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Zurück nach Hollyhill: Roman (German Edition)

Zurück nach Hollyhill: Roman (German Edition)

Titel: Zurück nach Hollyhill: Roman (German Edition)
Autoren: Alexandra Pilz
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80er-Jahren vielleicht geändert worden war.
    »Wie heißt Ihr Onkel?«
    Emily zögerte keine Sekunde. »Browser«, sagte sie. Noch eine Sekunde später hätte sie sich am liebsten die Zunge abgebissen. Sie hatte das Namensschild absichtlich nicht an ihr Kleid geheftet, aus Angst, Quayle könnte diese Mrs. Browser eventuell kennen und würde sie allein deshalb der Lüge überführen. Wieso hatte sie jetzt diesen Namen ins Spiel gebracht? Das war so ungeheuer dumm von ihr, dass sie sich am liebsten selbst getreten hätte. Zumal Quayles Augenbrauen interessiert in die Höhe schossen.
    »Browser?«, fragte er. Nichts weiter. Dann leerte er sein Glas mit einem Zug und stand auf. »Wir sollten langsam aufbrechen.« Er streckte Emily eine Hand entgegen. »In ein paar Minuten ist Einlass.«
    Emily starrte auf die langen, dürren Finger, dann in Quayles Gesicht. »Ich weiß nicht«, sagte sie, und ihre Stimme bebte mit einem Mal, »wie spät ist es? Hat das nicht noch etwas Zeit?«
    Warte.
    Warte auf mich.
    Quayle schüttelte den Kopf. »Nicht, wenn wir noch ein Glas Champagner ergattern wollen«, gab er zurück. Er lächelte sie an, aber es sah kein bisschen freundlich aus.
    »Kommen Sie, Greta .« Mit diesen Worten ergriff er ihre Hand und zog sie aus dem Sessel, und Emily, die viel lieber geschrien hätte, blieb nichts anderes übrig als sich von Quayle aufhelfen zu lassen.
    Ihr war, als würde sich der Boden unter ihr bewegen. Womöglich war sie zu lange in einer Position verharrt.
    »Na, dann …«
    Quayle ließ ihr den Vortritt, und sie schlängelte sich vorsichtig zwischen den schweren Sesseln hindurch zur Mitte des Raums. Ihr war seltsam zumute, so, als sei ihr Kreislauf binnen fünf Sekunden in den Keller gerauscht und dort in sich zusammengefallen. Das war nicht der richtige Zeitpunkt, um weiche Knie zu bekommen, schalt sie sich. Also strengte sie sich an und steuerte so aufrecht wie möglich auf den Durchgang zur Lobby zu.
    »Ist Ihnen nicht gut?« Quayle war plötzlich neben ihr und stützte mit einer seiner widerlichen Hände ihren Rücken. Er klang überhaupt nicht besorgt, und Emily fühlte, wie sich kalter Schweiß auf ihrer Stirn bildete.
    Was war los mit ihr?
    Wo war Matt?
    Sie machte einen Schritt zur Seite, um Quayles Berührung auszuweichen, und taumelte gegen den Türrahmen. Dort hielt sie sich einen Moment fest und atmete tief ein. Die Schattierungen des Marmorbodens flirrten vor ihren Augen. Sie musste sich ungeheuer konzentrieren, um nicht den Fokus zu verlieren.
    Als Quayle sie entschlossen am Arm packte und in die Eingangshalle schob, war sie fast dankbar. Er steuerte mit ihr auf den Saal zu, in dem der Empfang stattfinden sollte, und genau da wollte sie doch hin. Sie musste Matt finden, war das nicht der Plan? Schließlich hatte sie Quayle bald so weit, er würde ihr auf den Parkplatz folgen und … Benommen kniff Emily ihre Augen zusammen. Irgendetwas stimmte nicht. Sie war der Köder, sie war diejenige, die Quayle überführen, die ihn unschädlich machen wollte. Wie konnte es geschehen, dass sie sich nun so hilflos fühlte? Wie konnte es sein, dass er sie festhielt und lenkte und zog, als sei sie eine kranke Kuh, die es galt, auf die Schlachtbank zu führen?
    Kranke Kuh! Emily kicherte leise. Wie war sie nur darauf gekommen? Wo wollte sie nochmal hin? Ihre Eltern, richtig. Sie wollte ihren Eltern noch etwas sagen …
    »Mr. Quayle, darf ich Ihnen behilflich sein? Geht es der jungen Dame nicht gut?« Mit einem schläfrigen Augenaufschlag nahm Emily den Portier wahr, der seinen Kontrollposten neben dem Eingang zum Saal verlassen hatte und auf sie zueilte.
    »Danke, Carl, aber ich komme schon zurecht«, hörte sie Quayle antworten. »Ich war gerade dabei, diese kleine Schwindlerin nach draußen zu befördern.« Irrte sie sich, oder klang Quayle undeutlicher als noch vor wenigen Minuten? Und was redete er da? Schwindlerin. Schwindlerin.
    »Schwindlerin?« Der Portier war um sie herumgegangen und griff nach Emilys anderem Arm, um sie zu stützen. Gemeinsam mit Quayle lenkte er sie in Richtung Ausgang, auf die ausladende Drehtür zu.
    Aber sie wollte doch gar nicht nach draußen.
    STOP! !! hallte es in Emilys Kopf. Doch das Wort schaffte es nicht über ihre Lippen.
    »Sie gibt vor, die Nichte von Stephen Browser zu sein«, antwortete Quayle, und Emily entkam ein überraschter Laut, der beinahe wie ein Röcheln klang. »Ich schätze, sie wollte sich beim Empfang einschleichen – die Auswahl an gut
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