Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zurück nach Hollyhill: Roman (German Edition)

Zurück nach Hollyhill: Roman (German Edition)

Titel: Zurück nach Hollyhill: Roman (German Edition)
Autoren: Alexandra Pilz
Vom Netzwerk:
ändern, aber du kannst es.
    Geh und rette ihn.
    Mit einem Ruck löste Emily die Hände von ihrem Gesicht und ließ sie in ihren Schoß fallen. Sie drehte ihren Kopf zu Matt, der sich ihr sofort zuwandte, die Augen dunkel und voller Mitgefühl.
    Emily räusperte sich. »Er fährt Landstraße«, krächzte sie kaum hörbar, »zum Cottage« seiner Eltern, wollte sie hinzufügen, doch das Sprechen fiel ihr immer noch schwer. Sie schloss die Augen und strengte sich an, sich den Traum in Erinnerung zu rufen. Die Schilder – was stand auf den Schildern am Straßenrand?
    »Dunsford. Er nimmt den Weg in Richtung Dunsford.« Emily blinzelte. Sie sah, wie Matt die Stirn runzelte, für den Bruchteil einer Sekunde, dann widmete er seine Aufmerksamkeit der Straße und trat aufs Gas.
    Er fuhr viel zu schnell. Die Geschwindigkeit schleuderte Emily in ihren Sitz und gegen die Beifahrertür, aber sie gab keinen Laut von sich. Sie wusste, Quayle hatte einen immensen Vorsprung und ohne ihre Erinnerung würden sie ihn nicht mehr einholen können.
    Ohne ihre Erinnerung würden sie bald tot sein.
    Der Nebel jagte ihr Angst ein. Er war so undurchdringlich wie Stoff und legte sich wie ein Vorhang über alles. Es war noch nicht Nacht, doch schon so finster. Im Kegel der Scheinwerfer waberte feuchte, milchige Luft, die die Bäume auf beiden Seiten der Fahrbahn wie einen Weichzeichner umhüllte. Hier und da markierte ein Hinweisschild den Weg.
    Quayles Blick flackerte zwischen Straße und Rückspiegel, in dem ein einzelnes Licht auf und nieder hüpfte. Er war konzentriert und wirkte gehetzt, doch plötzlich änderte sich sein Gesichtsausdruck. Das diabolische Grinsen ließ Emily vor Angst erstarren. Als Quayle laut loslachte, steuerte der Wagen wie von allein immer weiter auf die Gegenfahrbahn. Zu weit. Zu WEIT . Als aus dem Nebel ein schwarzer Baum auftauchte und alles um sie herum in grellen Lichtblitzen explodierte, riss sie vor Schreck die Augen auf.
    »Eine Falle. Etwas auf der Straße.« Emily schluckte und drehte Matt schwerfällig ihr Gesicht zu. »Der Scheinwerfer.«
    Matt warf einen Blick durch die Windschutzscheibe und dann wieder auf Emily. »Das rechte Licht ist kaputt«, stellte er fest. »Meinst du das?«
    Sie nickte. »Motorrad«, hauchte sie.
    Matt überlegte einen Moment. Draußen rauschte die Dunkelheit an ihnen vorbei.
    »Er denkt, wir sitzen auf einem Motorrad?«, fragte er. Emily nickte.
    »Und es gibt ein Hindernis auf der Straße. Er will, dass wir dagegenfahren?«
    Wieder nickte Emily.
    »Wo?«
    »Im Wald«, murmelte sie. »Nach einer Brücke, über einem Bach.« Sie kniff die Augen zusammen. Wenn der Nebel in ihrem Kopf nur nicht so dicht wäre. Sie sah das Hinweisschild auf sich zukommen, aber was stand darauf?
    »Da war ein Haus«, seufzte sie schließlich. »Blei … Bleiweth …«
    »Blytheswood?« Sie spürte, wie Matt den Druck auf das Gaspedal weiter verstärkte. »Meinst du das ›Blytheswood Hostel‹?« Das Rauschen des Motors, der Straße, des Windes, all der Lärm schien Emily wach zu halten. Bei diesem Tempo konnte Quayles Vorsprung nicht mehr allzu groß sein. Bei diesem Tempo würden sie auf keinen Fall mehr bremsen können. Sie waren bereits eine Weile unterwegs. Sicher würde es bald passieren.
    Sie nickte. Matts Stimme erhob sich über das Brausen des Wagens. »Erinnerst du dich sonst noch an etwas?«
    Ja, dachte Emily. Wir haben uns überschlagen. Es sprühten Funken, und der Lärm war ohrenbetäubend. Und du …
    Sie schüttelte den Kopf. Sie hob das Kinn ein Stück und spähte durch die Windschutzscheibe. Sie waren inzwischen von Wald umgeben. Die Bäume flogen nur so an ihnen vorbei. Vor ihnen wölbte sich die Steinbrücke über den Bach, und als der Hinweis auf das ›Blytheswood Hostel‹ an ihr vorbeijagte, formte sich ein Klumpen in Emilys Magen. Sie waren so nah dran.
    »Da ist er!«, rief Matt.
    Ein paar hundert Meter vor ihnen machte Emily zwei verschwommene rote Punkte aus, die die Rücklichter von Quayles Auto sein mussten. Beide Fahrzeuge fegten in enormem Tempo dahin, doch Matt drückte das Gaspedal weiter in Richtung Bodenblech. Ganz langsam kamen die roten Lichter näher.
    »Jetzt!«, schrie Matt, und Emily drückte sich instinktiv tiefer in ihren Sitz, selbst einen Schrei auf den Lippen. Der Wagen vor ihnen sprang zur Seite, dann holperten sie über die Mittelstreifen auf die Gegenfahrbahn, Quayle nach und vorbei an einem riesigen Haufen Fell, der mindestens ein Hirsch sein musste,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher