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Zurück nach Hollyhill: Roman (German Edition)

Zurück nach Hollyhill: Roman (German Edition)

Titel: Zurück nach Hollyhill: Roman (German Edition)
Autoren: Alexandra Pilz
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das für sie selbst bedeutete. Sie wollte überhaupt nicht mehr nachdenken. Sie ließ ihre Hand sinken und schloss die Augen. Sie hörte einen Vogel singen und Blätter rascheln. Sie lauschte auf ihren Herzschlag, der ihr auf einmal merkwürdig träge vorkam.
    Matt bewegte sich und machte einen Schritt auf sie zu. Obwohl sie die Augen geschlossen hielt, spürte Emily seine Nähe – die Wärme, die von ihm ausging, sein mittlerweile vertrauter Duft.
    Er hob eine Hand und strich mit den Fingerspitzen sanft über ihre Stirn, die Kontur ihres Gesichtes entlang hinunter zu der Beuge zwischen Hals und Schulterblatt. Dort löste er das Band aus ihren Haaren und teilte mit den Fingern ihren Zopf in seine einzelnen Strähnen.
    Ein Schauer durchlief Emilys Körper und sie spürte, wie sie zu zittern begann.
    Matt löste das zweite Haarband. Sein Zeigefinger streifte die Haut unter ihrem Ohrläppchen, doch im nächsten Moment vergrub er beide Hände in ihren Haaren und zog Emily zu sich heran. Er beugte sich zu ihr hinunter und lehnte seine Stirn gegen ihre.
    »Ich bin froh, dass du hergekommen bist«, flüsterte er. Seine Finger streichelten zärtlich ihre Schläfen.
    Die Worte kreisten in Emilys Kopf. Sie wiederholte sie im Stillen und ließ es zu, dass sie ihn leerfegten, ganz und gar, bis auf den letzten nagenden Gedanken, der sich dort festsetzen wollte und dem sich Emily noch früh genug würde stellen müssen.
    Sie öffnete ihre Augen, hob ihre Hände und legte sie auf Matts Brust. Ihre Fingerspitzen tasteten sich vom Kragen seines Hemdes weiter nach oben, berührten seinen Hals und schließlich seinen Nacken, während Emily ihr Kinn anhob. Matts Haut erzitterte unter ihren Händen und seine Lider flatterten, aber er kam nicht näher.
    Die Erinnerung an den gestrigen Nachmittag flammte vor ihren Augen auf – da hatte er nicht gezögert, nicht eine Sekunde, und Emily fragte sich, warum er es jetzt tat. Wartete er auf ihre Zustimmung? Konnte es sein, dass Matt sich ihrer nicht sicher war?
    Entschlossen griff Emily in Matts Haare und zog ihn näher zu sich heran. Seine Lider senkten sich, als sich ihre Lippen sanft auf seine pressten. Er seufzte leise und drückte sie an sich.
    Emily schloss die Augen. In ihrem Körper breitete sich eine Wärme aus, die jede Zelle und jede Pore einzuschließen schien. Während Matt sie küsste, zärtlicher und vorsichtiger als beim ersten Mal, verstärkte sich der Schwindel in ihrem Herzen.
    Nein, sie war sich nicht sicher. Sie wusste nicht mehr, was sie denken sollte, was sie fühlen sollte, wer sie war. Sie schlang ihre Arme fester um Matts Nacken und schmiegte sich enger an ihn. Sie wollte nicht an Lukas denken, doch sie tat es trotzdem. Für ihn hatte sie nie so empfunden und auch nicht für jemanden sonst. Für niemanden. Nie.
    Nicht loslassen, schoss es ihr durch den Kopf.
    Matt streichelte ihre Wange, ihre Haare, ihren Rücken. Seine Lippen lösten sich von ihren, streiften ihr Kinn, ihren Hals, ihr Ohrläppchen, um dann wieder zu ihrem Ausgangspunkt zurückzukehren.
    Emily seufzte. Aus den Augenwinkeln nahm sie ein Flirren wahr, das vom Fuße des Hügels zu ihnen hinauf blitzte. Sie spürte, wie sie sprangen, wie die Zeit an ihnen zog, aber diesmal würde sie nicht ohnmächtig werden, ganz bestimmt nicht.
    Sie würde nicht loslassen.
    Noch nicht.
    Nicht jetzt.

Epilog
    E r lehnte an der Steinmauer, die den Garten des »Crooked Chimney« umgab, die Hände im Nacken verschränkt, die Augen halb zusammengekniffen gegen das blendende Licht der tief stehenden Sonne. Sein Blick fixierte die alte Eiche auf dem Hügel, beziehungsweise das Mädchen, das davor auf und ab lief, ein Handy ans Ohr gepresst.
    Er hatte keine Ahnung, warum er hier stand. Er konnte nur hoffen, dass sie von dort oben nicht sehen konnte, wie er sie beobachtete.
    Matt seufzte. Er verschränkte beide Arme vor der Brust und schüttelte den Kopf.
    »Matthew! Was machst du? Wunderst du dich über dich selbst?« Cullum lachte, während er auf Matt zuspazierte, einen Grashalm im Mundwinkel, das weiße, ausladende Hemd viel zu weit aufgeknöpft. Er sah aus wie ein Musketier – unverschämt gut und genauso selbstgefällig.
    Matt wandte nicht einmal den Kopf, als Cullum sich neben ihn stellte und mit einer Hand seine Augen abschirmte.
    »Aaaaah«, machte er, auf diese typische, herablassende Art, »ich verstehe.«
    Matts Haltung versteifte sich. Es war ihm egal, was Cullum dachte, sagte, verstand , aber es gefiel ihm nicht,
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