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Zu viele Flueche

Zu viele Flueche

Titel: Zu viele Flueche
Autoren: A. Lee Martinez
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Weile, bevor sie ihm beruhigend die Schnauze streichelte.
    »Das ist’n Wunder!« Sir Thedeus flog an ihre Seite und krabbelte über ihre Schultern, um sich zu bestätigen, was ihm seine Sinne sagten.
    »Kein Wunder. Nur Magie.«
    Sie spitzte die Ohren, denn sie spürte ein unbekanntes Prickeln in der Luft. Etwas Neues geschah. Sie kannte jetzt den Willen des Schlosses. Seine Wünsche. Das war allerdings schon lange so. Aber nun kannte das Schloss auch ihren Willen. Es war eine zarte Verbindung. Die finstersten Begierden des Schlosses trampelten wie eine fürchterliche Bestie dahin. Wohingegen ihr Wille ein subtiles Ding war, das rittlings auf den Schultern des Monsters saß und versuchte, diese Begierden in positivere Richtungen zu lenken. Oder zumindest in weniger gefährliche.
    Es war zwar eine schwierige Aufgabe, aber sie konnte es schaffen, denn sie war die Herrin des Schlosses. Ihre Methoden waren ganz andere, als es Margles gewesen waren. Aber sie würde lernen. Und mit ihr das Schloss.
    In der Säulenhalle grollte das Schlagen von tausend winzigen Flügeln. Die Türflügel flogen auf, und ein Schwarm von dämonischen Glühwürmchen flutete den Raum. Sie schwirrten herum, lachten, griffen aber noch nicht an. Ein Insekt mit einem flammend blauen Schwanz setzte sich auf Nessys Nase. Es sprach, kaum hörbar über dem donnernden Lärm.
    »Hallo, Nessy. Ich habe gehört, du seiest tot.« Der Schwarm kicherte und wiederholte das letzte Wort wieder und wieder. »Ich bin froh zu sehen, dass es nicht so ist. Wie könnte ich deine Seele sonst abholen?«
    »Ich habe keine Zeit für so etwas.« Sie wischte das Glühwürmchen weg.
    Der Schwanz des Dämons wurde hellorange. »Nessy, du hast dich verändert. Etwas ist anders an dir. Ich weiß nicht, ob es mir gefällt.«
    »Fort mit dir«, befahl Sir Thedeus. »Wir müssen uns um eine Hexe kümmern.«
    Die Glühwürmchen landeten. Sie krabbelten wie ein lebendiger Teppich über den Boden. »Ich bin gekränkt. Ich bin viel gefährlicher als eine dürftige Hexe.«
    »Nicht diese Hexe.«
    Der Schwarm wirbelte in einem feurigen Zornesausbruch herum. »Ich bin die Königin der Unterweit! Ich werde dieses Schloss und alles darin zerstören, seine Seelen sollen meinen unheiligen Appetit sättigen!«
    »Heute stirbt niemand«, sagte Nessy mit fester Stimme.
    Die Dämonin lachte. »Und was lässt dich glauben, du könntest mich aufhalten?«
    Nessy lächelte. »Ich kenne deinen wahren Namen.«
    Die Glühwürmchen surrten wütend. »Du lügst!«
    »Möglich, aber ich war schon immer eine furchtbar schlechte Lügnerin.«
    Ein Trupp Insekten löste sich aus dem Schwarm und untersuchte Nessys Gesicht. Sie starrte in die Dutzende winziger roter Augen zurück, und sie blinzelte nicht.
    »Meine liebe kleine Nessy, ich frage mich: Hast du die Kunst der Täuschung gelernt? Ist das aus deiner schönen Seele geworden?« Die Dämonin ließ es sich durch den Kopf gehen und flüsterte dabei mit ihrem multiplen Ich. »Und angenommen, es stimmt, wo hast du diese Information bekommen, von der kein lebender Sterblicher weiß?«
    »Margle hatte es in ein Buch geschrieben, und ich habe es nachgelesen. Nur für den Fall, dass ich es einmal brauchen kann.«
    »Soll ich dir wirklich glauben, dass Margle eine so wertvolle Information einfach herumliegen ließe?«
    »Sie lag nicht einfach herum, sodass jeder sie finden konnte, aber ich kenne dieses Schloss eben sehr gut.« Sie zuckte die Achseln. »Auf alle Fälle liegt es an dir, was du glauben willst.«
    »Du weißt aber schon, dass jeder Sterbliche, der es wagt, meinen wahren Namen auch nur zu flüstern, neben mir zugrunde gehen wird, sobald er die gottlose Silbe ausgesprochen hat?«
    Nessy nickte. »Ich bin heute schon einmal gestorben, der Tod ist kein besonders furchterregendes Schicksal für mich.«
    »Sie lügt!«, sagte ein Insekt.
    »Will ich dieses Risiko eingehen?«, fragte ein zweites.
    »Aber ich kann unmöglich in mein violettes Gefängnis zurück!«
    Der Schwarm toste unisono: »Das werde ich nicht! Lieber krümme ich mich bis in alle Ewigkeit in der Grube, als noch eine Minute allein in diesem Raum eingesperrt zu sein!«
    »Vielleicht könnten wir ein anderes Arrangement treffen.«
    »Willst du mit mir verhandeln?« Die Flammen des Schwarms blitzten in allen Regenbogenfarben auf. »Nur arrogante Narren machen Geschäfte mit Dämonen.«
    »Das ist kein Handel«, sagte Nessy, die nicht einen Moment lang aufhörte zu lächeln. »Es ist ein
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