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Wach nicht auf!: Roman (German Edition)

Wach nicht auf!: Roman (German Edition)

Titel: Wach nicht auf!: Roman (German Edition)
Autoren: Jess McConkey
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1
    O Gott, sie sind im Haus! Wie hatten sie sie gefunden? Waren sie hier, um ihr Werk zu Ende zu bringen? Der bittere Geschmack von Angst würgte sie in der Kehle, ihr Herz hämmerte, und ein Schrei wollte aus ihrem tiefsten Inneren hervorbrechen. Nein, du darfst nicht schreien. Sie könnten dich hören. Mühsam schluckte sie mehrmals.
    Weglaufen. Sie musste weglaufen. Musste Jackson finden. Aber ihre Beine bewegten sich nicht. Warum nur bewegten sich ihre Beine nicht?
    Ihre Lider fuhren hoch, und sie starrte mit aufgerissenen Augen in die Dunkelheit. Wo waren sie? Im Wohnzimmer? Im Flur? Ein leises Stöhnen entrang sich ihrem Mund, auf der Oberlippe stand ihr der kalte Schweiß. Es kam ihr vor, als könnte sie ihr Entsetzen förmlich in der Luft riechen.
    Plötzlich wich die Dunkelheit. Sie zuckte zusammen und riss mit einem Ruck die Hände vor die Augen, um sie vor dem blendenden Licht zu beschirmen. Schritte eilten über den Schlafzimmerboden. Heftig keuchend spürte sie, wie die Matratze sich senkte und ihre Hände langsam vom Gesicht gezogen wurden. Eine ruhige Stimme durchdrang das Dröhnen in ihren Ohren. Jacksons Stimme.
    »Sam, Sam, wach auf. Du hast wieder einen Albtraum.«
    Bilder von Männern, die sie jagten … die sie verletzten … schwirrten ihr durch den Kopf, als sie versuchte, sich vom Bett zu erheben. Sie konnte ihre Beine nicht bewegen! Sie schlug um sich, stieß sich mit den Händen ab und versuchte, sich aufrecht hinzusetzen.
    »Ruhig, Sam. Du hast dich in den Bettlaken verfangen. Lass mich dir helfen«, sagte Jackson, der auf der Bettkante saß.
    Ihre Augen hefteten sich auf sein Gesicht, und die Bilder verblassten. Ein Albtraum … es war nur ein Albtraum. Die Wirklichkeit drang endlich in ihren schlaftrunkenen, benommenen Kopf vor.
    Sie atmete scharf ein, hörte auf, sich herumzuwerfen, und zwang sich, sich zu entspannen, während ihr Verlobter sie in eine sitzende Position brachte und langsam die Laken entwirrte, die ihre Beine festhielten. Wach, aber noch immer desorientiert, schob sie sich das schlaffe, kastanienbraune Haar aus dem Gesicht, während ihre Augen durch den Raum irrten und nach etwas Vertrautem suchten.
    Das hier war nicht ihr gemeinsames Schlafzimmer. Ihre Schlafzimmerwände waren perfekt mokkafarben gehalten und nicht mit knotigem Kiefernholz getäfelt. In diesem Zimmer hier hingen karierte Vorhänge – und nicht reines Leinen – vor schlichten Jalousien. Wo zum Teufel war sie?
    Erneut in Panik spürte sie, wie ihr Herz in einem holprigen Rhythmus loshämmerte. Nicht im Krankenhaus – bitte nicht wieder im Krankenhaus.
    Moment mal. Die Wände in der Intensivstation waren in einem sterilen, kalten Grün gestrichen und nicht mit Holz getäfelt. Sie legte den Kopf schief und lauschte, hörte aber nur das Klopfen des Blutes in ihrem Kopf. Kein Zischen des Beatmungsgeräts. Ihre Hand fuhr zu ihrer Luftröhre – kein Schlauch, durch den Sauerstoff in ihre Lunge gepresst wurde. Nur eine kleine, erhabene Narbe. Okay, sie befand sich also nicht im Krankenhaus. Das Hämmern in ihrer Brust ließ nach.
    Blinzelnd starrte sie Jackson an, noch immer von den letzten Resten ihres Schocks umfangen. Er saß auf der Bettkante und beugte sich über sie, ein Buch in der einen Hand. Eine dunkelbraune Haarsträhne war ihm in die hohe Stirn gefallen. Er fuhr mehrmals mit den Fingern hindurch und strich sie zurück, ohne sie aus den Augen zu lassen.
    »W-w-wo sind wir?«
    »Sam, wir sind in Minnesota, erinnerst du dich? Wir haben über den Sommer ein Ferienhaus am Elk Horn Lake gemietet.«
    Das stimmte – weit weg von der Stadt, damit sie sich ausruhen konnte und ihr ausgelaugter Körper sich erholte. Jetzt fiel es ihr wieder ein.
    Sie rieb sich das Gesicht mit den Händen und versuchte, den Traum fortzuwischen. Jede Nacht hatte sie Angst vor dem Einschlafen. Jede Nacht stieg irgendeine Variation des Albtraums aus den geheimen Winkeln ihres Geistes auf, um sie zu quälen.
    »Habe ich geschrien?«, murmelte sie. »Habe ich dich geweckt?«
    »Nein«, antwortete er und legte sein Buch hin. »Du hast diesmal nicht geschrien. Du hast gestöhnt. Ich war noch wach und habe gelesen. Zunächst dachte ich, du hättest wieder Krämpfe.«
    Er hatte im Gästezimmer gelesen, dachte sie mit einem Anfall von schlechtem Gewissen. Seit ihrem »Unfall«, wie ihre Mutter es gerne nannte, konnte Jackson ihr Lager nicht mehr teilen. Sie hatten entdeckt, dass es die Albträume nur noch schlimmer machte, wenn er im
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