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Zu viele Flueche

Zu viele Flueche

Titel: Zu viele Flueche
Autoren: A. Lee Martinez
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vorn. Das Böse wich zurück, gerade außerhalb ihrer Reichweite.
    »Du hast es geschafft, Mädel!« Sir Thedeus klammerte sich fest an seinen Platz auf ihrer Schulter. Auch wenn sein Körper winzig war - seine Angst war grenzenlos. Und seine Sturheit überragte alles.
    Sie lächelte. »Wir haben es geschafft.«
    Sie legte eine Hand auf das Horn des Nurgax. Das violette Wesen gurrte und bot ihr auch noch seine Stärke an. Es war zwar nicht Sir Thedeus’ Kraft, genügte aber, um dem sich windenden Bösen ein schmerzerfülltes Brüllen zu entlocken. Mister Bones legte eine Hand auf ihre Schulter und gab dann seine eigene stillschweigende Entschlossenheit mit in die Waagschale. Der Demontierte Dan, sehr zu Nessys Überraschung, lachte gackernd, während er ein paar Tropfen seiner wahnsinnigen Hartnäckigkeit auf ihre Seite warf.
    Das Schloss brüllte so laut, dass es sie alle beinahe umwarf.
    Tiama zitterte fast unmerklich. »Es wird nicht genügen. Selbst mit jeder fluchbelegten Seele hinter dir kann dem ungeheuren Sturm, der sich zusammengebraut hat, nichts standhalten. Seine Raserei wird dich verzehren.«
    Nessy schloss die Augen. Sie fühlte das Schloss überall um sich herum. Da war Dunkelheit, Bosheit und Grausamkeit. Aber da waren auch kleine Punkte freundlicher Wärme. Das waren die Bewohner des Schlosses. Manche wirkten wärmer als andere. Doch in jedem, selbst im Niederträchtigsten noch, steckte ein Stückchen von etwas Gutem. Als Herrin des Schlosses befahl sie diese Tropfen an Willenskraft, diese Kleckse von Mut und Mitgefühl, diese Prisen eiserner Hartnäckigkeit herbei. Einzeln genommen waren sie gegen den Wahnsinn des verdorbenen Geistes des Schlosses zwar überhaupt nichts, aber zusammen bildeten sie eine gewaltige, unsichtbare Armee, die ihr so sicher zur Seite stand wie das Nurgax, Sir Thedeus und der Paladin.
    Die Macht flutete in sie hinein, und sie funkelte, umgeben von einem golden schimmernden Nimbus. Kühles, blaues Feuer erfüllte ihre Augen. Die kreisehenden, heulenden Phantome zogen sich hinter Tiama zurück und klammerten sich an ihr Haar und Gewand.
    »Geht dorthin zurück, wo ihr hingehört!«, befahl Nessy.
    Indem die schwelenden roten Flammen in Tiamas Augen explodierten, verzehrten sie ihr Gesicht. Die Haut schmolz weg und enthüllte ein formloses Ding, einen Schädel aus Asche und Rauch. Sie sprach, und ein vielfarbiges Flammenmeer entlud sich aus ihrem Schlund.
    »Mehr hast du nicht?«
    Sie lachte, doch dieses hässliche Kichern drückte eine Eigenschaft aus, die Nessy an der Zauberin bisher noch nicht gesehen hatte: Furcht. Und die Schatten, die vielen schaurigen Facetten der unheilvollen Seele des Schlosses, trugen alle dasselbe entsetzliche Grauen in ihren widernatürlichen Mienen.
    Finster verzog Nessy das Gesicht. Es gab eine Zeit für Geduld, und es gab eine Zeit für Disziplin. Sie hatte jetzt genug. Sie entblößte ihre Reißzähne und knurrte. Es war dasselbe Knurren, streng, aber ruhig, das ihre Mutter bei ihr angewandt hatte, wenn sie ein ungehorsamer Welpe gewesen war.
    »Geht zurück.«
    Die Flut der Phantome verebbte. Einige waren sturer als andere, aber alle schlichen sie in die einladende Schwärze hinter der Schwelle Der Tür zurück. Alle bis auf Tiama, den letzten und entschlossensten Teil der bösen Seite des Schlosses. Sie machte einen einzelnen Schritt vorwärts. Der Schleier der Menschlichkeit fiel von ihr ab. Sie war jetzt nichts mehr als roter Sand, schwarzer Rauch und weißes Feuer - und streckte eine knorrige, purpurfarbene Klaue gegen Nessys Lichtgestalt aus. Die Finger schwelten, doch sie streckte sich mit einem gequälten Aufheulen weiter.
    Eine Berührung. Mehr war nicht nötig. Von der anderen Seite der Schwelle aus feuerten die Phantome sie mit einem Chor aus Gekreisch an. Ihr unmenschlicher Körper zerfiel, formte sich neu und zerfiel wieder - immer und immer wieder. Aber sie drang weiter vor, und als sie nur noch wenige Zentimeter von dieser tödlichen Liebkosung entfernt war, breitete sich ein Grinsen über ihr aschenes Gesicht aus.
    Ein einzelnes dämonisches Glühwürmchen kam um die Ecke geschossen und warf sich in die Hand der Zauberin. Die Klaue löste sich auf, und Tiama taumelte rückwärts. Sie umklammerte den brennenden Stumpf. Dabei verwandelte er sich in verkrümmte Krallen.
    Ein weiteres Glühwürmchen landete auf Nessys Nase. »Denk an dein Versprechen.«
    Nessy nickte, während die Dämonin kicherte.
    Ihr Schwarm ergoss sich in den
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