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Wach nicht auf!: Roman (German Edition)

Wach nicht auf!: Roman (German Edition)

Titel: Wach nicht auf!: Roman (German Edition)
Autoren: Jess McConkey
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Handvoll Möhren. »Bei Esther haben alle über sie geredet.«
    »Samantha Moore?«
    Er nickte.
    »Als sie von der Arbeit heimfahren wollte, wurde sie im Parkhaus von einer Gruppe junger Männer überfallen …«
    »Von einer Gang?«
    Anne nickte. »Es klingt so. Aber man weiß es nicht genau. Sie wurde geschlagen und erhielt eine Kopfverletzung, von der sie ins Koma fiel. Als sie daraus erwacht ist, konnte sie der Polizei keine Beschreibung geben, aber ein Wächter hat die Täter weglaufen gesehen. Er war der Meinung, sie hätten Gangfarben getragen.«
    Sie musterte ihren Sohn. Was, wenn sie gezwungen gewesen wären, in Minneapolis zu bleiben? Wäre Caleb dann auch in diese Art Leben hineingeschlittert? Der Gedanke ließ sie schaudern. Sie hatten so viel Glück gehabt … Sie hatte eine Stelle als Physiotherapieassistentin im Bezirkskrankenhaus von Pardo gefunden und das Haus ihrer Großmutter geerbt. Es war schwierig gewesen, ein Kind allein großzuziehen. Irgendwie schien es immer an Geld zu fehlen, aber sie kamen über die Runden. Und jetzt würde Caleb in nur einem Jahr aufs College gehen, um dort einen Bachelor in Jura zu erwerben. Er würde ihre Fehler nicht wiederholen. Sein Leben würde besser werden, leichter. Sie war fest entschlossen, dafür zu sorgen.
    Gedankenversunken, wie sie war, überhörte sie die Bemerkung, die Caleb gerade gemacht hatte. »Entschuldigung. Was hast du gesagt?«
    »Äh, ja.« Er fuhr mit der Spitze seines Turnschuhs einem Riss in dem abgenutzten Linoleum nach. »Ich sagte, ich bin heute Teddy Brighton begegnet, und …«
    »Caleb!«, rief sie ihn unterbrechend aus. »So was will ich nicht von dir hören. Wie oft habe ich dir gesagt, du sollst dich von ihm fernhalten?«
    »Jesus, Mom, so schlimm ist er doch gar nicht.«
    Annes Augenbrauen verschwanden unter ihrem fransigen Pony. »Wirklich? Sag das mal den Abernathys, Greg, Fritz Thorpe«, begann sie und zählte mit den Fingern die Namen ab. »Den Mich…«
    Caleb ergriff ihre Hand, damit sie aufhörte. »Das war doch nur ein harmloser Streich. Keiner ist verletzt worden.«
    »Du hast recht, Verletzte hat es nicht gegeben, aber dass er letzten Sommer all diese Boote losgebunden hat, damit sie auf dem See herumtreiben, war nicht harmlos.« Sie drückte seine Hand, die die ihre hielt, um ihren Worten Nachdruck zu verleihen. »Das war nicht nur lästig für die Besitzer. Ihre Boote hätten beim Umhertreiben auf dem See auch beschädigt werden können.«
    »Mr. Brighton hat sich doch darum gekümmert«, hielt Caleb dagegen. »Er hat alle Boote zurückgeschleppt und Teddy aufgedrückt, sich bei jedem Bootsbesitzer einzeln zu entschuldigen.«
    »Hmmf«, schnaubte sie und ließ seine Hand los. »Eines Tages wird Teddy etwas tun, was sein Vater nicht in Ordnung bringen kann.«
    »Nein, wird er nicht. Er hat sich verändert. Ich glaube, die Militärschule hat ihn auf Vordermann gebracht.«
    »Meinetwegen können sie ihn zum Schüler des Jahres ernannt haben, ich will trotzdem nicht, dass du mit ihm zusammen bist.«
    »Aber hör doch nur mal.« Seine Stimme klang jetzt erregt. »Er wird den ganzen Sommer hier sein, und seine Leute erlauben, dass er in ein paar Wochen eine Party feiert. Er hat mich gefragt, ob meine Band spielen würde …«
    »Caleb …«
    »Mom, komm schon«, bettelte er. »Er hat gesagt, dass er uns bezahlt.«
    »Richtig. Und das Geld brauchst du dann für deine Kaution, um aus dem Gefängnis freizukommen.« Sie durchbohrte ihn mit ihrem Blick. »Erinnerst du dich an die letzte Party, die Teddy veranstaltet hat? Die Polizei ist gekommen, und mehrere minderjährige Gäste wurden wegen Alkoholkonsums mitgenommen. Du bist jetzt beinahe achtzehn. Bald können sie dich festnehmen und deinen Namen in der Zeitung veröffentlichen.«
    »Mom«, wehrte er sich mit entschlossener Stimme. »Es ist einfach nur ein Job. Ich feiere nicht mit Teddy und seinen Freunden.«
    »Das will ich dir auch raten«, erklärte sie mit einem raschen Nicken. »Die Brightons haben Teddy nie erzogen, und ich bin nicht …«
    »Schau mal«, unterbrach er sie. »Das ist nicht nur eine Chance für mich, mit der Band Geld zu verdienen. Mr. Brighton hat Beziehungen, und …«
    Sie zog die Augen zu Schlitzen zusammen. »Was für Beziehungen denn?«
    Caleb senkte den Kopf und vermied es, sie anzusehen. »Zu einem Aufnahmestudio in Minneapolis«, nuschelte er.
    Aufgebracht durchquerte sie die Küche, packte das Spültuch und wischte wieder wie wild den Tresen ab.
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