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Zeit der Heimkehr

Zeit der Heimkehr

Titel: Zeit der Heimkehr
Autoren: Alan Dean Foster
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I
    »Jon-Tom, da ist jemand im Baum.«
    Aus dem Abgrund tiefer Ruhe erwiderte er: »Hä... was?« Weibliche Finger drückten sich ins Fleisch seiner Schulter.
    »Ich habe gesagt, da ist jemand im Baum.« Die Stimme war scharf, melodisch, vertraut, wie sie es auch sein sollte.
    Mit mächtiger Anstrengung öffnete er ein Auge. Das Mondlicht versilberte die Äste seines Heims und der Glockenbäume, die den Eichenhain umringten. Der Morgen fiel durch Abwesenheit auf, auch gab es keinerlei Anzeichen dafür, daß die Sonne vorhatte, sich in absehbarer Zeit zu zeigen. Angestrengt lauschte er.
    »Schlaf wieder, Talea!« Träge wälzte er sich herum. »Da ist niemand im Baum.«
    »Nicht in unserem Baum, Idiot!« flüsterte sie heiser. »Im Baum vom alten Hartpanzer.«
    »Natürlich ist jemand in Clodsahamps Baum.« Er befahl seinem Geist, wieder einzuschlafen. Sein Unterbewußtes lachte ihn aus. »Clodsahamp und Sorbl.«
    »Der Hexer schläft den Schlaf der Gerechten, und wie sich Sorbl anhört, wenn er betrunken ist, weiß ich selbst. Das hier ist etwas anderes, Jon-Tom. Glaub mir doch, ich kenne Nachtgeräusche.«
    Er setzte sich auf, rieb sich die Augen. »Wahrscheinlich vom Anschleichen an unschuldige Stadtbewohner in dunklen Seitengassen.«
    Sie knuffte ihn in die Rippen. »Jetzt werd bloß nicht komisch. Das hab ich schon alles hinter mir. Mir ist es ernst, Jon-Tom.« Sie blickte zu dem Fenster hinüber, das die Baumwand punktierte. »Ich verstehe sowieso nicht, wie du bei diesem Lärm schlafen kannst. Seit einer halben Stunde kreischen und brüllen die da drüben. Und jetzt, da du wach bist, haben sie natürlich wieder aufgehört.«
    In dem nun folgenden Schweigen schwebte das Geräusch berstenden Porzellans und unterdrückter Flüche über das Blumenbeet. Taleas Gesicht ruckte herum, um ihn anzublicken.
    »Jetzt sag bloß nicht, daß du das auch nicht gehört hättest!« Immer noch halb im Schlaf, runzelte er die Stirn und schob die Bettdecke von sich. »Das werde ich nicht tun, weil ich es nämlich tatsächlich gehört habe. Na schön, feiern die da drüben eben eine Party oder so was. Wäre ja nicht das erste Mal, daß Clodsahamp Besucher von außerhalb bewirtet. Manche von diesen Hexern können reichlich wild werden, wenn sie ein paar über den Durst getrunken haben.«
    »Wenn das da eine Party sein soll, warum sind wir dann nicht eingeladen worden? Du weißt doch genau, wie gern die alte Panzerschublade mit deiner Musik angibt.«
    »Dann ist es eben keine Party. Und was, wenn es Freunde von Clodsahamp sind, von weit her gekommen, und wenn sie nicht gestört werden wollen?«
    »Es ist mir egal, und wenn sie von einem anderen Planeten kämen. Ich habe morgen einen anstrengenden Tag vor mir und brauche meinen Schönheitsschlaf.« Wütend stemmte sie die Fäuste in die Hüften. Das stellte wiederum wunderbare Dinge mit dem Rest ihres Körpers an. Er musterte sie, wie sie neben ihm im Bett saß, wie das Mondlicht die Schatten und die geheimen Stellen ihres Körpers hervorhob, und seine Gedanken lösten sich von dem Lärm nebenan, um sich anderen Gebieten zu widmen.
    »Du brauchst keinen Schönheitsschlaf. Du bist auch so schon vollkommen.« Er griff nach ihr.
    »O nein!« Sie entwich seinen Händen und lächelte ihn entschlossen an. »Dafür habe ich dich nicht geweckt. Jedenfalls nicht jetzt sofort.« Ihr Ausdruck wurde wieder sanfter. »Kannst du nicht mal hinüber gehen und denen sagen, sie sollen ein bißchen leiser sein? Auch wenn sie Hexer sind.« Ein weiterer Lärmschub vom Baum des Schildkröterichs unterstrich ihre Bitte. Jon-Tom sah sie noch einen Augenblick lang schmachtend an, dann drehte er sich um und glitt unter der Decke hervor. In diesem Jahr löste der Winter seinen Griff nur zögernd, deshalb schlüpfte er in Pantoffeln und einen schweren Morgenmantel. Wenn gleich Clodsahamp das Innere eines Baumes erweitern konnte, damit seine Bewohner ein geräumiges Heim hatten, mußte er erst noch eine praktische, anwendbare Methode finden, um dieses auch angenehm zu heizen, ohne den Baum dabei gleich bis auf die Wurzeln abzubrennen.
    Jon-Tom schlurfte zu dem Schlafzimmerfenster und blickte über die schlafenden Blumen zur gewaltigen alten Eiche hinüber, die der Hexer sein Zuhause nannte. Er meinte Lichter im Innern flackern zu sehen, doch das konnte auch eine Illusion des Dimensionszaubers sein. Wenn es tatsächlich eine Fackel oder eine Glühbirne sein sollte, bedeutete dies wahrscheinlich, daß Clodsahamp
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