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Diana Palmer

Diana Palmer

Titel: Diana Palmer
Autoren: Ein Frauenheld wird schwach
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1. KAPITEL
    Es war ein ödes, sich endlos lang hinziehendes Semester gewesen, und nun hatte Tellie Maddox ihren Bachelor-Abschluss im Fach Geschichte in der Tasche. Trotzdem fühlte sie sich um den Lohn ihrer Mühen betrogen, denn J.B. Hammock war nicht zur Abschlussfeier erschienen. Marge war natürlich da, zusammen mit ihren Töchtern Dawn und Brandi. Für Tellie waren die zwei wie Schwestern. Deshalb war es auch klar, dass sie Tellies Abschlussfeier nicht versäumen würden. Aber dass J.B. es nicht für nötig befunden hatte, sich blicken zu lassen, war eine herbe Enttäuschung – eine von unendlich vielen, die er ihr schon bereitet hatte.
    Tellie sah sich traurig in ihrem Zimmer im Studentenwohnheim um, das sie jetzt vier Jahre lang mit ihrer Kommilitonin geteilt hatte. Sandy war bereits abgereist. Tellie fuhr sich durch ihre dunklen Locken und stieß einen Seufzer aus. Sie musste ihre restlichen Bücher zusammenpacken und zum Buchladen auf dem Campus bringen. Das Geld, das sie dafür bekam, wenn sie sie dem Antiquariat verkaufte, brauchte sie dringend, um über den Sommer zu kommen. Wenn das Herbstsemester im August begann, musste sie die Semestergebühren bezahlen. Denn mit ihrem jetzigen Abschluss konnte sie allenfalls aushilfsweise in der Erwachsenenfortbildung Kurse geben. Das war aber nicht ihr Ziel. Sie wollte an der Hochschule Geschichte lehren.
    Und nur darauf sollte sie sich jetzt konzentrieren. Lange genug hatte sie ihrem Traum nachgehangen, dass sich J.B. eines Tages doch in sie verlieben könnte. Aber ihrem Verstand folgend, hatte sie diesen Traum aufgegeben. Und dass J.B. heute nicht erschienen war, war ein weiterer Beweis dafür, dass ihr Verstand recht hatte.
    J.B. war Marges Bruder. Der Beginn seiner und Tellies Beziehung war dramatisch, fast konnte man sagen romantisch gewesen, denn J.B. war als ihr Retter erschienen. Er hatte sie aus einer Pflegefamilie herausgeholt, in der sie den Nachstellungen eines Jungen ausgesetzt war, der sie fast vergewaltigt hatte. In die Pflegefamilie war Tellie nach dem Tod ihrer Mutter gekommen, der Frau eines Arbeiters auf J.B.s Ranch, der sich schon kurz nach Tellies Geburt aus dem Staub gemacht hatte. Marge war von vorneherein dagegen gewesen, Tellie zu Pflegeeltern zu geben, aber J.B. vertrat die Ansicht, als Witwe mit zwei halbwüchsigen Töchtern habe Marge genug Belastungen und könne sich nicht leisten, noch ein Kind aufzunehmen.
    Als J.B. durch einen befreundeten Polizisten von den Übergriffen gegen Tellie erfuhr, änderte sich die Situation schlagartig. J.B. holte das damals vierzehnjährige Mädchen kurzerhand aus der Familie. Dass der Junge Tellie nicht vergewaltigt hatte, war allein dem Umstand zu verdanken, dass sie sich schon in jungen Jahren zu wehren wusste. Also kam sie nun doch zu Marge, wo sie vom ersten Tag an mit offenen Armen aufgenommen wurde.
    Tellie trug allerdings ihren Teil dazu bei, dass sich das Zusammenleben angenehm gestaltete. Sie war ein liebenswertes, offenherziges Mädchen, das harte Arbeit nicht scheute. Schon damals übernahm sie es bereitwillig, den Haushalt und Dawn und Brandi zu versorgen, die damals neun und zehn Jahre alt waren und sie, Tellie, von Beginn an liebten. Marge konnte wieder ihrem Beruf als Immobilienmaklerin nachgehen. Tellie war das perfekte Kindermädchen und kümmerte sich rührend um die Mädchen.
    Vom ersten Augenblick an hatte Tellie sich in J.B. verliebt. Er war ein Bild von einem Mann, reich, temperamentvoll, attraktiv. Ihm gehörten einige Hundert Hektar des besten Weidelands in der Umgebung von Jacobsville, auf denen er eine Herde von ausgesuchten Zuchtrindern hielt. Darüber hinaus war die hundert Jahre alte Ranch auch Treffpunkt der Reichen und Berühmten aus dem ganzen Umkreis, denn J.B. hatte sich in seiner Zeit als aktiver Rodeo-Champion einen ziemlich illustren Bekanntenkreis zugelegt. Albert, sein französischer Koch, sorgte für das leibliche Wohl. Und dann gab es noch die Haushälterin Nell, eine ältere Dame, die Haare auf den Zähnen hatte und – vielleicht mit Ausnahme von Tellie – die Einzige war, die es wagen durfte, J.B. offen zu widersprechen.
    J.B. war ebenso gefürchtet wie geachtet. Und trotz seiner Partys und der prominenten Gäste, die sich auf seiner Ranch hin und wieder einfanden, war er eher ein Einzelgänger, der nur selten jemanden nah an sich heranließ. Es gab zwar immer wieder schöne Frauen, mit denen er sich umgab und die ihn auch gelegentlich auf seinen Flügen mit
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