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Diana Palmer

Diana Palmer

Titel: Diana Palmer
Autoren: Ein Frauenheld wird schwach
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seinem Privatjet begleiteten. Aber er behandelte die meisten dieser Frauen mit einer typischen Arroganz, die sich aus seinem gesellschaftlichen Status und seinem Reichtum herleitete.
    Außer Marge stand ihm Tellie am nächsten. Dass es dazu gekommen war, ging auf eine schlimme Phase zurück, die J.B. vor Jahren durchgemacht hatte. Als sein Vater gestorben war, hatte er sich sinnlos betrunken. Nell rief vollkommen aufgelöst bei Marge an und berichtete, dass J.B. dabei sei, die Möbel zu zertrümmern. Sogar mit einem Revolver würde er herumfuchteln. Tellie drängte Marge, zu ihm zu fahren, und sie, Tellie, war es auch, die es schließlich schaffte, ihm die Waffe abzunehmen, ihn zu beruhigen, indem sie ihm gut zuredete und ihm starken Kaffee einflößte, sodass er allmählich wieder zur Besinnung kam.
    Er hatte ihr das nie vergessen, und so kam es, dass Tellie eine Sonderstellung bei ihm einnahm. Insgeheim betrachtete Tellie J.B. als ihr persönliches Eigentum, was aber selbst sie nicht offen zeigen durfte. Die Situation spitzte sich zu, als sie älter wurde und auf all die Frauen, die J.B. anschleppte, eifersüchtig wurde. Sie versuchte, es so gut es ging zu verbergen, aber auf die Dauer war das nicht durchzuhalten.
    Zum Eklat kam es, als eine von J.B.s Freundinnen eines Tages – Tellie war gerade achtzehn geworden – eine abfällige Bemerkung zu Tellie machte. Die erwiderte wutentbrannt, J.B. werde sie hinauswerfen, wenn sie es wage, die Familie zu beleidigen. Nachdem die Freundin gegangen war, knöpfte sich J.B. Tellie vor. Seine grünen Augen sprühten Funken, als er ihr unmissverständlich klarmachte, dass er sich solche Eskapaden von ihr nicht bieten lasse. Sie könne sich hier nicht aufspielen wie der Herr im Haus. J.B. war grausam genug hinzuzufügen, dass sie, Tellie, nicht zur Familie gehöre.
    Ein Wort gab das andere. Tellie entgegnete, dass seine Freundinnen alle gleich seien: lange Beine, große Oberweite, kleines Hirn. J.B. sah sie einen Augenblick lang schweigend von oben bis unten an und entgegnete dann kalt: „Das alles kann man von dir ja nicht behaupten.“
    Daraufhin hatte sie ihm eine schallende Ohrfeige gegeben. Es war ein plötzlicher, unkontrollierter Impuls gewesen, und schon im selben Augenblick tat es ihr leid. Aber J.B.s Reaktion darauf war genauso unerwartet. Er riss Tellie an sich und küsste sie auf eine Weise, dass ihr bei dem Gedanken daran heute noch die Knie weich wurden. Er drängte sie zum Sofa, warf sie auf die Polster und legte sich auf sie, während sein Kuss noch fordernder wurde. Als er ihr dann unter die Bluse griff und ihre Brüste umfasste, bekam sie Panik. Entschlossen befreite sie sich aus seinen Armen und sprang auf, viel zu verwirrt, um zu begreifen, was mit ihr passierte.
    Auch J.B. war aufgesprungen. Wenn seine Laune vorher schon schlecht gewesen war, so war sie jetzt katastrophal. Er warf Tellie einen Blick zu, der ihr das Gefühl gab, etwas Unverzeihliches getan zu haben. Es war nur gut, dass sie dieselbe Woche noch zurück ins College musste. Bis zu ihrer Abreise war Tellie Luft für ihn. Er war auch nicht gekommen, um ihr Auf Wiedersehen zu sagen.
    Nach einiger Zeit löste sich die Spannung zwischen ihnen ein wenig. Allerdings achtete J.B. darauf, dass er nie wieder mit Tellie allein war. Sie beschenkten sich gegenseitig zu Weihnachten und den Geburtstagen. Tellie merkte schnell, dass er sich über seine Geschenke für sie wenig Gedanken machte. Es waren unpersönliche Dinge – Musik-CDs, die sie nicht mochte, oder Software für den PC, mit der sie nichts anfangen konnte.
    Tellie rächte sich auf ihre Weise. Sie schenkte ihm zu jeder Gelegenheit einen Schlips. Nicht jedes Mal einen anderen, sondern immer den gleichen. Durch einen Zufall hatte sie für einen Spottpreis bei einem Räumungsverkauf zwei Kartons mit je einem Dutzend dieser Krawatten entdeckt, die an Geschmacklosigkeit nicht zu übertreffen waren. Das Muster auf quietschgelbem Grund war ein scheußlicher grüner Drache mit roten Augen. J.B. verlor kein Wort über diese wenig abwechslungsreiche Bescherung. Tellie hatte nie gesehen, dass er einen dieser Schlipse jemals getragen hätte, hatte dafür allerdings auch Verständnis. Sie sah den künftigen Feiertagen gelassen entgegen. Ihr Vorrat reichte noch ein paar Jahre.
    „Bist du fertig, Tellie?“ Marge stand in der Tür.
    Tellie riss sich von ihren Erinnerungen los.
    Marge sah ihrem Bruder äußerlich ähnlich. Auch sie war groß, schlank und hatte
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