.
    „Stoj! Ausweise! Berechtigung!"
    Der Posten in Fellmütze, bodenlangem Schafsfellmantel, die Maschinenpistole um den Hals, stürzte aus der überheizten Wachkabine.
    Die Augen über dem feuchten Wollschal, der den unteren Teil des Gesichts verhüllte, blieben wachsam.
    Die Tür des Schleppers öffnete sich.
    Eine schmale Hand reichte Ausweise, in Plastik gehüllt, hinunter.
    Sonja Nischinsky las der Posten.
    Dann begriff er. „In Ordnung, Genossin!" sagte er.
    „Können passieren. Wie geht es in Moskau?"
    „Danke", sagte sie mit überraschend weicher Stimme. „Es gibt keine Erdbeeren."
    Sonst hatten die Frauen, die hierher, ans Ende der Zivilisation kamen, Stimmen wie die Maschinisten. Der Posten lachte heiser und winkte den Schlepper durch die Schranke, die sich kreischend hob und wieder senkte.
    Der Schlepper fuhr ungefähr zwei Werst geradeaus. Dann tauchte er vor einem Hügel nach unten und fuhr über eine eisbedeckte Rampe.
    Die Rampe war mit Asche, Sand und Split bestreut. Die Maschine hielt vor einem eisverkrusteten Doppeltor an, durch das man ein kleines Flugzeug hätte schieben können. Ein Windstoß wehte vom Hügel Schnee hinab. Der Fahrer drückte viermal auf die Hupe, und dann noch einmal. Von einem nahen Baum flogen drei Krähen auf und flatterten träge davon.
    Ein Teil des Tores öffnete sich. Der Schlepper fuhr herein. Augenblicklich beschlugen sich sämtliche Scheiben, Heiße Preßluft zischte auf. Die Maschine walzte ratternd durch einen riesigen niedrigen Raum und hielt vor einem anderen Tor, das gelb gestrichen war. Darauf stand:
    Eintritt bei Todesstrafe verboten! Nur für autorisierte Personen. Gefahrenstufe Eins! Vorsicht! Hochspannung!
    „Blödsinn!" murmelte Sonja. Sie öffnete die Tür und sprang elastisch auf den Boden. Warmluftgebläse erzeugten hier eine Temperatur, die über dem Nullpunkt lag. Ein breitschultriger Mann, ebenfalls bis zur Unkenntlichkeit vermummt, folgte ihr. Er hustete.
    „Warten die anderen Teilnehmer schon in der Kältekammer?" fragte Sonja halblaut. Der schwere Dieselmotor wurde abgestellt.
    Viel zu laut antwortete Iwan Tschelkanin,
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