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067 - Der grausame Götze

067 - Der grausame Götze

Titel: 067 - Der grausame Götze
Autoren: Dämonenkiller
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über den weißen Schutztüchern zu sehen waren, veränderten plötzlich ihren Ausdruck. Sofort blickte Sonja dorthin, wohin das medizinische Personal blickte. Sie zuckte zusammen. Ihr Verstand weigerte sich, zu glauben und zu begreifen, was sie sah.
    Alexander Sarchow lebte.
    Er öffnete die Augen. Sein Blick schien völlig klar zu sein. Eine eisige Faust griff nach Sonjas Herz. Sarchow erhob sich langsam, stützte sich auf die Ellbogen und fragte halblaut, nachdem er sich dreimal geräuspert hatte: „Wie lange habe ich geschlafen? Man verliert leicht das Zeitgefühl in der Kältestarre."
    Das kann nicht wahr sein! Das ist unmöglich! dachte Sonja.
    Langsam drehte der Mann, der länger als fünf volle Jahre in einem luftdichten Sarg geschlafen hatte, ohne einen Tropfen Wasser, ohne ein Milligramm fester oder flüssiger Nahrung, den schmalen Gelehrtenkopf. Er zwinkerte mit den Augen und blickte plötzlich direkt in das Gesicht Sonjas.
    „Mehr als fünf Jahre", sagte einer der Ärzte undeutlich hinter seiner Gesichtsmaske.
    „Oh!" machte Sarchow.
    Tödliche Stille breitete sich aus. Nur das Ticken und Summen der Enzephalographen war zu hören, der Geräte, von denen die Hirnwellen aufgezeichnet wurden.
    Dann schien sich der Philosoph erholt zu haben. Er sagte mit deutlicher Erleichterung: „Es kam mir viel länger vor, meine Damen und Herren."
    Er lebte tatsächlich. Es war unglaublich und unfaßbar. Der Philosoph lebte nicht nur, sondern sprach sogar! Er sprach sogar sinnvoll.
    „Sie müssen wissen", sagte der Philosoph, als habe er ein Auditorium von aufmerksamen Studenten vor sich, „Sie müssen wissen, daß mein Geist und mein Verstand die ganze Zeit über hellwach waren. In gewisser Hinsicht war es grausam und qualvoll. Ich konnte die ganze Zeit über - wie lange, sagten Sie, habe ich in dieser Schatulle geruht?"
    „Fünf Jahre... "
    „Ach ja, natürlich. Ich vergaß. Ich verlor das Zeitgefühl ein wenig. Jedenfalls mußte ich die ganze Zeit hindurch denken, denken und immer wieder denken. Ich war einsam. Zunächst einsam. Dann zeigten sich gewisse Lichtblicke, und schließlich fand ich einen Ausweg. Ist jemand hier, der Ahnung von der großen weiten Welt hat?"
    Iwan Tschelkanin antwortete mit seiner rauhen, dunklen Stimme: „Wir alle kennen die Welt. Was wollen Sie wissen?"
    Sonja irrte sich nicht. Seine Stimme hatte einen feindseligen Unterton. Er starrte Alexander Sarchow wie einen Kadaver an, der nachts aus einem Grab kletterte.
    „Was ich fragen wollte", sagte der Philosoph ruhig, als ob es die selbstverständlichste Sache der Welt sei, „hat Satan bereits die Herrschaft über die Welt angetreten ?"
    Sonja fühlte, daß ihre Knie weich wurden. Sie glaubte, die Gestalten eines wüsten Alptraums zu sehen. Die Personen rund um den Behälter standen erstarrt da, ohne zu begreifen.
    „Wie?"
    Der Professor der Philosophie wischte mit einer schnellen Bewegung die Saugnäpfe von seiner Haut und setzte sich halb auf. Als sich seine bleichen Finger um den dicken Wulst der Kühlbox legten, wichen die Umstehenden zurück.
    „Ich war eigentlich immer für meine präzise Redeweise bekannt", erklärte der Philosoph lächelnd. Das Lächeln war eine einfache Muskelbewegung, aber für Sonja schien es ein teuflisches Grinsen zu sein. „Ich fragte, ob Satan bereits die Herrschaft über diese Welt angetreten hat."
    „Nein. Wie kommen Sie zu dieser Frage? Sind Sie - was geht hier eigentlich vor?" brüllte übernervös der Arzt.
    „Moment. Ich verstehe. Sie brauchen Beweise."
    Es war eine Panne passiert. Eine folgenschwere Panne, das war sicher. Was hier vor sich ging, überstieg die Fassungskraft der Anwesenden. Draußen drängten sich die Zuschauer an die Glasscheibe. Sie spürten, daß es hier nicht mit rechten Dingen zuging. Sonja merkte nicht, daß ihre Finger sich in den Ärmel von Iwans Jacke krallten. Sie stieß einen erstickten Schreckensschrei aus.
    „Hier haben Sie einige Beweise!" sagte Alexander Sarchow ruhig. Er sah schnell nacheinander die tickenden und summenden elektronischen Geräte an. Das erste Gerät explodierte krachend. Das zweite begann zu glühen, entwickelte Rauch und begann zu schmoren. Das Licht im Raum begann zu flackern. Dann starrte Sarchow die große Glasscheibe an, die die Räume trennte. Mit einem schmetternden Klirren barst die Scheibe in tausend Trümmer. Die Menschen draußen und wichen kreischend und fluchend zurück. Einige stolperten über die anderen, und die hinten
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