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Zurück nach Hollyhill: Roman (German Edition)

Zurück nach Hollyhill: Roman (German Edition)

Titel: Zurück nach Hollyhill: Roman (German Edition)
Autoren: Alexandra Pilz
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ihr serviert hatte. Ein verzweifelter Laut entwich Emilys Kehle. Aus dieser Nummer würde sie nicht mehr herauskommen, so viel stand fest.
    Quayle startete den Motor, und der Wagen setzte sich in Bewegung. Emily drehte ihr Gesicht in seine Richtung und stöhnte. Wo bringst du mich hin? , wollte sie fragen, aber ihre Zunge bewegte sich so träge, und ihre Lippen öffneten sich so schwer. »Brings«, brachte sie schließlich hervor, und Quayle lachte leise.
    Sie fuhren nur ein kurzes Stück, und nach einer scharfen Linkskurve hielt Quayle so abrupt an, dass der Motor abstarb. Sie waren keine Minute unterwegs gewesen. Es gelang Emily, ihre schweren Lider zu öffnen, und sie blinzelte aus dem Fenster. Da standen Autos um sie herum, viele Autos, und weiter hinten, die Mülltonnen … Für eine Sekunde rauschte das Adrenalin durch Emilys Adern und sie nutzte die Gelegenheit, um sich ein Stück in ihrem Sitz aufzurichten. Sie waren auf dem Parkplatz, dem Parkplatz ! Emily konnte ihr Glück kaum fassen. Es wäre ganz leicht, sie hier zu finden. Matt würde auf jeden Fall nach ihr suchen, wenn sie nicht mehr in der Bar war und auch nicht bei dem Empfang, dann würde er doch ganz sicher als Nächstes hier nachsehen, oder etwa nicht?
    Quayle öffnete seine Tür. »Jetzt wird es leider ein wenig unbequem für dich«, erklärte er ohne jedes Mitleid und stieg aus. Emilys Herz sank. Sie folgte Quayle mit schläfrigem Blick, wie er mit den Augen den Parkplatz absuchte und dann vorn ums Auto herumlief, ihre Tür öffnete und sie am Arm herauszog. »Mpf«, machte sie, denn er tat ihr weh, aber er beachtete sie nicht.
    Grob zerrte er sie hinter sich her zum Kofferraum und machte sich an dessen Schloss zu schaffen. Als es sich nicht sofort öffnen ließ, lehnte er Emily wie eine Puppe an das Auto und rüttelte mit beiden Händen daran.
    »Sag mir nur eines«, presste er zwischen zusammengekniffenen Zähnen hervor. »Wusstest du über mich Bescheid oder hast du einfach nur mehr Pech als Verstand?«
    Emily antwortete nicht. Sie hielt sich mit Mühe aufrecht im Kampf gegen die überwältigende Müdigkeit, die sie weiter und weiter in die Dunkelheit zog.
    »Du siehst ihr ähnlich, weißt du.« Auch Quayles Stimme verschwamm mit jedem Wort mehr. »Meiner Mutter. Wie konntest du das wissen?«
    »Ich hab’ sie!« Mit einem Ruck wurde Emily von den Füßen gerissen und fort von Quayle und seinem Wagen. Die Überraschung war so groß, dass sich ihre Augen vor Schreck weiteten, doch was sie dann sah, schockierte sie noch mehr. Ihre Mutter hielt sie im Arm und zog sie zur Rampe, die ins Hotel führte. »Hilft mir bitte jemand?«, rief Esther, und Emily sackte in sich zusammen, als habe sie nur auf diesen Moment gewartet.
    »Matt.« Emily öffnete die Augen. Ihr Herz klopfte und sie war sich sicher, dass der Gedanke an ihn sie geweckt hatte. Dabei hatte sie gar nicht geschlafen. Sie lag auf dem Asphalt und aus den Augenwinkeln erkannte sie Quayles Wagen und daneben stand eine Gestalt. Beziehungsweise zwei Gestalten standen da, die in einer grotesken Umarmung zu einer verschmolzen. Matt hatte beide Hände um Quayles Gesicht gelegt, das plötzlich von innen heraus zu leuchten schien. Die Muskeln seiner Arme vibrierten unter dem Druck, und mit jeder Sekunde verformten sich Quayles Züge mehr. Emily blinzelte: Es sah aus als würde er schmelzen! Quayle gab keinen Laut von sich, aber es war deutlich zu erkennen, dass seine Kräfte nachließen. Seine Hände schwangen unkoordiniert durch die Luft, so als wolle er abheben, doch schließlich gelang es ihm, sie in Richtung seiner Gesäßtaschen zu lenken und etwas daraus hervorzuziehen. Er schnaubte jetzt, beide Wangen zu Ballonen aufgeplustert. Schritte näherten sich, dann rief jemand etwas. Matt drehte den Kopf in die Richtung, und eine Klinge blitzte zwischen Quayles Fingern auf.
    »Matt.« Emily hauchte seinen Namen und schloss die Augen. Sie hörte Matts Stöhnen nur noch wie durch Glas.
    »Hallo? Kannst du mich hören? Öffne deine Augen!« Von weit her drangen Stimmen an Emilys Ohr und jemand rüttelte an ihr, immer und immer wieder. Sie wollte ja so gern aufwachen, aber sie konnte nicht, denn die Finsternis, die sie umhüllte, wog so schwer wie Blei.
    »Emily?« Etwas schimmerte durch die Dunkelheit. Als es ganz auftauchte, erkannte sie das Gesicht ihres Vaters, das sich über sie beugte, die Augen voller Sorge. Er strich ihr Haare aus der Stirn und tätschelte ihre Wange. Und dahinter, ihre
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