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Zur Strecke gebracht: Die spannende Jagd nach dem Täter (German Edition)

Zur Strecke gebracht: Die spannende Jagd nach dem Täter (German Edition)

Titel: Zur Strecke gebracht: Die spannende Jagd nach dem Täter (German Edition)
Autoren: Franziska Steinhauer , Wolfgang Spyra
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Brandschätzchen
     
    Leo Krause war stolz.
    ›Krause
An- und Verkauf‹ stand auf dem Schild neben dem Tor und kleiner darunter: ›Wir kaufen
zum Tagespreis‹, was suggerieren sollte, Leos Preise seien die besten.
    Das Geschäft
mit dem Schrott florierte. So gut, dass Krause sich sogar eine ausgesprochen anspruchsvolle
Geliebte leisten konnte. Er grinste bei dem Gedanken an Merle. Heiraten würde er
sie nie, dazu hatte er mit Weibern schon viel zu viel durch. Wenn er sich nur an
die von der NGO erinnerte! Die hatte ihn mit seinem Gebrauchtkleiderhandel in den
Ruin getrieben, obwohl sich die ganze Sache so gut angelassen hatte. Was da so in
seinem Container landete – unvorstellbar,
wie leichtfertig sich manche Menschen von wahren Schmuckstücken trennten. Er hatte
das ganze Zeug mit klasse Gewinnen weiterverkauft. Doch irgendein Idiot hatte ihm
eingeflüstert, es sei noch viel mehr aus dem Geschäft rauszuholen, wenn er ein karitatives
Motiv angeben würde – so kam
die NGO ins Spiel. Die Mitarbeiterinnen dort hatten ihm die Suppe ganz schön verhagelt.
Plötzlich wollten sie ganz genau wissen, welcher Anteil der Einnahmen tatsächlich
für wohltätige Zwecke an entsprechende Organisationen ginge. Schließlich mache er
Werbung mit der Aussage, er sei ein human ausgerichteter Mensch, weshalb er Einkünfte
als Spenden abführe. Mann! Die hatten regelrecht zur Hatz auf ihn geblasen und ihn
mit einem sauberen Blattschuss erledigt! Immerhin war das dann, nach der Pleite
im Gebrauchtwarenhandel, schon sein zweiter Konkurs. Er hatte einfach ein zu großes
Herz – Leo seufzte
tief, knurrte, wenn er an die Typen dachte, die zwar Ware bestellt und abgeholt,
aber am Ende nicht bezahlt hatten. So konnte ja ein ehrlicher Geschäftsmann nur
in die Insolvenz schliddern! Damals hatte er sich geschworen: Es wird nie geheiratet!
Weiber schaden dem Geschäft. Diesem Grundsatz war er bis heute treu geblieben und
würde auch in Zukunft in diesem Punkt nicht wanken.
    Schließlich
ging es ihm finanziell jetzt wahrhaft gut.
    Sein schmuckes
Eigenheim, die Edelkarossen, mit denen es ihm zu jeder Zeit gelang in der Frauenwelt
für Aufsehen zu sorgen. So manches amouröse Abenteuer hatte auf dem Rücksitz des
Cabrios seinen Anfang genommen!
    Da war es
eher ein Problem, die Damen nach Ablauf der Halbwertszeit wieder abzuschütteln.
Feste Bindung, das war nichts für einen wie ihn, die Weiber waren doch ohnehin nur
hinter seinem Geld her! Davon war er fest überzeugt. Im Laufe der Jahre hatte er
aber auch hier eine gewisse Routine entwickelt. Denn für neue Erfahrungen brauchte
man eben neue Partnerinnen! Eine für jeden Tag kam erst infrage, wenn er so alt
geworden war, dass er sich beim Husten festhalten musste – und davon war er noch meilenweit
entfernt.
    Sein Schrotthandel.
    Seine ganz
private Goldgrube.
    Krause hatte
erst gar nicht glauben können, was die jungen Leute so kaufen wollten! Das war sein
Gewinn an der Retrowelle: verbeulte Zinkbadewannen zum Beispiel – heiß begehrt! Gingen weg, egal,
wie viel er dafür verlangte. Alte Badeöfen aus Kupfer – dafür zahlten die Kunden Fantasiepreise
und waren auch noch glücklich, wenn sie mit der Beute vom Hof rollten! Solche Geschäfte
waren ihm die liebsten. Überhaupt hatte er erst zweimal den Trödelkalle kommen lassen
müssen, um so ein Ding zeitnah wieder loszuwerden. Und der Kalle, der war ein echtes
Schlitzohr. Zahlte bei Leo 60 Euro und verkaufte das Teil am Sonntag auf dem Trödelmarkt
für 130 Euro. Noch mal würde Leo dem Kerl nicht auf den Leim kriechen.
    Gelegentlich
kaufte er Kleinigkeiten. Zum Beispiel von dem jungen Mann neulich, der ihm Messingwasserhähne
angeboten hatte. Krause guckte sich die Dinger lange an, zog dann einen Flunsch.
»Tja, was soll ich sagen.«
    »Draußen
steht, Sie zahlen Tagespreise! Höchstpreise!«, trumpfte der Kerl auf.
    Leo mochte
es gar nicht, wenn man ihm auf die Tour kam. »Das tu ich auch! Da steh’ ich zu!
Aber hier sind noch die Dichtungen drin. Wer soll sich denn mit der Rauspopelei
beschäftigen? Wissen Sie, was so ein ungelernter Arbeiter heute für einen Stundenlohn
hat? Das kann ich mir kaum leisten. Machen Sie das selbst – und ich zahle mehr.«
    Natürlich
hatte das Bürschchen eingelenkt. Seine Masche: mit Problemen den Preis drastisch
nach unten reden. Ja, die beherrschte er perfekt. Doch solcherart Handel betrieb
Krause nur am Rande. Es ging dabei weniger ums Feilschen als um das Gefühl der Überlegenheit.
Sein
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