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Wach nicht auf!: Roman (German Edition)

Wach nicht auf!: Roman (German Edition)

Titel: Wach nicht auf!: Roman (German Edition)
Autoren: Jess McConkey
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selben Bett schlief. Anfangs hatten sie versucht, die Träume mittels fadenscheiniger Erklärungen wegzudrängen. Sie einfach nur als die Nachwirkungen des Traumas zu betrachten, das sie erlebt hatte. Sie sagten einander immer wieder, dass die Träume irgendwann aufhören würden, aber das taten sie nicht, und jetzt erlebte Sam hilflos, wie die Vertrautheit, die sie einmal empfunden hatten, ihnen entglitt.
    Sie ließ die Hände sinken und ertappte Jackson dabei, wie er ihre Beine anstarrte. Beim Herumwerfen im Bett war ihr langes Nachthemd die Schenkel hinaufgerutscht. Ihr verkümmertes linkes Bein lag jetzt nackt und ungeschützt auf den kühlen Baumwolllaken. Er runzelte die Stirn, und sie sah, wie er die Mundwinkel nach unten zog.
    Sie packte das Betttuch und zerrte es über ihr Bein, um es zu verstecken.
    Mit einem Kopfschütteln hob er die Augen zu ihrem Gesicht. »Es war schlimmer diesmal, nicht wahr?«, fragte er leise. »Willst du mir davon erzählen?«
    »Erst habe ich eine Scheibe zerbrechen hören und dann Stimmen. Sie redeten miteinander, während sie das Haus durchsuchten«, erzählte sie und zupfte an dem Bettlaken, das ihr linkes Bein bedeckte. »Sie sagten, sie würden uns töten. Sie haben sich über das amüsiert, was sie uns antun würden.« Ein Schauder ließ ihre Schultern erbeben, und Jackson streckte die Hand nach ihr aus, berührte sie dann aber doch nicht. »Ich dachte, sie hätten mich wieder gefunden«, endete sie flüsternd.
    Ein leiser Seufzer wehte zu ihr herüber. »Es war nur ein Traum. Diese Arschlöcher halten nicht nach dir Ausschau. Es ist zu dem Überfall gekommen, weil du zur falschen Zeit am falschen Ort warst. Hundertzwanzig Meilen von hier …« Er hielt inne. »Sie haben damals deinen Namen nicht gekannt, und sie kennen ihn auch heute nicht.«
    »Woher sollen wir das wissen? Sie laufen immer noch frei herum, oder? Die Polizei hat nie jemanden festgenommen.«
    »Sam, für dich besteht keine Gefahr«, sagte er, senkte den Kopf und rieb sich die Nasenwurzel. »Der Einfluss deines Vaters hat verhindert, dass dein Name in die Presse geraten ist, und deine Kreditkarten und dein Ausweis befanden sich noch in deiner Handtasche.«
    »Aber …«
    Er unterbrach sie mit erhobener Hand, und seine Stimme nahm einen harten Klang an. »Noch einmal, Sam … es war nur ein Traum. Du darfst dich nicht weiter von deinen Ängsten quälen lassen.«
    Sie warf das Laken ab, rutschte hastig übers Bett und setzte sich auf die gegenüberliegende Bettkante, immer darauf bedacht, dass ihr Bein unter einem Zipfel des Lakens verborgen blieb.
    »Aber der Traum ist mir so echt vorgekommen. Genau wie die Träume, die ich im Krankenhaus hatte.« Sie blickte ihn über die Schulter an. »Die Stimmen sind verstummt, und dann konnte ich nur noch mein Herz hören. Ich wusste nicht, ob sie mich gefunden hatten. Ich habe versucht aufzustehen, aber meine Beine wollten sich nicht bewegen.«
    Jackson rutschte herum, um sie anzusehen. »Hast du mit Dr. Weissinger darüber gesprochen?«
    Sie senkte den Kopf und sah zu Boden. »Natürlich.«
    Er stützte den Arm aufs Bett und beugte sich näher zu ihr. In seinen braunen Augen, die einmal vor Charme gesprüht hatten, stand jetzt die Sorge, als er fragte: »Hast du das wirklich getan?«
    Jetzt geht das wieder los, dachte sie. Sam, nimmst du auch deine Medikamente? Sam, hast du deine Übungen gemacht? Sam, du musst dir mehr Mühe geben.
    Ihr platzte schier der Kragen, und sie stand unbeholfen auf. »Was denn? Willst du meiner Liste von Fehlern jetzt auch noch das Lügen hinzufügen?« Sie ging zum Fenster, das linke Bein leicht über den Hartholzboden nachschleifend.
    »Ich habe nie gesagt, dass du eine Lügnerin bist«, antwortete er sanft, »aber ich glaube nicht, dass du Dr. Weissinger gegenüber immer ehrlich bist. Er ist dein Psychiater, Sam, aber er kann dir nicht helfen, wenn du ihm nicht sagst, was los ist.«
    »Das weiß ich.« Ihr war plötzlich kalt, und sie rieb sich die nackten Arme. »Ich bin doch nicht dumm.«
    Jackson stöhnte leise. »Das habe ich auch nie behauptet. Aber Dr. Weissinger könnte dir vielleicht andere Medikamente geben, die gegen die Albträume helfen.«
    »Richtig, Dr. Van Horn.« Sie drehte sich um und sah ihn an. »Das ist doch die Antwort, die ihr Ärzte auf alles habt, nicht wahr? Ein Rezept ausstellen, damit alles besser wird – besseres Leben im Medikamentenrausch«, schimpfte sie mit harter Stimme. »Das sollen die Antidepressiva doch
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