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0075 - Das tödliche Tagebuch

0075 - Das tödliche Tagebuch

Titel: 0075 - Das tödliche Tagebuch
Autoren: A.F. Morland
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Tagebucheintragung vom 1. Dezember.
    Ein prachtvoller Tag. Ich fühlte mich schon beim Aufstehen glücklich. Etwas berauschte mich. Ich wußte nicht, was es war. Ich fühlte nur, wie unendlich gut es mir tat. Ich dachte an Weihnachten und an die vielen Geschenke, die ich zu besorgen hatte.
    Zu Mittag stellte ich fest, daß ich leichtes Fieber hatte.
    Und jetzt, wo ich diese Zeilen schreibe, fühle ich mich nicht recht wohl in meiner Haut. Ich habe Gliederschmerzen. Meine Augen brennen. Ich denke, es ist die Grippe.
    Aber aus welchem Grund bin ich so mißgelaunt und traurig gestimmt?
    Woher kommt dieser Einfluß, der aus einem angenehmen Glücksgefühl Niedergeschlagenheit und Trostlosigkeit macht?
    Ich weiß es nicht und will es auch nicht wissen. Ich möchte zu Bett gehen und schlafen, denn im Schlaf liegt Vergessen, und ich will diesen Tag, der so herrlich begonnen hat und so unangenehm endet, vergessen.
    ***
    An den Fenstern glitzerten Eisblumen. Professor Zamorra brannte sich eine Zigarette an und schaute in die tiefe Straßenschlucht hinunter. Das war New York. Hier pulsierte das Leben. Es hatte für den Parapsychologen etwas Beängstigendes an sich. Er mochte diesen Schmelztiegel der Nationen nicht besonders. Paris zum Beispiel war ihm wesentlich lieber. Aber sein Freund, der Historiker Bill Fleming, wohnte nun mal in dieser Stadt, und so war Zamorra häufiger hier als in irgendeiner anderen Metropole.
    Nicole Duval trat in den Livingroom. »He, Chef. Sieh mal her«, sagte sie.
    Der Professor für Parapsychologie wandte sich um. Nicole führte ihm nach Art der Pariser Mannequins ihr neues Kleid vor, das sie in der Fifth-Avenue gekauft hatte. Sie sah darin hinreißend aus. Ihre vollen Hüften kamen wunderbar zu Geltung. Der Busen wölbte das schräg gestreifte Oberteil. Die hübsche Französin machte eine gekonnte Wendung und zeigte dem Professor auch, wie das neue Kleid an der Rückfront saß.
    »Ist es das richtige Kleid für diesen Abend?« fragte ihn seine Sekretärin.
    »Aber natürlich«, erwiderte der Parapsychologe.
    Er war nach New York gekommen, um hier gleich zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen. Zum ersten: um Bill Fleming zu besuchen. Zum zweiten: um ein breit gefächertes Vortragsprogramm über Parapsychologie an verschiedenen Hochschulen zu absolvieren. Bill hatte das für ihn arrangiert. Natürlich nicht ohne Hintergedanken. In erster Linie war es ihm darum gegangen, Zamorra mal wieder nach New York zu holen, damit die alte Freundschaft keine Gelegenheit hatte, Rost anzusetzen.
    Zamorra war gern gekommen.
    Sie wohnten zur Zeit zu dritt in Flemings großem Apartment. Das Vortragssoll war von Professor Zamorra gestern abgeschlossen worden. Heute abend wollten die Freunde den Erfolg dieser Vortragsreihe in kleinstem Rahmen begießen.
    Und danach wollte der Parapsychologe noch eine Woche sorglosen Müßigganges anhängen, ehe er mit seiner bildhübschen Assistentin auf Château Montagne zurückkehrte.
    Sie freuten sich alle drei auf diese eine Woche unbeschwerten Urlaubs. Doch wie so oft, sollte es auch diesmal nichts damit werden. Das Schicksal hatte andere Pläne mit Professor Zamorra.
    Doch davon hatte er in diesem Augenblick noch keine Ahnung…
    ***
    Tagebucheintragung vom 2. Dezember.
    Ich bin krank. Soviel ist sicher. Wieso verschwende ich so viel Zeit, um an das Mysterium des Unsichtbaren zu denken? Vorgestern noch war ich so voll Vitalität und kerngesund. Heute habe ich Fieber. Aber es ist nicht das gleiche Fieber, das ich sonst immer habe. Mit Grippe hat das ganz bestimmt nichts zu tun. Was aber ist es dann? Ich horche in mich hinein, suche den Krankheitsherd, kann jedoch keinen entdecken.
    Was ist bloß los mit mir?
    Es ist ein qualvolles, zehrendes Fieber. Manchmal habe ich den Eindruck, gemütskrank geworden zu sein. Ich sehe düstere Schatten auf mich zukommen. Zum erstenmal in meinem Leben denke ich voll Furcht an die Zukunft.
    Was steht mir bevor?
    Ein Unglück? Ist es diese unterschwellige Ahnung, die mir auf eine eigenartige Weise Angst macht?
    Ich weiß es nicht. Ich habe keine Erklärung für meinen Zustand, der mich beunruhigt.
    Vielleicht wäre es gut, den Arzt aufzusuchen. Ich werde es morgen tun, wenn ich mich nicht wohler fühle. So darf es nicht mit mir weitergehen. Diese unbekannte Krankheit darf nicht mehr weiter in meinem Blut und in meinem Fleisch keimen. Ich muß gesund werden, und zwar so rasch wie möglich .
    Weihnachten steht vor der Tür.
    ***
    Der Schock
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