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Zaster und Desaster

Zaster und Desaster

Titel: Zaster und Desaster
Autoren: René Zeyer
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wurden ihnen beim nächsten Spiel die Asse frei Haus geliefert: Staatsanleihen im Wert von vielen Hundert Milliarden müssen ja im Markt platziert werden, denn die Staaten müssen sich refinanzieren, um die Löcher, die ihnen die Banken gerissen haben, zu stopfen. In diesem simplen Spielchen verdienen sich die Banker schnell, phantasie- und risikolos nun nochmals krank und kranker. Und geht das Blasenblasen weiter? Aber sicher, das nächste große Geschäft ist schon dabei, sich im wahrsten Sinne des Wortes aufzublasen: der Handel mit CO 2 -Zertifikaten. Die damit beabsichtigte Klimaverbesserung ist eine gute Sache. Dass dabei ein neuer Markt für toxische Papiere am Entstehen ist, der uns spätestens 2015 um die Ohren fliegen wird, was soll’s?
    Die Banker kennen kein Erbarmen, das ist klar. Aber gibt es denn keine Rettung? Hat denn niemand gelernt? Nun, selbst Dominique Strauss-Kahn, Direktor des Internationalen Währungsfonds, scheint zu resignieren, zum anhaltenden Bonusskandal sagt er, dass er bedauert, dass noch immer keine Regelungen gefunden wurden, um zu »verhindern, dass eine kleine Gruppe von Männern und Frauen aus Geldgier die gesamte Weltwirtschaft in die Katastrophe führt«.
    Seit meinem letzten Nachwort ist die Welt um ein Jahr älter, ein paar Tausend Milliarden Bankenhilfen ärmer, ein paar Dutzend Millionen Arbeitslose reicher, und es stellt sich die Frage, ob es neue Aspekte gibt zur Analyse im ersten Buch und vor allem: Wer sind die neuen Akteure in diesem gigantischen Spiel?
    Nun, wir stellen vor allem fest, dass die eindeutigen Verursacher, nämlich die Diebe selber, ihren Raub praktisch ungeschoren überlebt haben und bereits daran sind, zu neuen Höhenflügen anzusetzen: Ihre Institute wurden mit Hunderten von Milliarden vor der Pleite bewahrt, ihre absurden Boni nach einem Jahr leichter Einbussen sind bereits wieder am Steigen, und keine einzige Regierung hat es gewagt, bloß ansatzweise dem perversen Treiben ein Ende zu setzen oder auch nur regulierend einzugreifen. Man stelle sich die Situation vor: Die größten Gauner der Weltgeschichte, die größten Pleitiers sind weiter munter dabei, sich mit Milliarden an Boni selbst zu bedienen – und dies im Jahr eins der Rettung durch die Bestohlenen!
    Seit Monaten wird die Welt überflutet mit Meldungen zum Thema Boni, Regulierungen, Verschärfung der Aufsicht, neue Behörden, internationale Koordination sowie Analysen, Meinungen, Ratschlägen. Aber: Passieren tut gar nichts! Ein Riesenpuzzle oder ein Rauchvorhang? Besinnen wir uns auf die wenigen Tatsachen: Die »Politik des billigen Geldes«, welche den Raub erst möglich machte, feiert neue Urständ; was bis 2008 billig war, ist nun völlig gratis. Und gegen irgendwelche Fehlschläge infolge des bunten Treibens gibt es für Banken und Zugewandte nach der Lehman-Pleite zwischenzeitlich eine faktische Staatsgarantie. Die Plünderung via Boni geht munter weiter, und gerade 2009 sind es ganz besonders fette, schließlich gilt es ja, ein paar Tausend Milliarden Staatsanleihen unters Volk zu mischeln; ein Geschäft noch einfacher als die faulen Hypotheken und von ähnlich lausiger Qualität. Weltweit hört man die Banker klagen, wie gerne sie doch die Entschädigungen kürzen würden, leider sei dies aber nicht möglich, solange auf dem Markt »exzellente Talente« halt ihren Preis hätten. Und hier wird es nun etwas spannender: An erster Stelle der Preistreiber für diese Talente steht ein Name; der alte Oberverpacker Goldman Sachs. Bereits fürs erste Halbjahr 2009 wurden über 11 Milliarden. Dollar für dessen rund
    30000 Mitarbeiter bereitgestellt, und es wird davon ausgegangen, dass die 30000 exzellenten Talente 2009 mit einer durchschnittlichen Entlöhnung von über 770000 Dollar pro Nase rechnen dürfen. Dies in einer Bank, welche noch Anfang 2009 am Tropf des Staates hing.
    Wenn wir einmal davon ausgehen, dass Goldman Sachs am Anfang der Spirale steht, dann bekommen wir das Puzzle recht fein zusammen, dann verstehen wir, warum Henry Paulson 2008 Lehman in die Pleite fahren ließ, außer dass der Hammer dem Gorilla eins auswischen wollte: Er schaffte seinem ehemaligen Arbeitgeber einen äusserst lästigen Konkurrenten aus dem Weg, sicherte den Wert seiner 500 Mio. Investition an Boni aus Goldman-Sachs-Zeiten und machte der Welt klar, dass ohne sehr großzügige Staatshilfe der ganze Mist zur Hölle fährt und dass man von jetzt an in ganz großen Mustern denken müsse. Stichworte:
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