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Zurück nach Hollyhill: Roman (German Edition)

Zurück nach Hollyhill: Roman (German Edition)

Titel: Zurück nach Hollyhill: Roman (German Edition)
Autoren: Alexandra Pilz
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wenn nicht sogar eine Kuh. Ein totes Tier dieser Größe hätte jedes Fahrzeug ins Schleudern gebracht, soviel stand fest, und obwohl Emily Quayle nicht sehen konnte, wusste sie, dass er sie anstarrte, jetzt, gerade in diesem Augenblick, in seinem Rückspiegel, dass er darauf wartete, dass sie sich überschlugen, nachdem er ausgewichen war, und dass er deshalb nicht nach vorn sah und seinen eigenen Wagen zu weit in Richtung Wald verzog.
    Der Knall war überwältigend. Emily kreischte, als der Nebel vor ihr plötzlich aufriss, zerfetzt von Lichtblitzen und fliegendem Metall, verursacht von Quayles Auto, das wie ein Pingpong-Ball von den Bäumen prallte. Der Lärm war markerschütternd.
    War er über sie hinweggeflogen? Sie konnte es nicht genau sagen. Ihr Herz raste wie verrückt, als Matt versuchte, den schlitternden, ächzenden Ford unter Kontrolle zu bringen. Sie schleuderten über die Fahrbahn, drehten sich dabei mehrmals, und Emily schmeckte Blut in ihrem Mund, so fest bissen ihre Zähne aufeinander. Als der Wagen endlich zum Stehen kam, schloss sich eine Stille an, die in ihren Ohren pulsierte.
    Matt schnallte sich ab und beugte sich zu ihr.
    »Es geht mir gut«, murmelte Emily, doch ihre Stimme bebte. Sie verschränkte die Hände in ihrem Schoß.
    »Warte hier«, bat Matt, während er die Fahrertür öffnete. Er stieg aus, und kühle Luft strömte ins Innere des Wagens.
    Emily nahm einen zittrigen Atemzug.
    Ihr Herz klopfte hart in ihrer Brust und sie spürte immer noch die bleierne Müdigkeit, für den Moment aber war sie zu geschockt, um sich ihr hinzugeben. Sie starrte durch die Windschutzscheibe nach draußen. Sie konnte nicht mehr nachvollziehen, in welche Richtung das Auto nun stand, doch vor ihr war nichts als Asphalt. Unsicher öffnete sie ihre Tür. Sie schnallte sich ab und fiel mehr aus dem Wagen als dass sie ausstieg, sie musste sich am Rahmen festhalten, um das Gleichgewicht zu halten.
    Als sie den Blick hob, erkannte sie Quayles Auto nicht gleich. Halb von Bäumen verdeckt, klemmte es zwischen zwei Stämmen, gut zwanzig Meter von Emily entfernt. Die Scheinwerfer glommen gespenstisch durch Nebel und Zweige. Ein Wunder, dass sie heil geblieben waren, denn um sie herum bog und faltete sich verschobenes Blech.
    Emily fröstelte. Es war so ruhig hier draußen. Keine Menschenseele war zu sehen, kein Vogel durchbrach die Stille. Sie fragte sich gerade, wo Matt war, als er sich aus dem Dickicht löste und auf sie zulief. Wie seltsam, dass sie genau in diesem Augenblick beschloss, sich nicht mehr länger halten zu können. Er erreichte sie in dem Moment, in dem sie Richtung Boden sackte. Emily spürte nicht mehr, wie sich Matts Arme um ihre Taille schlossen und sie an sich drückten, um sie vor dem Fall zu bewahren.

18
    S ie erwachte von einem Lichtstrahl, der sich auf ihre geschlossenen Lider gelegt hatte. Emily wandte den Kopf, um der Störung auszuweichen, als die Bewegung jedoch einen stechenden Schmerz verursachte, stöhnte sie leise und blinzelte sich in die Realität.
    Der Traum war wunderschön gewesen.
    Sie hatte am Strand gesessen, im weißen Sand einer kleinen Bucht, über der ein azurblauer Himmel schwebte. Möwen umkreisten ein Fischerboot, das einige hundert Meter vor der Küste seine Netze einholte. Matt hatte einen Arm um ihre Schultern gelegt und ihr Kopf lehnte an seiner Brust. Sie spürte seinem Kuss auf ihren Lippen nach, und sie war glücklich – und unendlich wehmütig zugleich. Er schlang seinen zweiten Arm um ihren Körper und legte seine Wange auf ihr Haar, und sie schmiegte sich enger an ihn, ließ ihre Hand über seine Brust streichen und atmete ihn ein. Er roch nach Sonne und Salz, und Emily fühlte sich ihm so nah, dass es wehtat.
    Mühsam richtete sie sich auf. Sie saß auf der Rückbank, auf der sie offenbar geschlafen hatte, und um sie herum strahlte heller Tag. Sie war nicht mehr im Wald. So wie es aussah, hatte Matt das Auto an eine andere Stelle gefahren, und wenn sie nicht völlig falsch lag, in die Nähe des Hügels, auf dem sie Silly und Joe begegnet waren.
    Ihr Kopf schmerzte so sehr. Und ihre Wangen brannten von der Erinnerung an ihren Traum. Darüber hinaus jedoch ging es ihr besser. Die Schwere war von ihr abgefallen und sie konnte sich bewegen, ohne sich dabei schwach und zittrig zu fühlen.
    Durch die Windschutzscheibe sah sie, dass Matt an der Motorhaube lehnte. Seine Schultern waren nach vorn gebeugt, so als habe er die Arme vor der Brust verschränkt, und
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