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Zu viele Flueche

Zu viele Flueche

Titel: Zu viele Flueche
Autoren: A. Lee Martinez
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schien, als habe ihr Tod auch etwas in ihm sterben lassen. Er war immer ein Kämpfer gewesen, also keiner, der die Waffen streckte und aufgab. Aber jetzt…
    Jetzt fragte er sich, ob er je wieder die Stärke aufbringen würde.
    Es war nicht der Fluch des Flughundkörpers, der ihn einschränkte. Nessy hatte ihm mehr als einmal gezeigt, dass Stärke nicht nur in der körperlichen Kraft lag, aber jetzt war doch alles anders. Er blickte auf den toten Kobold und verzog das Gesicht.
    Doch keiner nahm ihr Ableben schwerer als das Nurgax. Das violette Tier hatte aufgehört zu wehklagen. Jetzt lag es nur noch in einer trostlosen Imitation des Todes neben ihr. Es hatte sich schon über eine halbe Stunde nicht bewegt, und nur sehr wenig deutete darauf hin, dass die Kreatur überhaupt noch atmete.
    »Ich kann es auch nicht fassen, dass sie fort ist«, sagte Echo leise. »Was sollen wir bloß tun?«
    »Nichts. Wir tun gar nichts, Mädel.«
    Der Demontierte Dan gluckste.
    Sir Thedeus knurrte: »Kann mal jemand diesen verdammten Irren zum Schweigen bringen?«
    »Wenn der Tod den alten Dan nicht mundtot machen konnte«, antwortete dieser, »wüsste ich nicht, was einer von euch da machen könnte.«
    Mister Bones ließ Dan auf den Boden fallen und setzte sich auf den Schädel. Doch Dan ließ sich nicht so leicht zum Verstummen bringen. Er wand sich auf seinem Unterkiefer und nuschelte mit zusammengebissenen Zähnen.
    »Was würde die liebe, gute Nessy denn nur sagen, wenn sie euch alle so düster Trübsal blasen sähe? Sie wäre enttäuscht, jawohl. Schließlich war sie bereit, ihr Leben für Leute wie euch hinzugeben, und jetzt sitzt ihr nur herum und zieht Schnuten.« Er heulte schrill auf und warf Mister Bones ab. »Oh, wir Armen! Wir Armen! Nessy ist tot, aber wir sind die Unglücklichen, jawohl!«
    Mister Bones schnappte ihn und mühte sich ab, seinen wackelnden Kiefer zuzuhalten.
    »Du verbietest mir nicht den Mund, mein lieber Körper! Ich habe von Nessy gelernt, niemals zu schweigen! Ich habe nämlich dazugelernt, im Gegensatz zu euch winselnden fleischigen Typen!«
    Das Skelett hielt Dan fest umklammert, aber Dan nuschelte einfach weiter.
    »Warte«, sagte Sir Thedeus. »Lass ihn reden.«
    Der Demontierte Dan heulte. »Oh ho ho! Jetzt wollt ihr den alten Dan anhören! Bin wohl doch nicht so verrückt, was?«
    Sir Thedeus flog auf Mister Bones’ Schulter. »Du bist irre, Mann. Aber du hast nicht unrecht.«
    »Ich habe immer recht, auch wenn es die meisten normalerweise nicht wahrhaben wollen!«
    »Warum solltest du uns zum Kämpfen ermutigen wollen?«, fragte Sir Thedeus. »Ich dachte, du willst, dass die Tür geöffnet wird?«
    »Oh, das wollte ich in der Tat.« Der Demontierte Dan pfiff. »Aber der Vorteil des Wahnsinns ist, dass ich meine Meinung ändern kann, wann immer mir verdammt noch mal danach ist. Und jetzt, da der alte Dan ein bisschen Zeit zum Nachdenken hatte, bin ich mir nicht mehr so sicher, ob ich das Ende der Welt heute will. So viele interessante Wendungen gab es schon an diesem Tag. Hat meine Neugier angestachelt, ja, das hat es. Hat mir eine neue Perspektive eröffnet.«
    »Und das ist alles?«, fragte Echo.
    »Tja, der alte Dan langweilt sich auch ein bisschen. Dürfte für ein bis zwei Lacher gut sein, euch zuzusehen, wie ihr euer Leben für eine hoffnungslose Sache wegwerft. Hoffnungslose Sachen waren schon immer mein Ding. Und Massaker umso mehr.«
    »Er hat recht«, sagte Echo. »Was haben wir für eine Chance?«
    »Keine.« Sir Thedeus richtete seinen winzigen Körper hoch auf. »Wir haben überhaupt keine. Aber wir kämpfen trotzdem. Und wenn wir sterben, tun wir das mit Ehre und Tapferkeit.«
    Dan lachte gackernd. »Und mich nennen sie verrückt.«
    Der Blaue Paladin sprang scheppernd auf. Ein Wirbel von Farben senkte sich auf Nessys Körper, und einen Moment lang strahlte sie so hell, dass es schmerzte hinzusehen.
    »O verdammt«, sagte Dan. »Ich hatte gehofft, sie würde wenigstens noch ein kleines bisschen länger weg sein.«
    Das Glühen verblasste, sie setzte sich auf und blickte stirnrunzelnd auf den Speer, der in ihrem Herz steckte. »Würde es dir schrecklich viel ausmachen …?«, fragte sie den Paladin.
    Er zog den Speer aus ihrer Brust. Die Wunde schloss sich und sie holte tief Luft. »Viel besser, danke.«
    Das Nurgax heulte vor Entzücken. Es tanzte auf seinen zwei Stummelbeinen um Nessy herum und trällerte misstönend, während es sie ableckte. Sie erduldete seine Freude eine ganze
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