Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zurück nach Hollyhill: Roman (German Edition)

Zurück nach Hollyhill: Roman (German Edition)

Titel: Zurück nach Hollyhill: Roman (German Edition)
Autoren: Alexandra Pilz
Vom Netzwerk:
Mutter, aufgelöst und ängstlich rief sie jemandem etwas zu, dann kniete sie neben Emily nieder.
    Mama.
    Papa.
    Emily spürte, wie Tränen in ihr brannten, doch dann verschluckte sie erneut die Nacht.
    Sie schreckte hoch, als ihr ein grässlicher Geruch in die Nase stieg. Ihre Lider flatterten, und durch sie hindurch erkannte sie Matt. Er hielt ihren Kopf in seinem Schoß. Als Emily die Augen endlich aufschlug, reckte er ein kleines Fläschchen in die Luft. Ihr Blick folgte seiner Hand. Es war ihr Vater, der die Flasche entgegennahm. Ihre Mutter stand dicht hinter ihm. Von irgendwoher drangen dumpfe Geräusche an ihr Ohr, doch ihr Blick wanderte zurück. »Matt«, wisperte sie.
    Sein Anblick erschreckte sie. Sein Gesicht wirkte fahl, beinahe so wie der Himmel hinter ihm, und an seinem Haaransatz klebte Blut. Das Schlimmste aber waren seine Augen: Sie waren schwarz schattiert und ohne jeden Glanz und sie blickten so besorgt auf Emily nieder, dass sich ihr Herz schmerzhaft zusammenzog.
    »Wie geht es dir?«, flüsterte er. »Kannst du dich bewegen?« Angst schwang in seiner Stimme mit, und Emily streckte spontan eine Hand nach ihm aus, wie um ihn zu trösten. Zu ihrem großen Erstaunen ergriff er sie und legte sie an seine Wange. Dann neigte er den Kopf, um sich in die Bewegung einzuschmiegen. Emilys Augen weiteten sich. Matt schloss für einen Moment die Lider.
    »Matt!« Joshs verzweifelter Ruf ließ Emily zusammenzucken, und Matts Kopf schnellte nach oben. »Ich kann ihn nicht mehr lange halten. Der verdammte Mistkerl ist zäh!« Matt löste Emilys Hand von seiner Wange und drückte wie selbstverständlich einen Kuss in deren Innenseite. Dann nahm er ihr Gesicht in beide Hände und berührte mit den Lippen ihre Stirn. »Ich bin sofort wieder da«, flüsterte er.
    Emily nickte, aber in ihrem Inneren tobte es. Was hatte er gesagt? Sie konnte keinen klaren Gedanken fassen.
    Er sprach jetzt mit ihrem Vater. »Können Sie herausfinden, was er ihr gegeben hat? Wir müssen sie hier wegbringen.«
    Matt ließ Emily nicht aus den Augen, als er seine Jacke auszog und sanft unter ihren Kopf schob. Sie hörte Josh rufen: »Du verfluchter Scheiß …«, und Matt sprang auf und rannte davon.
    Und dann knieten ihre Eltern neben ihr. »Dein Name ist Emily, richtig?« Wieder strich ihr Vater mit seiner Hand über ihre Stirn, dann hob er sachte eines ihrer Lider an. »Ich heiße Richard«, fuhr er fort, »ich bin Arzt. Kannst du dich erinnern, was du zu dir genommen hast? Hat er dir irgendetwas gegeben?«
    Emily sah ihren Vater an, dann in das Gesicht ihrer Mutter. Noch immer drehte sich alles in ihrem Kopf, doch allmählich fühlte es sich so an, als würden die einzelnen Teilchen ihres Gehirns wieder an ihre entsprechenden Positionen fallen. Langsam, wie unter Wasser. Aber immerhin. Das Riechsalz schien seine Wirkung nicht verfehlt zu haben.
    Sie starrte weiter ihren Vater an, doch ihre Aufmerksamkeit galt den Kampfgeräuschen hinter ihr.
    Matt.
    Würde er Quayle besiegen können? Was, wenn es umgekehrt war? Wenn Quayle Matt etwas antat?
    Ihre Mutter räusperte sich. »Matt ist ein sehr erfahrener Kämpfer«, erklärte sie sanft. »Sorge dich bitte nicht um ihn.«
    Emily blinzelte.
    Hatte sie laut gesprochen? Sie war so furchtbar verwirrt. Mama. Sie streckte ihre Hand nach ihrer Mutter aus, und diese ergriff sie. So nah. Sie war so nah dran. Ein Wort nur, und sie könnte alles verändern. Ein Satz von ihr, und ihre Eltern würden vielleicht weiterleben.
    »Ich bin Emily«, flüsterte sie. Sie drückte die schmale Hand ihrer Mutter, die ihr zunickte und sie mit großen, runden, flussgrünen Augen ansah. Emily hielt die Luft an bei dem Bemühen, sich aufzurichten. Ihr Kopf fühlte sich nach wie vor wie eine Luftblase an.
    »Er muss dir ein ziemlich starkes Beruhigungsmittel verabreicht haben, vielleicht sogar ein Narkotikum«, erklärte ihr Vater, während er Emily dabei half, sich aufzusetzen. Sie konnte sich unmöglich alleine halten, er musste sie stützen.
    »Gut möglich, dass dein Zustand noch eine Weile andauert«, erklärte er. Er musterte sie mit zusammengekniffenen Augen. »Kannst du dich an das erinnern, was passiert ist? Du machst einen ziemlich verwirrten Eindruck.« Er lächelte Emily an. »Du hast mich ›Papa‹ genannt.«
    Emilys Augen weiteten sich. Gleichzeitig zog sich ihr Herz zusammen, als habe jemand eine eisige Hand darum gelegt. Sie konnte es nicht. Sie konnte es nicht tun. Was sollte sie ihm sagen?
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher