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Zur Strecke gebracht: Die spannende Jagd nach dem Täter (German Edition)

Zur Strecke gebracht: Die spannende Jagd nach dem Täter (German Edition)

Titel: Zur Strecke gebracht: Die spannende Jagd nach dem Täter (German Edition)
Autoren: Franziska Steinhauer , Wolfgang Spyra
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eigentliches Geschäft machte er mit dem Ankauf von Kabeln, ummantelten Stromleitungen.
Da war sauberes Kupfer unter der Isolierung. Genau das brachte ihm am Ende das gute
Geld.
    Kam ein
Kunde mit dem Zeug an, ließ er ihn wissen, welch eine Zumutung es war, so etwas
überhaupt jemandem zum Kauf anzubieten. Er könne nur reines Kupfer an den Großhandel
abgeben, informierte er den Anbieter weiter. Und stets deutete er an, dass das Geschäft
nur deswegen nicht defizitär sei, weil man die Arbeiter, die die Ummantelung abzögen,
schwarz bezahle. Arme Schweine. Spiegeltrinker, Drogenabhängige, Leute ohne Perspektive.
Er habe ein Herz für diese Penner, er gebe ihnen das, was sie vielleicht nicht glücklich
machte, aber das Stück Leben, was sie noch hatten, erträglicher.
    Manchmal
wandten die Verkäufer ein, es sei heute üblich die Ummantelung abzubrennen. Das
waren die ganz Schlauen – die kamen
ihm gerade recht!
    »Was glauben
Sie denn, wie teuer es ist, die Brandgase zu reinigen? Und die giftigen Schlacken
muss ich entsorgen lassen! Sondermüll! Da können Sie noch froh sein, dass ich ein
Unternehmen gefunden habe, das mir trotz der horrenden Kosten noch erlaubt, meine
Preise aufrecht zu halten!«
    Mehr brauchte
es meist nicht, um den Kunden zu überzeugen. Die waren doch alle auf den schnellen
Rubel aus! Selbst Schuld, dachte er, wenn ein kleines Unbehagen in ihm aufkommen
wollte, bei so viel Phrasendrescherei. Der hätte auch woanders hingehen können!
     
    Turnusmäßig, etwa alle drei Monate,
zündelte Leo Krause kriminell. Zu diesem Zweck verteilte er die gesammelten ummantelten
Kupferkabel in großen Haufen überall auf seinem riesigen Grundstück. Das hatte er
nicht immer so gehandhabt, aber seit dem Ärger damals erschien ihm diese Methode
schlichtweg sicherer. Vor ein paar Jahren nämlich, als er seinen Mount Kabelrest
in Brand setzte, hätte er um ein Haar seine beiden Lagerhallen eingebüßt. Völlig
außer Kontrolle war die Angelegenheit geraten. Er dachte schon daran, die Feuerwehr
zu alarmieren, weil die Intensität der Flammen nicht beherrschbar schien – da beruhigte sich die Lage allmählich.
So ein Schreck!
    Und die
Brandgase! Seinem HNO-Arzt hatte er von Arbeit mit Salmiak erzählt, um den Zustand
seiner Schleimhäute zu erklären. Tagelang war ihm schlecht gewesen, nach der Löscherei
in jener Nacht. Wenigstens war seine damalige Herzensdame rund um die Uhr für ihn
dagewesen! Hatte sich nicht unangenehm angefühlt, so versorgt zu werden. Getrennt
hatte er sich trotzdem von ihr – getreu seinem Grundsatz: bindungsfrei macht’s Leben neu! Leo der
Wal! Taucht aus jeder Tiefe wieder auf.
    Natürlich
hatte es damals Beschwerden aus den Wohnblöcken gehagelt – nicht zu knapp. Aber seine zweite
Gabe, neben der glücklichen Hand fürs Geschäft, war seine Kommunikationsfähigkeit.
Wortreiche Entschuldigungen, deutliche Zerknirschtheit, ein paar Schnäpse und ein
Versprechen – mehr hatte
ihn die Sache am Ende nicht gekostet.
    Hätte natürlich
schlimmer ausgehen können.
    Wenn zum
Beispiel die Polizei gerufen worden wäre. Die Beamten brachten bei einem wie ihm
doch immer gleich diese penetranten Typen vom Umweltamt mit. Am Ende hätte womöglich
eine saftige Strafe rausgeschaut – und sein Verdienst wäre natürlich futsch gewesen, weil die sachgerechte
Entsorgung dann auf seine Kosten erfolgt wäre. Dabei musste er doch seine Jacht
in Goyatz unterhalten und brauchte Geld für Merles kleines Hobby, ihr Reitpferd.
Aber darum hätten die Polizisten sich natürlich nicht geschert. Merle, seine Neue!
    Um nicht
erneut eine Welle des Protestes auszulösen, fackelte er nur noch kleine Häufchen
ab, nachts, wenn die Entrüsteten schliefen und von dem – zugegebenermaßen unangenehmen
und ein bisschen giftigen – Gestank
nichts mitbekamen. Windrichtung musste stimmen.
    Er arbeitete
bei solchen Aktionen grundsätzlich allein – Mitwisser bei Drecksarbeit waren ein Risiko, das man vermeiden konnte.
Die Methode hatte sich bewährt, bisher gab’s für ihn nur ein einziges Mal wirkliche
Probleme mit der Staatsgewalt. Man traf überall auf sie, diese ganz Genauen (in
der Branche einschlägig als ›Tintenpisser‹ bekannt), die immer irgendeinen Paragrafen
ausgruben, der einem braven Bürger – und als solcher sah Krause sich durchaus – das Genick brechen konnte.
    8.000 Euro
Bußgeld!
    Aber so
kriegte man einen wie ihn nicht klein. Ohne mit der Wimper zu zucken, überwies er
den gesamten Betrag lange
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