Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sternenfaust - 095 - Mutawesis Hölle

Sternenfaust - 095 - Mutawesis Hölle

Titel: Sternenfaust - 095 - Mutawesis Hölle
Autoren: Alfred Bekker
Vom Netzwerk:
 
     
    Robert Mutawesi lag gefesselt am Boden. Er blickte auf. Ein durchdringender Geruch hing in der Luft. Blut, Schweiß und etwas, das auf keinen Fall menschlich war.
    Dann – ein Laut, von dem man nicht hätte sagen können, ob es ein Seufzen oder das Gegeneinanderschaben von Beißwerkzeugen gewesen war. Ihn schauderte. Etwas drängte ihn, sein Bewusstsein auszuschalten, es nicht mehr wahrzunehmen, aber dann nahm er sich zusammen.
    Was geschieht, geschieht eben , dachte Mutawesi. Es gibt keine Hoffnung, keinen Trost und keine Gewissheit. Nicht einmal in der Mathematik, denn in Wahrheit ist das Universum doch chaotisch … Es siegen weder das Gute noch die Logik.
    Der spinnenartige Msssarrr kroch etwa drei Meter von Mutawesi entfernt über den metallenen Boden.
    Mit unterschiedlich langen Beinen drehte sich der Msssarrr den menschlichen Körper mehrfach herum, den er zu sich herangezogen hatte.
    Es war der Körper einer Frau. Ihre Frisur hatte sich gelöst. Das Haar hing zum Teil herab, der Rest wurde noch durch ein paar Nadeln zusammengehalten. Vom Gesicht war nicht mehr viel zu erkennen. Die Augen waren blutige Höhlen, die Nasenpartie vollkommen zerstört. Reste einer weißen Masse mischten sich mit dem Blut. Der Msssarrr zog jetzt seinen Saugstachel aus dem rechten Ohr heraus, stieß einen zischenden Laut des Wohlgefallens aus und schlürfte die Reste an Hirnmasse in sich hinein, die noch in und um die blutigen Wunden herum klebten.
    Nichts war kostbarer als Hirn.
    Die Kraft fremder Gedanken lag für die spinnenartigen Wesen darin, rief sich Robert Mutawesi zurück ins Gedächtnis.
    Mit den Greiforganen, die sich an den Enden seiner Extremitäten befanden, griff er nach dem Kopf der Frau und drehte ihn herum.
    Ein Knacken ertönte, als das Genick brach. Wie eine Puppe ließ der Msssarrr den Körper fallen und widmete sich fortan nur noch dem Kopf.
    Blut floss aus den zerrissenen Adern heraus und ergoss sich über den glatten Boden.
    Die rote Lache dehnte sich aus, bildete verschiedene Ströme, die Mutawesi auf sich zukommen sah, während der Msssarrr den Kopf nun von der Schädelbasis aus auszusaugen begann und seiner letzten Reste an dem für ihn wertvollsten Stoff des Universums berauben wollte: Schmatzende Geräusche entstanden dabei. Mutawesi blickte in das Augenkonglomerat des Spinnenartigen oberhalb der Fressöffnung.
    Wie viele Augen hat ein Msssarrr im Durchschnitt? , ging es ihm durch den Kopf. Er wusste, nicht jeder Msssarrr hatte dieselbe Anzahl. Und nicht einmal dieses eine Exemplar schien immer dieselbe Augenzahl in seinem Konglomerat aufzuweisen. Sie schwankte zwischen einem halben und einem vollen Dutzend.
    Lässt sich für die Anzahl der Augen eines Msssarrr und ihrer Verteilung über einen beliebigen Zeitraum eine Formel finden? , dachte er in einem Versuch, sich mit Mathematik von dem grausigen Anblick abzulenken. Nehmen wir an, eine Größe a ist Augenhöchstzahl und eine Größe b die Differenz zwischen der größten und der kleinsten beobachteten Anzahl …
    Während der Msssarrr seine schreckliche Mahlzeit fortsetzte, rechnete Mutawesi. Das gab Sicherheit. Der Verstand musste etwas zu tun haben, sich mit etwas beschäftigen, was er bewältigen konnte, damit er hoffentlich so ausgelastet war, dass die Dinge, die er hatte sehen müssen und immer noch sah und die niemand zu bewältigen vermochte, gar nicht erst an sich heranließ – Speicher ausgelastet, hieß das in der Informatik.
    Mutawesis Lippen bewegten sich ohne einen Laut, denn er wusste, dass der Msssarrr ausgesprochen sauer reagieren konnte, wenn man ihn störte.
    Eine Hirnmahlzeit hatte für ihn eine offenbar kultische Bedeutung. Sie war Gottesdienst – einer grotesken Parodie auf das christliche Abendmahl ähnlich.
    »Lieutenant Commander Mutawesi?«
    Die Stimme drang wie von Ferne in Robert Mutawesis Bewusstsein. Er konnte sie zunächst auch gar nicht zuordnen.
    »Hören Sie mich, Mister Mutawesi?«
    Mutawesis Lippen bewegten sich noch immer. Sie murmelten Zahlen, Platzhalter, Gleichungen – aber so, dass kein Laut nach außen drang. Nicht der geringste.
    Dr. Tregarde … Die Stimme gehört Dr. Tregarde, wir haben das Jahr 2254 und du bist Dritter Offizier und Offizier für Waffen und Taktik im Rang eines Lieutenant Commander an Bord des Sondereinsatzkreuzers STERNENFAUST, im Dienst des Star Corps of Space Defence der Solaren Welten. Dies ist die Krankenstation des Schiffs.
    Dr. Tregarde stellte das Tablett mit den
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher