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Zeit der Heimkehr

Zeit der Heimkehr

Titel: Zeit der Heimkehr
Autoren: Alan Dean Foster
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aufsuchen, der dir etwas repariert. Ich sehe keine Gefahren, die dir dabei auflauern könnten.«
    Clodsahamps Worte heiterten ihn ein wenig auf. Was war er nur so mißmutig, so besorgt? Er hatte schon öfter lange Reisen unternommen, oft gegen den Widerstand übernatürlicher Kräfte. Diesmal würde es keine geben, die ihm zu schaffen machten. Seine Reaktion war überzogen.
    Und doch gab es da eine Gefahr, der er nicht aus dem Weg gehen konnte, eine, mit der er sich sofort befassen mußte.
    »Wie zum Teufel soll ich Talea sagen, daß ich schon wieder fort muß?«
    Der Hexer lächelte wehmütig. »Das, mein Junge, ist etwas, was du ohne die Hilfe der Magie vollbringen mußt.«
    »Wohin gehst du? Nein, egal, ich habe dich schon gehört. Ich verstehe es zwar nicht, aber ich habe es gehört.«
    »Ich habe keine andere Wahl, Talea. Die Logik meint es, Clodsahamp meint es. Ich will ja nicht gehen, aber was ist schon ein Bannsänger ohne sein Instrument wert?«
    Als er sie so sah, wie sie im matt erleuchteten Schlafzimmer wütend auf und ab ging, fiel es ihm immer schwerer, ihr zu widersprechen. Sie trug das durchsichtige Nachthemd, das ihr von den dankbaren Bewohnern von Ospenspri überreicht worden war. Es schimmerte wie malvenfarbener Rauch und offenbarte mehr von ihr, als es verhüllte. In dem Stoff lebten bewegliche Punkte aus blutrotem Licht und schwebten von Ort zu Ort wie Stabalgen auf einer Wellenkrone. Aus irgendeinem Grund neigten sie dazu, den höheren Punkten ihres Körpers zuzuschweben.
    Sie blieb vor dem Fenster stehen. Das Mondlicht verstärkte noch den ohnehin schon fast überwältigenden Effekt des Nachthemds und brachte Jon-Tom noch mehr außer Fassung.
    »Warum geht Clodsahamp eigentlich nicht?« flüsterte sie schließlich.
    »Clodsahamp ist der größte Hexer der Welt. Er ist kein Laufbursche für seine Schüler. Für den laufen die anderen.«
    »Äußerst bequem. Manchmal halte ich sein ganzes Gestöhn über sein hohes Alter für nichts als Quatsch.« So jäh, wie er hervorgebrochen war, verschwand ihr Zorn auch wieder, und sie lief auf ihn zu, drückte ihn an sich. »Ich will nicht, daß du gehst, Jonny-Tom! Du hast schon soviel durch machen müssen, seit du hierher gekommen bist. Wir hatten kaum Zeit füreinander, und jetzt willst du schon wieder abhauen und um die halbe Welt reisen.«
    »Talea...« Er legte ihr die Hände auf die Wangen und drehte ihr Gesicht, damit er ihr in die Augen blicken konnte. »Ich will ja auch nicht gehen, aber ich muß es einfach tun. Bannsängerei kann man nicht vortäuschen. Ich muß diese Duar reparieren lassen.«
    »Kannst du keinen Banngesang auf einem anderen Instrument versuchen?«
    Er schüttelte den Kopf. »Das habe ich schon versucht. Aber die Duar ist ebenso verantwortlich für meinen magischen Erfolg wie meine Stimme. Die beiden lassen sich nicht trennen.«
    »Kannst du denn keine andere kaufen?«
    »Es gibt keine andere, Licht meines Lebens. Wie schön, wenn es so einfach wäre. Diese besondere Duar besitzt spezielle Eigenschaften, die es mir in Verbindung mit meinem Gesang ermöglichen, Magie zu verwirklichen. Die Art und Weise, wie die Saiten sich in die Realität verweben und aus ihr wieder hervortreten, das höchst raffinierte Innere des Resonanzbodens - so etwas läßt sich nicht ersetzen. Es läßt sich nur reparieren, und reparieren kann Clodsahamp es nicht. Das kann auch sonst niemand in den Glockenwäldern, nicht einmal in Polastrindu. Ich muß diesen Couvier Coulb finden.«
    Sie preßte sich wieder eng an ihn, und die Temperatur im Innern des Baums stieg spürbar. »Ich will dich nicht verlieren, Jon-Tom. Du bist mir fast ein Jahr lang im Sinn geblieben, bis ich dich dort wiederfand, auf mich wartend, und ich möchte dich nicht verlieren. Du bist schon auf so viele dieser gefährlichen Reisen ausgezogen, daß ich fürchte, dein Glück könnte langsam aufgebraucht sein. Selbst eine pensionierte Diebin kann Wahrscheinlichkeiten erkennen, und es scheint an der Zeit zu sein, daß sie sich gegen dich wenden. Ich kann dich einfach nicht gehen lassen. Ich werde dich nicht gehen lassen!« Jetzt schluchzte sie völlig unbeherrscht. Er wußte nicht, ob er sie von sich schieben, sie mit tröstenden Worten beruhigen oder abwarten sollte, bis sie sich den Kummer an seiner Schulter von der Seele geweint hatte.
    Endlich fiel ihm etwas ein, ein eigentlich sehr naheliegender Gedanke. »Warum kommst du nicht mit? Du hast das Glittergeistmeer doch noch nie gesehen.
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