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Zu viele Flueche

Zu viele Flueche

Titel: Zu viele Flueche
Autoren: A. Lee Martinez
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Kompromiss.«
    Die tausend Gesichter der Dämonin verzogen sich finster. »Es gibt kein schmutzigeres Wort. Ich wäre die Lachnummer der Unterwelt. Nein, Nessy. Ich lasse es darauf ankommen. Schick mich von mir aus in die Hölle zurück. Aber verlang nicht von mir, diese Blasphemie zu begehen.«
    »Wenn du darauf bestehst.« Der Kobold räusperte sich.
    »Warte!«, brüllte die Dämonin. Das Schlagen ihrer Flügel wurde zu einem Flüstern. »Du würdest wirklich, oder?«
    »Sie würde«, sagte ein Glühwürmchen, das neben Nessys Ohr summte.
    »Ohne zu zögern«, fügte ein anderes Insekt hinzu, das auf ihrem Kopf herumkrabbelte.
    »Dann muss ich mich folgender Frage stellen: Falls du nicht lügst« - sie hielt inne, um den Kobold fast eine Minute lang von oben bis unten zu mustern -, »falls du nicht lügst, dann muss ich entweder sterben oder einen Kompro…« Das Wort blieb ihr in den Hälsen stecken. »Das tun, was Dämonen so hassen. Lass mich einen Moment mit mir selbst darüber diskutieren.«
    »Natürlich, aber nur einen Moment«, willigte Nessy ein. »Ich habe schließlich nicht die ganze Nacht Zeit.«
    Der Schwarm flog in eine Ecke und schnatterte gedämpft. Alle anderen warteten schweigend. Sie wagten es nicht zu sprechen. Sir Thedeus wanderte auf Nessys Schultern auf und ab, und Echo pfiff, wie sie es manchmal tat, wenn sie besonders nervös war.
    Ein einzelnes Glühwürmchen löste sich aus dem Schwarm und landete auf der Nase des Kobolds. »Ich habe meine Meinung geändert, Nessy.« Ihr Schwanz schimmerte sanft rot. »Ich glaube, ich mag deine neue Art doch. Ich mag sie sogar sehr.«
    Und die Dämonin lachte ein leises, eiskaltes Kichern, das alle im Raum erschaudern ließ, inklusive Dan und den Paladin. Alle außer Nessy, die nicht mal mit der Wimper zuckte und weiterhin unverändert lächelte.

ZWEIUNDZWANZIG
     
    Gareth, der Wasserspeier, bewachte Die Tür Am Ende Des Flurs. Sie war vor Kurzem erst wieder an ihrem angestammten Platz aufgetaucht. Jetzt wartete sie. Gareth, der ganze Jahre damit verbracht hatte, Die Tür zu studieren, spürte eine Ungeduld von ihr ausgehen. Sie schepperte in stetigem Rhythmus mit ihrem Griff, und die runenbeschriebenen Schriftrollen schwangen hin und her. Ab und zu knarrte sie auf eine Art, die einem verärgerten Seufzen ganz und gar nicht unähnlich war. Ohne Zweifel wartete Die Tür auf irgendetwas, und Gareth wollte sich gar nicht erst vorstellen, was das sein mochte. Doch wie es der Verstand zu tun pflegt, ertappte er sich dabei, wie er Vermutungen anstellte. Und die waren alle - ohne Ausnahme - fürchterlich. Wobei die Vermutungen selbst nicht so fürchterlich waren, aber jede einzelne war eine schreckenerregende Möglichkeit. Eine entsetzlicher als die andere. Bis Gareth, der sich inzwischen in einen Zustand lautloser Panik versetzt hatte, wünschte, er könnte einfach die Augen schließen und so tun, als sähe er nichts. Doch Margle hatte ihm steinerne Augenlider verwehrt. Als Nessy also kam - ganz allein, sogar ohne das Nurgax an ihrer Seite -, war er gezwungen, es zu bemerken.
    »Was geht hier vor?«, fragte er. »Ich dachte, du wärst erledigt. Wo ist Tiama?«
    Nessy sagte nichts. Sie spazierte schweigend den Flur entlang, bis sie nur noch ein paar Fuß von Der Tür entfernt stand. Diese knarzte sie an und spie Dampf aus ihren Ritzen.
    »Fühlst du dich gut, Nessy?«, fragte Gareth. Die Fackeln brannten unerklärlich gedämpft, und er konnte den Kobold in allen Einzelheiten nicht so richtig ausmachen. Sie kam ihm irgendwie verändert vor.
    »Mir geht es gut«, antwortete sie, aber etwas an ihrer Stimme wirkte komisch.
    Bevor er dem Gedanken nachgehen konnte, wehte ein kalter Wind die Flure entlang. Schwarze Schatten sickerten aus den Rissen in den Wänden und tropften zu einer großen Pfütze hinter Nessy herab. Er wollte sie gerade warnen, als sie sich von selbst umdrehte und ohne das leiseste Anzeichen von Gefühl zusah, wie die Dunkelheit aufstieg und zu einer annähernd weiblichen Gestalt erstarrte. Tiama die Narbige war niemals mehr als nur so einigermaßen menschlich gewesen.
    »Hallo, Nessy. Ich weiß, was du tust. Es wird aber nicht funktionieren.«
    »Nicht?«, fragte Nessy. »Da ist eine Tür, die niemals geöffnet werden darf, und ein Ding auf der falschen Seite dieser Tür. Wie bekommt man es wieder dorthin zurück, wo es hingehört?«
    Tiama kicherte. »Man öffnet die Tür. Aber du weißt ja, liebste Nessy, in dem Moment, wo du diese Tür
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