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Zeit der Heimkehr

Zeit der Heimkehr

Titel: Zeit der Heimkehr
Autoren: Alan Dean Foster
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seinen Famulus wieder bei den Chemikalien erwischt hatte und ihn nun durch den Baum jagte. Das teilte er auch Talea mit, ohne sich jedoch nach ihr umzudrehen. Denn wenn er sie dort nackt auf dem Bett sitzen sehen sollte, könnte er sich auf nichts anderes mehr konzentrieren.
    Sie lebten schon seit einigen Monaten zusammen. Zeit genug, um festzustellen, daß sie sich genauso geschickt in der Liebe anstellte wie früher beim Taschendiebstahl, wobei letzteres eine unangenehme Gewohnheit war, die ihr abzugewöhnen ihm manche Mühe machte. Der dimensional erweiterte Baum war ein Geschenk Clodsahamps gewesen. Mit dem Ziel, wie sie sarkastisch bemerkt hatte, Jon-Tom in der Nähe seines Mentors zu behalten. Clodsahamp wollte Jon-Tom in Reichweite haben, für den Fall, daß er irgendwelche lebensgefährlichen Aufgaben zu verteilen hatte. Doch hatte dies nicht genügt, sie zur Ablehnung des Geschenks zu bewegen.
    »Clodsahamp ist der größte Hexer der Welt. Es steht mir nicht an, ihm Verhaltensmaßregeln zu erteilen.«
    Sie zog die schweren Flickendecken heftig bis zum Hals hinauf. »Du brauchst also eine Ausrede, um dich ihm zu stellen? Also gut- dann sag ihm eben, daß deine süße, folgsame kleine Talea gnadenlos auf dir herumgehackt hat, bis dir nichts anderes mehr übrigblieb, als hinüber zuschlurfen und ihn allerfreundlichst darum zu bitten, daß Sein Exaltiertes Selbst doch gefälligst die Schnauze halten soll. Wenigstens für den Rest der Nacht. Als größter Hexer der Welt kann er doch bestimmt, da bin ich mir ganz sicher, Sorbl auch leise den Kopf abreißen. Und wenn es eine Party sein sollte, dann frag ihn, warum wir nicht eingeladen wurden.« Sie setzte sich abrupt auf.
    »Du glaubst doch wirklich, daß es nur das ist, nicht wahr?«
    Er blickte wieder aus dem Fenster. »Ich weiß es nicht. Clodsahamp ist fast dreihundert Jahre alt. In dreihundert Jahren kann man sich eine Menge Feinde machen. Ich habe ihn noch nie so spät nachts in Aktion erlebt.« Weitere Bruchgeräusche trieben durch den Raum zwischen den beiden Bäumen. Was, wenn es gar nicht Sorbls Leben war, das gerade in Gefahr schwebte?
    Er verließ das Fenster und schritt in den hinteren Teil des Schlafzimmers, wo er eine große geschnitzte Truhe öffnete. Außer Kleidung, Stiefeln und anderen persönlichen Gegenständen enthielt sie noch eine kleine fugenlose Rammholzkiste. Er öffnete sie und entnahm ihr ein merkwürdiges doppelsaitiges Instrument, das in ihrem gepolsterten Innern ruhte.
    »Wenn du glaubst, daß es Ärger geben könnte«, sagte Talea, die ihm zusah, »warum nimmst du nicht statt dessen deinen Kampfstab mit?«
    Jon-Tom drückte die Duar gegen die Brust und fingerte an den Stimmknöpfen herum. »Wenn es eine Party sein sollte, würde ich ziemlich dämlich aussehen, mit einer Waffe hereingestürzt zu kommen. Wenn Clodsahamp einfach nur Jagd auf Sorbl macht, kann ich ihn vielleicht beruhigen. Und wenn es etwas anderes sein sollte, bin ich hiermit besser bewaffnet als mit dem Stab.«
    »Nicht bei deiner Stimme.« Sie glitt unter die Decken, bis nur noch ihre Augen zu sehen waren. Das Bettzeug dämpfte ihre Worte. »Komm schnell wieder. Wenn du die da drüben dazu bringen kannst, die Klappe zu halten, können wir danach vielleicht hier selbst ein bißchen Lärm veranstalten.«
    »Bleib da, wo du bist!« Rückwärts schritt er zur Tür hinüber.
    »Rühr keinen Muskel, keine Augenbraue. Ich bin zurück, bevor du einmal blinzeln kannst.«
    Sie blinzelte und murmelte neckend: »Wie, schon wieder da?« Er drehte sich um und schritt schnell ins Wohnzimmer, wobei er überlegte, ob er eine Laterne mitnehmen sollte; doch er entschied sich dagegen. Er hatte noch keine Feuerlieder gemeistert, und sein kostbarer Streichholzvorrat war auf ganze vier Stück zusammengeschrumpft. Außerdem brauchte er kein zusätzliches Licht, nicht bei halbvollem Mond in einer klaren Nacht. Als er hinter sich die Tür zum Baum schloß, kratzte ihn die kalte Nachtluft in der Kehle. Er raffte den Kragen des schweren Mantels eng zusammen. Anhand der Mondstellung am Himmel schätzte er die Zeit auf drei bis vier Uhr morgens. Eine höchst unzivilisierte Uhrzeit, um wach zu sein, erst recht aber um - lediglich mit pelzigen Pantoffeln und einem Daunenmantel angekleidet - durch Blumen im Winterschlaf zu schlurfen. Er wußte, daß er im Mondlicht eine absurde Figur abgab, auch wenn es nur ein paar kleine Nachtflugechsen und phosphoreszierende Astkrabbler gab, um ihn zu
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