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0299 - Das Lagunen-Monstrum

0299 - Das Lagunen-Monstrum

Titel: 0299 - Das Lagunen-Monstrum
Autoren: Rolf Michael
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»Bei Tsat-hogguahs Krötenmaul. Es ist der Falsche!« zischte der hochgewachsene Mann in der altertümlichen, lang herabwallenden Kleidung. Die violette Farbe wirkte in der Düsternis des Raumes fast schwarz. Nur die drei goldenen Brustplatten mit den uralten Zeichen einer längst vergessenen Schrift und der Goldreif, der das violette Kopftuch zusammen hielt, schimmerte mattglänzend und reflektierte das Licht einiger Kerzen auf seltsam geformten Silberleuchtern.
    Amun-Re, der Herrscher des Krakenthrons, raufte sich den langen grauen Kinnbart. Sein bösartiges Gesicht zeigte wilde Wut, und seine kohlschwarzen Augen sprühten ein seltsames Feuer.
    »Ich Narr!« stieß er hervor und starrte auf die Wasserschale, in deren spiegelnder Wasserfläche er die Situation auf der Piazetta genau verfolgen könnte. »Ich hätte mir sein Gesicht betrachten müssen. Ich habe nur auf die Kleidung geachtet. Dieses Gewand, das man in der heutigen Zeit als Jeans-Anzug bezeichnet, trägt dieser Carsten Möbius zwar mit Vorliebe. Und die blonden Haare deuteten auf seinen Freund Michael Ullich hin. Doch es war keiner von beiden. Dieser Mann trägt einen Vollbart. Von dem will ich nichts. Und mir nützt auch sein Tod nichts!«
    Amun-Re atmete tief durch. Er hatte gehofft, sich durch diesen recht einfachen Zauber an einigen Leuten rächen zu können, die ihm an der Seite von Professor Zamorra schon ziemlich viele Ungelegenheiten bereitet hatten. Die beiden jungen Männer, auf die er es abgesehen hatte, halten keinerlei Gegenwaffe gegen seine Magie.
    Doch was nützte es Amun-Re und seinen Plänen, wenn hier ein Unbeteiligter starb? Zumal durch die Angelegenheit nur Professor Zamorra aufmerksam gemacht werden konnte. Ihre letzte Begegnung in der libyschen Wüste war nach Punkten an Professor Zamorra gegangen. Für Amun-Re hatte es keine Schwierigkeiten bedeutet, aus dem zusammengestürzten Tempel der Blutgöttin Jhil zu entkommen. Die Dämonenkreaturen, die er gegen Zamorra loslassen wollte, bahnten einen Ausgang für ihn und trugen ihn nach Venedig. Dort schuf er sich aus dem Schlamm der Lagune eine neue Hand. Denn die verdorrte Hand hatte ihm Michael Ullich ja mit dem Schwert »Gorgran« abgeschlagen. Amun-Re wußte, daß der Schlamm unter Venedig voller Leben war. Es war schön eine Weile her, seit er aus dem Schlamm der Lagune Monstergeschöpfe entstehen ließ, von denen er Professor Zamorra und seine Freunde angreifen ließ. [1]
    Professor Zamorra kannte den derzeitigen Aufenthalt von Amun-Re nicht. Sonst wäre er sicher schon erschienen, um seinem Gegner in seinem bösartigen Treiben Einhalt zu gebieten.
    Und er durfte nicht wissen, daß Amun-Re in Venedig war. Noch nicht. Denn der Herrscher des Krakenthrons wollte für ihn diesmal eine Falle errichten, aus der der Meister des Übersinnlichen nicht entkommen konnte. Dazu hatte Amun-Re gehofft, ihn durch den Tod von Michael Ullich oder Carsten Möbius zu schwächen.
    Doch der Tod dieses Mannes bedeutete ihm gar nichts, obwohl Amun-Re keine Unterschiede zwischen Gut und Böse kannte. Für ihn war nur wichtig, was seinen finsteren Plänen nutzte. Und wenn der Mann starb, nutzte es ihm wenig. Es schadete ihm nur, wenn Professor Zamorra durch einen Zeitungsartikel auf diese unheimliche Attacke der Tauben von San Marco aufmerksam wurde.
    Die Hände des Schwarzzauberers verformten sich wie die Klauen einer Katze. Über seine Lippen flossen einige seltsame Worte.
    Im Spiegel des Wassers erkannte Amun-Re, daß die Taubenschwärme mit wilden Schreien aufflogen und hinüber zum Dogenpalast drifteten.
    Fassungslos starrte der Mann mit dem Jeans-Anzug und dem Vollbart auf seine Hand. Es war bis zum Unterarm nur noch eine Skeletthand. Seltsamerweise verspürte er keinen Schmerz. Er konnte die Hand sogar bewegen.
    In abergläubischer Scheu wich die neugierige Menge zurück.
    »Ein ziemlich makabres Markenzeichen!« sagte der Mann in deutscher Sprache. »Aber die Trommelstöcke werde ich damit wohl noch halten können. Kann ein guter Werbegag für die Band werden.«
    Ohne sich um die Menschen zu kümmern, zog er sich in Richtung des Campanile zurück. Er zog seine Jeans-Jacke aus und legte sie so über den Arm, daß die skelettierte Hand verborgen war.
    Seltsam, daß er keinen Schmerz verspürte. Eigentlich müßte er ohnmächtig sein. Und ein Schock konnte nicht so lange anhalten.
    Wie Zauberei. Aber so etwas gab es doch gar nicht.
    Das waren moderne Märchen, die gern gelesen wurden, weil sie
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