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TS 34: Sie starben auf Ragnarok

TS 34: Sie starben auf Ragnarok

Titel: TS 34: Sie starben auf Ragnarok
Autoren: Tom Godwin
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1.
     
    Seit sieben Wochen raste die Constellation mit ihren Passagieren, den 8000 Kolonisten, durch den Hyperraum.
    Irene lag in ihrer Koje und lauschte auf das unaufhörliche dumpfe Dröhnen des Antriebs und das singende Vibrieren der Schiffswände. Wir sollten jetzt fast in Sicherheit sein, dachte sie. Athena ist nur noch vierzig Tage entfernt.
    Sie dachte an das neue Leben, das sie alle dort erwartete, und diese Gedanken machten sie ruhelos. Sie erhob sich und setzte sich auf die Bettkante. Dale, ihr Mann, war weggegangen. Er hatte eine der Maschinen im Röntgenraum des Schiffes zu justieren. Und Billy schlief.
    Plötzlich geschah es. Das, was sie alle gefürchtet hatten.
    Aus dem Heck des Schiffes erfolgte eine dröhnende Explosion. Das Schiff schwankte, Verstrebungen ächzten – das Licht ging aus.
    In der Dunkelheit hörte sie das Schrillen der automatischen Warnsignale und das Schließen der Schotte. Da erschütterte eine weitere Explosion vom Bug her das Schiff. Darauf folgte Stille.
    Ihre Hände verkrampften sich, und in ihrem Gehirn hämmerte der Gedanke:
    Die Gerns haben uns ausgemacht!
    Eine seltsame Stille lag jetzt über dem kleinen Raum. Während Irene sich hastig ankleidete, wußte sie, was diese Stille zu bedeuten hatte: Das Ventilationssystem hatte zu arbeiten aufgehört! Die Kraftstation war demnach zusammengebrochen! 8000 Menschen, die Luft zum Atmen brauchten, befanden sich auf der Constellation ….
    Die Bordsprechverbindung erwachte zum Leben, und Commander Lakes Stimme ertönte im Lautsprecher: „Vor zehn Tagen hat das Gern-Imperium der Erde den Krieg erklärt. Zwei Gernkreuzer haben uns angegriffen, und ihre Geschütze zerstörten das Heck und den Bug unseres Schiffes. Der Antrieb ist ausgefallen. Ich bin der einzig überlebende Offizier der Constellation, und der Gern-Befehlshaber ist im Begriff, an Bord zu kommen, um unsere Kapitulation entgegenzunehmen.
    Keiner verläßt seine Kajüte! Dies ist notwendig, um Verwirrung zu vermeiden. Ich wiederhole: Keiner verläßt seine Kajüte!“
    Der Lautsprecher schwieg. Irene setzte sich auf die Bettkante und versuchte, ihre Gedanken zu ordnen.
    Der Athena-Kolonisierungsplan hatte sein Ende gefunden! Nur noch vierzig Tage, und sie würden die grüne und jungfräuliche Welt von Athena erreicht haben – vierhundert Lichtjahre von der äußersten Grenze des Gern-Imperiums entfernt! Dort wären sie für viele kommende Jahre vor der Entdeckung durch die Gerns sicher gewesen. Sie hätten Zeit gehabt, um starke Verteidigungen gegen etwaige Angriffe auszubauen; und sie würden Athenas reiche Bodenschätze sofort für den Bau von Schiffen und die Anfertigung von Waffen ausgewertet haben, um die Erde gegen die Übermacht des Gern-Imperiums zu unterstützen.
    Erfolg oder Mißlingen dieses Athena-Planes war gleichbedeutend mit Leben oder Tod für die Erde, deren Bodenschätze bereits fast völlig ausgebeutet waren. Mit größter Vorsicht war das Unternehmen eingeleitet worden, aber das Gernsche Spionagenetz mußte auf irgendeine Weise davon Wind bekommen haben. Jetzt war der Traum, den Expansionsbestrebungen der Gerns wirksamen Widerstand zu leisten, ausgeträumt.
    Billy schlief noch immer. Nichts hatte seinen gesunden Bubenschlaf erschüttern können.
    Irene schüttelte den Kleinen und rief: „Billy.“
    Als er langsam die Augen öffnete und in dem dämmrigen Raum das Gesicht seiner Mutter erblickte, war seine Schlaftrunkenheit weggewischt. „Was ist geschehen, Mutti?“
    Es gab keinen Grund, ihn zu belügen. „Die Gerns haben uns entdeckt und unser Schiff manövrierunfähig gemacht.“
    „Werden sie uns töten?“
    „Zieh dich schnell an, mein Kind“, sagte sie und wich seiner Frage aus. „Beeil dich, damit wir beide fertig sind, wenn Vati zurückkommt, um uns zu sagen, was wir tun sollen.“
    Beide standen sie bereit, als Lakes Stimme wieder im Lautsprecher erklang.
    „Das Ventilationssystem ist ausgefallen, und innerhalb von zwanzig Minuten sind wir zum Tode verurteilt. Unter diesen Umständen blieb mir nichts anderes übrig, als die Übergabebedingungen des Gern-Befehlshabers anzunehmen.
    Er wird jetzt zu Ihnen sprechen, und Sie werden ohne Protest seinen Befehlen Folge leisten. Sonst wäre Tod die einzige Alternative.“
    Dann erscholl die Stimme des Gern-Befehlshabers – schnell und hart: „Dieser Raumsektor, zusammen mit dem Planeten Athena, gehört zum Gern-Imperium. Dieses Schiff hat zu Kriegszeiten Gernsches Territorium mit der
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