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Zaster und Desaster

Zaster und Desaster

Titel: Zaster und Desaster
Autoren: René Zeyer
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Bankerbanden nur lachen. Sie haben sicherlich mehr als 1000 Milliarden alleine an Boni in den fetten Jahren von 2004 bis 2007 abgeräumt. Dafür haben sie die größte Finanzkrise aller Zeiten verbrochen, den Markt mit Schrottderivaten gefüttert, die weltweit die industrialisierten Staaten für Multimilliarden übernehmen mussten. Die meisten Bangster genießen ihre ertragenen Milliarden still und heimlich. Aber andere können den Kanal nicht voll genug kriegen, neue wachsen nach. Und machen genau gleich weiter: Die sechs größten US-Banken, alle am Staatstropf, legten bereits im ersten Quartal 2009 hübsche 36 Milliarden Dollar für »Kompensationszahlungen«, also Boni, auf die Seite.
    Als wäre nichts geschehen, als hätten sich nicht die industrialisierten Staaten Amerikas, Europas und Asiens bis über die Ohren ihrer Kindeskinder verschuldet, um die Kollateralschäden des Bankerwahnsinns in der Höhe von Tausenden von Milliarden zu übernehmen. Ganz zu schweigen von der Errichtung von sogenannten Bad Banks, in die die Banker die stinkenden Haufen von wertlosem Derivategebastel entsorgen durften, mit denen sie sich zuvor unsäglich bereichert hatten. Aber nichts ist wertlos genug, um nicht nochmals zu Geld gemacht zu werden. Denn gleichzeitig sorgte die Lockerung von Bilanzierungsvorschriften dafür, dass weltweit Pleitebanken illiquide Bestände von Giftmüll in den eigenen Büchern plötzlich neu und besser bewerten konnten. Und die Wirtschaftsjournaille, unbeleckt von Grundkenntnissen der Finanzwirtschaft, brach wunschgemäß wieder in Jubelschreie über angebliche neue Gewinne, Profite und eine Erholung der Banken aus. Dabei handelt es sich hier um reine Luftnummern, bilanztechnische Taschenspielertricks. Auch dafür nur ein Beispiel. Die ehemalige Investment-Zockerbank Goldman Sachs verkündete bereits im ersten Quartal 2009 einen Milliardengewinn. Frenetisch applaudiert von weiten Teilen der Wirtschaftspresse, die wieder einmal Licht am Ende des Tunnels sah.
    Was sie dabei übersah: Dieser Gewinn war nur durch eine Umstellung des Geschäftsquartals möglich, das bei Goldman Sachs wie bei anderen US-Banken vorher nicht mit dem Jahresquartal zusammenfiel. Damit fiel der Monat Dezember 2008 aus den Büchern, mitsamt 1,3 Milliarden Verlust.
    Selbst der Versicherungsgigant AIG feierte 2009 eine Bonusorgie nach der nächsten, zum Entsetzen der amerikanischen Regierung. Der einstmals heimliche Herrscher der internationalen Finanzmärkte, die große American International Group, hatte Ende 2000 den stolzen Börsenwert von 240 Milliarden Dollar. Sagenhafte 182 Milliarden Dollar Staatshilfe später dümpelte die AIG Mitte 2009 bei einem Börsenwert, Achtung, kein Druckfehler, von 1,3 Milliarden Dollar. Und weitere hundert, zweihundert Milliarden werden noch nötig sein, um den tönernen Koloss künstlich am Leben zu erhalten.
    Die beiden Schweizer Großbanken UBS und CS, Erstere nur durch die im Vergleich zum helvetischen Bruttosozialprodukt größte Finanzspritze aller Zeiten gerettet, Letztere ebenfalls mit einem Milliardenverlust im Jahr 2008, zahlten zusammen für das kompetente Wirken ihrer Kader knapp 10 Milliarden Franken Boni aus. Für das Desaster-Jahr 2008, wohlgemerkt. Und der Schweizer Export nach Deutschland, Joe »Victory-Zeichen« Ackermann, meldet stolz wieder eine Kernkapitalrendite von 25 Prozent.
    So etwas hinzukriegen ist ja auch kein Problem. Denn Banken arbeiten weiterhin mit einem durchschnittlichen Eigenkapital von rund 10 Prozent. Das bedeutet, wenn das Bankhaus »Bankrott und Söhne« ein Spekulationsgeschäft mit 100 eigenen Franken und 900 geliehenen macht und dabei schlappe 50 Franken verdient, dann kann es triumphierend einen Gewinn von 50 Prozent aufs Eigenkapital vermelden. Vor allem, wenn die geliehenen Franken der Bank vom Staat fast gratis nachgeschmissen werden. Wenn allerdings das Spekulationsgeschäft in die Hose geht, und das soll ja manchmal vorkommen, dann sind die eigenen hundert Franken bereits bei einem Verlust von 10 Prozent futsch, und dann ist die Bank pleite. Zumindest war das bis vor Kurzem so. Aber no risk, no fun ist weiterhin die Devise der Zockerbanker. Denn sie werden als Wiederholungstäter nicht lebenslänglich weggesperrt, sondern dürfen munter weitermachen. Mit neuer alter Lust am alten Risiko. Bei Goldman Sachs, der gescheiterten US-Investmentbank, die vom Staat gerettet als normale Zockerbank weitermachen darf, schoss das Value-at-Risk – eine Kennziffer
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