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Teufelstod: Band 2 (German Edition)

Teufelstod: Band 2 (German Edition)

Titel: Teufelstod: Band 2 (German Edition)
Autoren: Sabrina Qunaj
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Träume
    D as Blut tropfte von seinen Armen und fiel zischend hinab in die Flammen. Er saß auf einer Art Riesenrad, wie man es in Vergnügungsparks fand, nur dass es mit Spaß wenig zu tun hatte. Der untere Teil des Rads verschwand in einem Meer aus Feuer.
    Der Sitz schaukelte quietschend in dem sengend heißen Sturm hin und her, als müsse auch noch das Gehör gefoltert werden, um ja keinen einzigen der fünf Sinne auszulassen. Beinahe hatte Damian den höchsten Punkt der Umdrehung erreicht, doch er fürchtete nicht die Gefahr hinabzustürzen. Seine Unterarme waren mit Eisenbolzen durchschlagen und fesselten ihn an die Lehnen, was jede Bewegung unmöglich machte. Um den Hals trug er einen stachelbesetzten Ring, der ihn in aufrechter Position hielt – die Stacheln führten nach innen und bohrten sich tief ins Fleisch, sodass jeder Atemzug eine Qual war. Erst wenn sich das Rad wieder herabsenkte, würde es aber wirklich unangenehm werden. Er wusste es. Er hatte es mehr als einmal erlebt. Alle Passagiere, die unterhalb von ihm saßen, machten diese Erfahrung in ebendiesem Moment, und ihre Schreie übertönten selbst das ohrenbetäubende Tosen und Krachen des Feuers.
    Damian kannte den Schmerz, er wurde nicht zum ersten Mal durch die Flammenhölle geschickt, denn schließlich drehte sich das Rad unaufhörlich weiter, auf und ab, rundherum. Doch das Wissen, dass er nicht an den Schmerzen sterben würde, machte alles nur noch schlimmer. So würde er die Ewigkeit verbringen, und das war wohl noch gnädig. Auf diesem Spielplatz der Hölle gab es noch andere Dinge, die sich irgendein kranker Gott noch vor Luzifers Zeiten ausgedacht hatte und die von Damians Vater wohl nur generalüberholt worden waren. Sie alle waren mindestens genauso schlimm wie dieses Feuerrad. Schon als Kind war er hier gewesen – nach dem Tod seiner Mutter, damit ihr himmlischer Einfluss von ihm abgewaschen werde. Er hatte gewusst, was ihn hier erwartete. Die ganze Zeit während seines Falls in die Feuerhölle hatte er es gewusst. Er hatte Emily in die Augen geblickt, und die Angst war zu einer Nebensächlichkeit geworden. Wie sehr er sich getäuscht hatte.
    »Hast du genug?«, fragte eine süß säuselnde Stimme neben ihm. »Du musst nur ein Wort sagen, und ich mache alldem ein Ende.«
    Damian konnte den Kopf nicht drehen, doch er wusste auch ohne ihr Gesicht zu sehen, dass es seine Schwester war. Jene, die er einst selbst hierher, in den Tartaros, gesandt hatte, um sein Geheimnis vor Emily zu verbergen. Nur mit dem Unterschied, dass sie jetzt mit Emilys Stimme sprach. Eine zusätzliche Strafe. Vermutlich hatte sie auch ihr äußeres Erscheinungsbild verändert, und so hatten die Eisendornen in seinem Hals zumindest etwas Gutes. Da er sie nicht sehen konnte, musste er sich nicht auch noch mit dem Anblick des Menschen quälen, den er verloren hatte. Emily.
    »Hau ab«, zischte er mühsam. Seine Kehle blutete, und er widerstand nur schwer dem Würgereiz. Das salzige Blut sammelte sich in seinem Mund, aber er wusste aus Erfahrung, welche Schmerzen es hervorrief, sich in diesem Zustand zu übergeben.
    »Flehe um Vergebung«, fuhr seine Schwester mit ihrer Beschwörung fort. Das Rad hatte mittlerweile den höchsten Punkt erreicht. »Er wird dich zurückholen, genauso wie mich. Komm endlich zur Vernunft!«
    Damian schwieg. Kein Wort war es wert, noch mehr zu leiden, denn er würde ohnehin nicht nachgeben. Was auch immer der Tartaros aus ihm machen würde, es war besser, als das Ebenbild seines Vaters zu werden. Niemals würde Luzifer erneut Gelegenheit bekommen, ihn auf irgendeine Weise zu formen oder zu beeinflussen. Damian war zwar Luzifers Sohn, doch in ihm floss auch das Blut eines Schutzengels. Die Abstammung des Himmels in ihm war nur schwach ausgeprägt und wurde vom wütenden Tosen der satanischen Herkunft unterdrückt – und trotzdem war sie da. Irgendwo.
    »Der Dämon ist in dir, Damian. Kämpfe nicht dagegen an. Wir sind schließlich eine Familie.«
    Zwei weitere Verdammte verschwanden im Feuer unter ihm. Es würde nicht mehr lange dauern, und egal wie sehr er nach außen hin seine tapfere Miene aufrechterhielt, in seinem Inneren weinte er bereits vor Angst. Es spielte keine Rolle, dass er göttliches Blut in sich hatte, die Schmerzen waren dieselben. Daran würde er sich nie gewöhnen, egal wie oft er noch mit dem Rad hinabfuhr.
    »Wem willst du etwas beweisen, hm? Diesem Mädchen? Sie ist zurück in ihrer Welt und hat dich längst vergessen.
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