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Die Feuertaufe - Band 1 (Rettungskreuzer Ikarus) (German Edition)

Die Feuertaufe - Band 1 (Rettungskreuzer Ikarus) (German Edition)

Titel: Die Feuertaufe - Band 1 (Rettungskreuzer Ikarus) (German Edition)
Autoren: Dirk van den Boom
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1.
     
     
    Der gedrungen wirkende Mann in der samtschwarzen Robe blickte wie teilnahmslos in den Saal hinunter. Die zahlreichen Stuhlreihen waren so gut wie leer, nur auf den vordersten Plätzen hockten einige Marinepiloten in ihren Ausgehuniformen und starrten blicklos auf den erhobenen Richtertisch, hinter dem Seine Exzellenz Ruben Deurack soeben Platz nahm. Die hervorspringende Adlernase in die Akte gesenkt, die er vor sich aufgeschlagen hielt, lugte er über den Rand einer völlig antiquierten Brille auf den Angeklagten, Captain Roderick Sentenza, der neben seinem Verteidiger auf der Anklagebank saß und bewegungslos die Verkündung des Urteils erwartete. Sentenza machte eine gute Figur in der tadellosen Uniform der Raummarine, doch war seinem Gesicht anzusehen, dass er innerlich von dieser Uniform bereits Abschied genommen hatte. Sein Verteidiger beugte sich hinüber und flüsterte etwas ermutigendes, was von Sentenza ohne Reaktion vernommen wurde.
    Ruben Deurack räusperte sich.
    »In der Sache Admiralität gegen Captain Roderick Sentenza hat die Militärgerichtsbarkeit der Marine in letzter Instanz ein Urteil gefällt. Nach eingehender Befragung aller Zeugen, den Plädoyers von Anklage und Verteidigung, der Durchsicht aller relevanten Unterlagen und den Einlassungen des Angeklagten persönlich, komme ich, Ruben Deurack, bestellter höchster Richter des Militärgerichtshofes der Raummarine, zu folgenden Urteilen: Erstens, zur Anklage wegen grober Fahrlässigkeit im Dienst und fahrlässiger Vernachlässigung der Dienstobliegenheiten: Schuldig im Sinne der Anklage. Zweitens, zur Anklage wegen mutwilliger Zerstörung von Marineeigentum: Schuldig im Sinne der Anklage. Drittens, zur Anklage wegen mutwilliger Gefährdung des Lebens von Untergebenen: Schuldig im Sinne der Anklage. Viertens, zur Anklage wegen Vertuschung und Behinderung der polizeilichen Ermittlungen: Schuldig im Sinne der Anklage.«
    Seine Exzellenz hielt inne und warf erneut einen prüfenden Blick auf Captain Sentenza. Dieser hatte den Ausführungen des Richters mit bewegungsloser Miene zugehört und zeigte auch jetzt keine emotionale Reaktion. Der Richter nahm die Akte wieder auf und las weiter.
    »Bei der Zumessung des Strafmaßes hat das Gericht die außerordentlichen Verdienste des Angeklagten im Kampf gegen die Raumpiraterie und die Abwehr der sidiranischen Invasion auf Ronus III berücksichtigt. Da der Angeklagte sich außerdem erwiesenermaßen in einer besonderen Stresssituation befand und seine Personalakte ansonsten tadellos ist, wird folgende Strafe gegen ihn verhängt. Erstens, die Gesamtschäden in Höhe von 16,5 Millionen Galaktischen Krediten sind vom Angeklagten in angemessener Ratenzahlung zurückzuerstatten. Zweitens, der Angeklagte wird unehrenhaft aus dem Dienst entlassen. Er wird aller Pensions- und Versorgungsansprüche für verlustig erklärt. Sämtliche Ordens- und Ehrenzeichen werden ihm aberkannt. Gemäß den Bestimmungen des Militärstrafrechtes wird ihm jedoch weder seine Pilotenlizenz noch seine Kapitänspatent aberkannt. Drittens, dem Angeklagten wird untersagt, jemals wieder ein im staatlichen Dienste stehendes Raumfahrzeug mit mehr als 20 Mann Besatzung zu führen. Viertens, dem Angeklagten wird jede Rückkehr in den Militärdienst untersagt. Fünftens, der Angeklagte wird zu einer Haftstrafe von sechs Jahren verurteilt, von denen vier auf Bewährung ausgesetzt werden. Die Bewährungsfrist beträgt zehn Jahre. Die beiden Jahre, die der Angeklagte in Untersuchungshaft verbracht hat, werden ihm angerechnet. Dementsprechend ist der Angeklagte unter den üblichen Bewährungsauflagen auf freien Fuß zu setzen.«
    Ruben Deurack sah erneut auf.
    »Hat der Angeklagte vor Inkraftsetzung des Urteils noch etwas zu sagen?«
    Captain Roderick Sentenza schüttelte unmerklich den Kopf.
    »Dann ist das Urteil hiermit rechtskräftig. Gegen ein letztinstanzliches Urteil des Höchsten Militärgerichts kann keine Berufung eingelegt werden, es unterliegt ausschließlich kaiserlichem Pardon. Wünscht der Angeklagte kaiserliches Pardon anzurufen?«
    Wieder ein fast nicht sichtbares Kopfschütteln.
    Richter Deurack lächelte befriedigt.
    »Dann ist die Verhandlung hiermit geschlossen.«
    Er schlug die Akte zu, starrte erneut über den Rand der vorsintflutlichen Sehhilfe auf den Angeklagten und gestattete sich wieder ein befriedigtes Lächeln.
    »Sentenza«, erklärte er mit sonorer Stimme, »Sie sind mächtig gut weggekommen mit diesem
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