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Wach nicht auf!: Roman (German Edition)

Wach nicht auf!: Roman (German Edition)

Titel: Wach nicht auf!: Roman (German Edition)
Autoren: Jess McConkey
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bewirken, oder? Dass alles besser wird. Aber es haut nicht hin, oder?«
    »Du musst der Heilung Zeit geben, Sam. Du hast ein schweres Trauma erlitten. Du wärst tot, wenn der Wachmann nicht so schnell gehandelt hätte. Du brauchst Zeit, um gesund zu werden.«
    »Zeit? Ha, was nennst du denn acht Monate?« Sie spürte, wie Bitterkeit sie durchströmte. »Acht Monate, seit sie mich auf den Knien um mein Leben haben flehen lassen.« Ihre Stimme wurde lauter. »Acht Monate, seit dieser Drecksack mir den Schädel mit einer Brechstange eingeschlagen hat.«
    Jackson schüttelte den Kopf, und seine Augen wanderten zu dem Nachttisch, auf dem ein Tablettenfläschchen neben dem anderen stand. Als er einen Bilderrahmen sah, der mit dem Glas nach unten danebenlag, drehte er ihn um.
    Sam spürte, wie ihr Herz sich zusammenzog. Es war ein Foto von ihnen auf den Skihängen von Vail, aufgenommen in der Woche, in der Jackson ihr die Verlobung angetragen hatte. Er hatte es in einen teuren Bilderrahmen aus Walnussholz gesteckt und darauf bestanden, dass sie es auf ihren Nachttisch stellte.
    »Warum hast du das hier umgedreht?«, fragte er, während er ihr den Bilderrahmen entgegenhielt.
    Sie blickte weg und zuckte mit einer Schulter. »Ich muss es im Traum umgestoßen haben.«
    »Und warum sind dann die Tablettenfläschchen …« Er brach ab. »Schon gut«, sagte er und stellte das Bild auf den Nachttisch zurück.
    Ihr Blick wanderte zu den lächelnden Gesichtern auf dem Foto, die sie von der anderen Seite des Raums ansahen. Lä chelnde Gesichter, die jetzt von Tablettenfläschchen um stellt waren. Die Frau auf dem Bild hatte niemals Tabletten eingenommen, um Zuflucht vor ihren Träumen und ihrer Angst zu finden. Sie war stark und tüchtig gewesen.
    Und du wirst nie wieder diese Frau sein , höhnte eine Stimme in ihrem Kopf.
    Unfähig, den Anblick des Menschen zu ertragen, der sie gewesen war, wandte sie sich ab. Sie spürte, wie Jackson die Arme um sie legte. »Es wird alles gut«, flüsterte er. »Wir stehen das durch.«
    Sie riss sich von ihm frei und humpelte zum Bett. Warum glaubten Jackson und ihre Eltern eigentlich, man müsse ihr nur den Kopf tätscheln und ihr sagen, dass sie sich nicht beunruhigen solle, und schon würden die Probleme verschwinden? Die hatten doch alle überhaupt keine Ahnung.
    Mit Augen, die vor Zorn blitzten, sank sie aufs Bett zurück und schubste mit einer Handbewegung Jacksons Buch herunter. »Ach ja? Du hast leicht reden – du bist ja nicht diejenige, die monatelang im Koma gelegen hat – und immer einen schrecklichen Traum nach dem anderen geträumt hat, ohne aufwachen und den Träumen entkommen zu können.« Sie schlang die Arme um sich, holte tief Luft und ließ ihrer Frustration freien Lauf. »Du hast kein Bein, das wegen eines Nervenschadens nicht in Ordnung ist. Du bist immer noch der Mensch, der du vor einem Jahr warst. Ich nicht.«
    »Du …« Er biss die Zähne zusammen und brach unvermittelt ab. »Du bist wütend, und, na ja, schon gut. Wenn du allein zurechtkommst, geh ich jetzt wieder ins Bett. Ich lass die Tür des Gästezimmers auf, falls du mich brauchst.«
    Sams Hand schoss vor, und schon spürte sie die Tränen aufsteigen. Sie hatte ihn schon wieder verletzt. Das hatte sie in letzter Zeit ziemlich oft getan. »Warte …«
    Er blieb in der Tür stehen und drehte sich um. Sein Gesicht war ruhig und seine Miene undurchdringlich.
    »Es tut mir leid«, sagte sie und räusperte sich. »Ich wollte nicht so gemein sein, Jackson. Ich …«
    »Ich verstehe schon, Sam«, sagte er rasch, während er ihr mit erhobener Hand Einhalt gebot. »Dr. Weissinger hat uns erklärt, dass wir mit solchen Stimmungsschwankungen rechnen sollten.« Er stockte, als wählte er seine nächsten Worte sorgfältig aus. »Aber es hilft vielleicht, wenn du dir in Erinnerung rufst, dass nicht nur dein Leben sich verändert hat.« Mit einem Kopfschütteln machte er kehrt und verließ das Zimmer.
    Sie sah für einen Augenblick zu der geöffneten Tür hin. Na toll, er war nicht nur verletzt, sondern auch wütend. Was würde sie tun, wenn er sie schließlich satthatte und nicht nur ihr Schlafzimmer, sondern ihr Leben verließ? Er war ihr Anker geworden, und es gab Tage, an denen nur der Traum von ihrer gemeinsamen Zukunft sie aufrecht hielt. Bis sie Jackson traf, war sie ganz auf ihre Arbeit konzentriert gewesen, und sie hatte nie jemanden kennengelernt, der ihr den Wunsch eingegeben hätte, das zu ändern. Sie hatte es
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