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Sternenfaust - 095 - Mutawesis Hölle

Sternenfaust - 095 - Mutawesis Hölle

Titel: Sternenfaust - 095 - Mutawesis Hölle
Autoren: Alfred Bekker
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die übernommenen Körper nichts anderes als ein Werkzeug des jeweiligen Dronte.
    Bei den Seglanern war das nicht ganz so. Vielleicht lag es daran, dass es eben doch ein Mythos gewesen war, dass die Erinnerungen ausschließlich in dem Nervenkern gespeichert wurden. Sie wurden in Wahrheit überall und an sehr Verschiedenen Stellen des Seglaner-Körpers chemisch fixiert. Und vor allem sorgten verschiedene, nur schwer zu deaktivierende biochemische Mechanismen dafür, dass sie sich immer wieder rekonstruierten. Und auch Teile der Persönlichkeit des Seglaners, der einst Walbaaan gewesen war, geisterten noch als chemisch fixierte Bewusstseinsfragmente durch den amöbenhaften Körper des Seglaners, deren Wiederherstellungsfähigkeit für den Dronte in ihm beängstigend war. Der amöbenhafte Körper dieser Spezies speicherte Informationen wie nach einem Backup des Bewusstseins und schuf Erinnerungen daraus neu. Doch wie die Seglaner dies taten, war selbst für die fortgeschrittene Wissenschaft der Dronte ein Rätsel geblieben. Dazu kam, dass dieses Phänomen von jenen Genen, die die Separierung eines Bewusstseins und letztlich die Teilung des ganzen Organismus steuerten, stark unterstützt wurde. Für Dronte war also die Übernahme eines Seglaners ein gefährliches Unternehmen. Nur ein psychisch stabiler Dronte war für eine Vereinigung geeignet. Und selbst bei sorgfältiger Auswahl der Implantate kam es auf Segla immer wieder zu Fällen der sogenannten seglanischen Schizophrenie.
    Walbaaan war selbst nur mit knapper Not und dank der biochemischen Intervention seines Arztes an diesem Schicksal vorbeigekommen.
    Ein Grund mehr für ihn, sich seinem Lebenswerk zu widmen – der Erforschung der biochemischen Mechanismen, die dazu führten, dass immer wieder Dronte dem Wahnsinn der seglanischen Schizophrenie verfielen.
    Zwei Partner waren ihm dabei behilflich. Beide waren Dronte – litten aber nicht unter diesem Phänomen, da sie nicht in seglanische Körper eingepflanzt worden waren. Der eine hieß Jason Montesculon und stammte von Karalon, der ehemaligen Residenz-Welt des Herrn .
    Ein Dronte-Mensch, der eine so ganz andere Lebensform war, als die Seglaner lange für möglich gehalten hatten.
    Jason Montesculon trug einen eng anliegenden Overall. Am Hals und dort, wo die Ärmel am Handgelenk endeten, waren die Enden der Ganglien zu sehen, die von dem in seine Brust implantierten Dronte ausgingen.
    Der andere stammte von Parda, dem zweiten Planeten der heimatlichen Sonne, die von die Seglanern einfach als Großes Licht bezeichnet wurde. Der Name des Dronte-Pardaners lautete Kar-Dan-To. Er war deutlich kleiner als der Dronte-Mensch, hatte aber ebenfalls vier feste und unveränderbare Extremitäten. Sein Körper war bepelzt und die Augen so klein, dass sich Walbaaan nur schwer vorzustellen vermochte, dass sich damit ein ausreichend großes Gesichtsfeld erfassen ließ. Dennoch – sowohl bei Menschen als auch bei Pardanern reichte angeblich die Überlappung der Gesichtsfelder beider Augen zu dreidimensionaler Sicht aus.
    Trotzdem war sich Walbaaan sicher, er wäre sich halb blind vorgekommen; schließlich konnte er je nach Bedarf bis zu vierzig Prozent seiner Körperoberfläche in lichtsensitives Areal umwandeln. Und außerdem vermochte Walbaaan aus seinem amöbenhaften Körper nach Belieben tentakelartige Extremitäten auszubilden und hatte die direkte Kontrolle über eine ganze Reihe von Stoffwechselprozessen.
    Chemische Prozesse, denen die beiden Kollegen mehr oder minder hilflos ausgeliefert waren.
    Oft hatte der amöbenhafte Walbaaan die beiden Wissenschaftler-Kollegen dennoch beneidet – trotz der im ganzen weitaus minderwertigeren Wirtskörper, in die man sie hineingepflanzt hatte.
    Aber diese Wirtskörper gehörten auf jeden Fall unzweifelhaft ihnen allein. Kein sich selbst restaurierender Bewusstseinsrest machte sie ihnen streitig. Sie waren die Herren ihrer Existenz – auch wenn die zumindest physiologisch gesehen natürlich armselig war.
    Walbaaan hingegen fürchtete bei jedem sich fremd anfühlenden Gedanken, jeder Erinnerung, die er nicht sofort eindeutig zuzuordnen vermochte. Vielleicht waren sie beginnende Anzeichen einer seglanischen Schizophrenie …
    Mit dieser Angst leben wir von der Implantierung an , dachte Walbaaan resigniert. Und niemand kann sie uns nehmen. Denn es scheint kein Mittel zu geben, den Ausbruch dieser Krankheit sicher zu verhindern.
    Nicht einmal Operationen am offenen Nervenknoten hatten
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