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Ein wunderbarer Liebhaber

Ein wunderbarer Liebhaber

Titel: Ein wunderbarer Liebhaber
Autoren: Nora Roberts
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1. KAPITEL
    Es herrschte immer viel Verwirrung, noch mehr Lärm und eine Spur von Panik, wenn die neuen Passagiere eintrafen. Einige waren schon etwas erschöpft von der Anreise nach Miami, andere voller Vorfreude. Das riesige weiße Kreuzfahrtschiff, die „Celebration“, wartete im Hafen. Wenn sie die Gangway hinter sich hatten, waren sie keine Buchhalter oder Lehrer mehr, sondern umsorgte Passagiere, die zehn Tage lang ernährt, verwöhnt und unterhalten wurden – wie in den Prospekten versprochen.
    Von der Reling des Aussichtsdecks aus beobachte Serena den Menschenstrom. Aus sicherer Entfernung konnte sie die Farbe und den Lärm genießen, ohne im Gewühl von 1500 drängelnden Menschen unterzugehen. Die Köche, die Barkeeper, die Stewards hatten bereits mit der Orgie der Arbeit begonnen, die während der nächsten zehn Tage ununterbrochen anhalten würde. Aber Serena hatte noch Zeit.
    Sie liebte diese erholsamen Momente – bevor das Schiff den Hafen verließ. Sie konnte sich noch an ihre erste Erfahrung mit einem Kreuzfahrtschiff erinnern. Sie war acht gewesen, das jüngste der drei Kinder von Daniel MacGregor, dem Finanzgenie, und Dr. Anna Whitefield MacGregor. Sie hatten Erste-Klasse-Kabinen gehabt, in denen die Stewards warme Brötchen und frische Säfte am Bett servierten. Serena hatte den Luxus so genossen, wie sie jetzt ihre winzige Kabine auf dem Mannschaftsdeck genoss. Beides war für sie ein Abenteuer.
    Serena wusste noch, wie pikiert ihr Vater gewesen war, als sie sich um einen Job auf der „Celebration“ beworben hatte. Eine Frau, die im zarten Alter von zwanzig ihr Examen auf dem Smith College gemacht und danach akademische Grade in Englisch, Geschichte und Soziologie erworben hatte, schrubbte keine Schiffsdecks. Serena hatte nur gelacht, und ihre Mutter hatte Daniel aufgefordert, dem Kind seinen Willen zu lassen.
    Also hatte Serena ihren Job bekommen und die Drei-Zimmer-Suite in der Familienvilla in Hyannis Port gegen eine Besenkammer mit Pritsche in einem schwimmenden Hotel vertauscht. Keinen ihrer Kollegen interessierte, wie hoch ihr I.Q. war oder welche Universitätsabschlüsse sie erworben hatte. Sie wussten nicht, dass ihr Vater die komplette Kreuzfahrtreederei hätte kaufen können oder dass ihre Mutter eine Autorität auf dem Gebiet der Thorax-Chirurgie war. Sie wussten auch nicht, dass ihr ältester Bruder Senator und der jüngere Staatsanwalt war. Wenn sie sie ansahen, sahen sie Serena. Das war alles, was sie wollte.
    Sie hob den Kopf, hielt das Haar in den Wind. Es tanzte in der Brise, eine blonde Masse, ein sattes Gold, wie es sich auf alten Gemälden fand. Sie hatte hohe Wangenknochen und ein energisches Kinn. Ihre Haut weigerte sich, braun zu werden, blieb pfirsichfarben und ein Kontrast zu den violettblauen Augen, deren Einzigartigkeit die Männer anzog.
    Unter ihr nahm der Strom der an Bord kommenden Passagiere langsam ab. Bald würde die Calypso-Band auf dem Lido-Deck spielen, während das Schiff sich aufs Auslaufen vorbereitete. Serena würde draußen bleiben, um die Musik und das Gelächter zu genießen. Es würde ein Büffet geben, mit mehr Köstlichkeiten, als die über tausend Gäste verzehren konnten, exotische Drinks und eine lebhafte Atmosphäre. Die Passagiere würden sich an die Reling drängen, um einen letzten Blick an Land zu werfen, bevor es nur noch die offene See gab.
    Wehmütig sah sie den Nachzüglern entgegen. Es war die letzte Kreuzfahrt der Saison. Wenn sie nach Miami zurückkehrten, würde die „Celebration“ für zwei Monate ins Trockendock gehen. Und wenn sie wieder auslief, würde Serena nicht mehr an Bord sein. Sie hatte beschlossen weiterzuziehen. In dem einen Jahr, in dem sie diesen Job gemacht hatte, hatte sie gefunden, was sie suchte. Freiheit von den Jahren des Studiums, von familiären Erwartungen, von ihrer eigenen Rastlosigkeit. Sie hatte die Unabhängigkeit gefunden, die sie immer angestrebt hatte. Und sie war der Nische entflohen, die so viele ihrer College-Freundinnen zielstrebig ansteuerten: einer guten Ehe.
    Nur das Allerwichtigste hatte sie nicht gefunden: das Ziel. Was wollte Serena MacGregor mit dem Rest ihres Lebens anfangen? Sie wollte keine politische Karriere, wie ihre beiden Brüder sie gewählt hatten. Sie wollte nicht unterrichten. Sie wollte Herausforderungen. Und wie immer die aussehen mochten, sie würde sie nicht finden, indem sie endlos in der Karibik herumkreuzte.
    Zeit von Bord zu gehen, Rena, dachte sie lächelnd. Das
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