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Wach nicht auf!: Roman (German Edition)

Wach nicht auf!: Roman (German Edition)

Titel: Wach nicht auf!: Roman (German Edition)
Autoren: Jess McConkey
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vermieden, sich zu binden, aber all das hatte sich geändert, als er bei einem Konzert, einer der zahlreichen Wohltätigkeitsveranstaltungen ihrer Mutter, plötzlich in ihr Leben getreten war. Seine Eltern waren beide Kulturmäzene gewesen und hatten Zeit und Geld dafür aufgewandt, aufstreben den Musikern zu helfen. Seit ihrem Tod hatte er ihre guten Werke fortgeführt. Nach dem Konzert hatte er unaufhörlich mit Blumen, Essenseinladungen und klugen Geschenken um sie geworben.
    Ihre Augen füllten sich wieder mit Tränen, als sie auf ihre linke Hand und den dreikarätigen Diamanten hinunterblickte, den Jackson ihr so stolz an den Finger gesteckt hatte. Alles hätte perfekt werden sollen. Nach der Hoch zeit wollten sie in sein Elternhaus ziehen, eine wunder schöne viktorianische Villa, die im Wald lag und genau nach Sams Wünschen umgebaut und renoviert worden war. Sie wischte die Tränen weg und rieb den Muskel in ihrem linken Oberschenkel. Was die Tischler aus der Treppe mit ihrem geschwungenen Geländer herausgeholt hatten, hatte sie damals entzückt, aber jetzt kam sie ihr wie der Mount McKinley vor. Wie sollte sie die hohen Stufen überwinden, wenn sie schon Mühe hatte, einfach nur durchs Zimmer zu gehen?
    Wenn Jackson sie wirklich im Stich ließ, was würde dann ihre Familie sagen? Ihr Vater war begeistert gewesen, als sie angefangen hatten, miteinander auszugehen. Er war stolz darauf, dass sie einen erfolgreichen Schönheitschirurgen heiraten würde. Er sagte, er hätte keinen besseren Partner für sie finden können, wenn er Jackson persönlich ausgesucht hätte. Er war sogar als Verlobungsgabe zu einer Schenkung für einen neuen Krankenhausflügel bereit gewesen.
    Sie durfte nicht länger so grässlich zu Jackson sein. Sie musste sich ändern … aber wie? Jedes Mal, wenn sie versuchte, ihm zu zeigen, wie sehr sie ihn liebte, würgten ihre Angst und ihr Groll über das, was aus ihrem Leben geworden war, jedes Wort und jede Tat ab.
    Sie stand auf und humpelte zum Fenster zurück. Sie hob die Hand und ließ sie auf dem Band ruhen, mit dem die Jalousie hochgezogen wurde. Sie hätte sie gerne geöffnet. Sie hätte gerne den nächtlichen Sternenhimmel gesehen, aber sie hatte Angst, Angst, dass dort draußen in der Nacht jemand stehen könnte, dort im Wald, und dass er das Ferienhaus und sie beobachten könnte.
    Sie ließ die Hand herunterfallen, ging zum Bett und setzte sich. Ihr linkes Bein fühlte sich steif an, und sie rieb sich gedankenverloren den Oberschenkel. Fünfunddreißig war sie jetzt, fühlte sich aber eher wie achtzig. Sie lehnte sich auf die Ellbogen zurück und schob die Füße vor, bis die Unterschenkel schräg abstanden. Trotz des Nachthemds, das sie bedeckte, konnte sie den Unterschied zwischen dem rechten und dem linken Bein sehen. Sie holte tief Luft und hob die Beine an, genau wie die Therapeutin es ihr gezeigt hatte. Ihr rechtes Bein kam zwei Handspannen über den Boden hoch, aber ihr linkes verharrte zitternd in wenigen Zentimetern Höhe. Sie schloss die Augen und konzentrierte sich darauf, dass ihr Gehirn die Verbindung zu den Muskeln in ihrem Bein herstellte. Ihre Stirn war von einer dünnen Schweißschicht bedeckt, aber das Bein kam einen weiteren Zentimeter hoch.
    Ja , dachte sie triumphierend, nur ein bisschen höher.
    Ein Krampf erfasste sie, und der Schmerz schoss ihr Bein hinauf. Stöhnend ließ sie beide Füße fallen.
    Ein Gefühl der Erschöpfung überkam sie. Würde ihr Bein jemals wieder kräftig werden? Sie hatte die ganze Sache satt, hatte es satt, es immer wieder zu versuchen, hatte es satt, dass alle ihr mit ruhiger Stimme die Antwort gaben, die sie nicht hören wollte … »Es braucht seine Zeit – hab einfach Geduld.«
    Nun, wie viel Zeit würde es brauchen? Würde sie jemals wieder in der Lage sein, normal zu gehen? Würde sie aufhören, bei einem plötzlichen Geräusch zusammenzuzucken? Würde sie je wieder den warmen Sonnenschein auf ihrem Gesicht genießen, ohne die überwältigende Angst zu verspüren, dass jemand ihr auflauern könnte, um sich auf sie zu stürzen? Würden die Albträume aufhören?
    Die Zeit wurde allmählich knapp. Nicht nur für ihre Beziehung mit Jackson, sondern auch für ihre Karriere. Ihr Dad hatte ihre frühere Stelle in seiner Werbeagentur bereits ihrem ehemaligen Assistenten Dan Borden gegeben. Jetzt war Dan ihres Vaters rechte Hand und nicht mehr sie. Was, wenn er sich als unentbehrlich erwies? Lawrence Moore war kein Dummkopf. Er
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