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Zurück nach Hollyhill: Roman (German Edition)

Zurück nach Hollyhill: Roman (German Edition)

Titel: Zurück nach Hollyhill: Roman (German Edition)
Autoren: Alexandra Pilz
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wie er sich dort aufbaute und Emily anstarrte.
    »Was willst du, Cullum?«, fragte er kalt.
    Cullum zuckte mit den Schultern, ein breites Grinsen auf dem makellosen Gesicht. »Die Aussicht genießen, so wie du auch«, antwortete er. Er ließ die Hand mit dem Grashalm sinken, stützte sich auf der Mauer ab und hievte sich in einem eleganten Schwung darauf. Dann schloss er die Augen und reckte sein Gesicht den warmen Strahlen entgegen.
    Matt seufzte. Er hatte also nicht vor, wieder zu gehen. Großartig.
    Sie schwiegen einige Minuten, dann brach Cullum als Erster die Stille. »Hast du Angst, dass sie dir davonläuft?«, fragte er.
    Matt zuckte nicht einmal. Er hatte nicht vor, sich provozieren zu lassen.
    »Oder fürchtest du, dass wir uns in Luft auflösen und sie zurücklassen?«, fuhr Cullum ungerührt fort. »Das arme, einsame Mädchen, ganz allein unter diesem einsamen, alten Baum?«
    »Geh und spiel mit deiner Schwester, Cul!«
    Cullum lachte auf. »Gutes Stichwort«, sagte er. »Chloe gefällt es gar nicht, dass die Kleine wieder im Dorf ist. Sie hatte gehofft, sie nicht näher kennenlernen zu müssen – wenn überhaupt . O ja. ›Die Hoffnung auf Genuss ist fast so süß wie schon erfüllte Hoffnung.‹«
    Matt warf ihm einen eisigen Blick zu, und Cullum hob abwehrend die Hände. »Ein Zitat!«, rief er theatralisch. »Ich gebe nur weiter, was man mir zuträgt.« Er grinste. Es war nicht zu übersehen, wie viel Freude ihm dieses Gespräch bereitete. »Im Übrigen«, fügte er seufzend hinzu, »würde ich deine kleine Freundin sehr gern kennenlernen.«
    Aus der Ferne war Emilys Lachen zu hören, und automatisch spannten sich Matts Schultern. Sie hat Fee erreicht, dachte er erleichtert, obwohl er ohnehin davon überzeugt gewesen war, dass ihr nichts passiert sein konnte. Doch zu sehen, wie nervös Emily seit ihrer Rückkehr gewesen war, hatte auch ihn unruhig werden lassen.
    »Wirst du uns einander vorstellen?«
    Matt antwortete nicht.
    Cullum seufzte. »Nun denn, dazu besteht sicherlich noch Gelegenheit«, sagte er.
    Sie schwiegen wieder. Matt wusste genau, welches Ziel Cullums hellgrüne Augen fixierten.
    »Ist es wahr, dass sie dir das Leben gerettet hat?«
    Matt seufzte. Du hast ja keine Ahnung.
    Laut sagte er: »Sie hat den Unfall vorhergesehen und unseren Wagen davor bewahrt, sich um einen Baum zu wickeln. Insofern: Ja, ganz recht. Sie hat uns gerettet.« Er hörte selbst, wie arrogant er klang, aber so war das eben mit Cullum, immer schon gewesen. Wer nachgab, verlor. Wer eine Schwäche zeigte, auch.
    »Wie konnte der Kerl überhaupt entwischen?«, fragte Cullum. »Sag mir nicht, deine Superkräfte sind auch nicht mehr das, was sie mal waren? Oder hast du dich ablenken lassen, Matthew?«
    Matt antwortete nicht, und Cullum lachte leise. »Okay, okay, ich hör schon auf«, sagte er. »Anderes Thema. Der Kerl hat seinen Vater umgebracht, richtig? Nachdem der seine Mutter getötet hatte?«
    »Das ist das, was Harry rausfinden konnte, ja.« Und jetzt verschwinde.
    »Und dann hat er sich die Mädchen geschnappt, die seiner Mutter ähnlich sahen – und sie getötet, weil sie sie ihm auch nicht zurückbrachten?« Cullum pfiff durch die Zähne. »Gruselige Sache. Und deine Emily mittendrin. Das junge Glück.«
    Matts Herzschlag beschleunigte sich. Er wusste, was jetzt kam, und er wappnete sich, so gut es ging. »Wer hätte gedacht, dass sich diese unleidige Geschichte einmal in solches Wohlgefallen auflösen wird.« Cullum machte eine Pause, wie ein Schauspieler, der ein Gedicht vortrug. »Ausgerechnet Esthers Tochter. Ich meine, du hast ihr doch davon erzählt, oder?«, fragte er scheinheilig, und Matt presste die Lippen aufeinander. »Hast du ihr gesagt, was ihre Mutter getan hat?«
    Es kostete Matt all seine Kraft, nicht herumzuwirbeln, Cullum am Kragen seines lächerlichen Hemdes zu packen und ihn durchzuschütteln wie ein Federkissen. Stattdessen sog er Luft ein, so viel er konnte, um seinen Puls zu beruhigen und sein Temperament zu zügeln. Er wandte sich ihm langsam zu und sagte ebenso ruhig: »Da gibt es nichts zu erzählen. Esther trifft keine Schuld.«
    »Ah!« In gespieltem Erstaunen hob Cullum eine Augenbraue. »Du hast es ihr also nicht gesagt?«
    Das war genau einer dieser Momente, in denen er Cullum hasste, abgrundtief. »Nein«, sagte Matt bestimmt. »Weil«, fuhr er fort, »obwohl es dich einen Scheiß angeht, sich herausgestellt hat, dass Esther keine Chance hatte, die Dinge zu ändern. Sie
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