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Wofür du stirbst

Wofür du stirbst

Titel: Wofür du stirbst
Autoren: Elizabeth Haynes
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schluchzte, reckte die Arme über ihren Kopf und ächzte, als wäre die Vase zehnmal schwerer als es tatsächlich der Fall war. Colin sah vorwurfsvoll zu mir auf, dann ließ sie ihre Arme sinken. Die Vase traf ihn an der Schläfe, und in dem Augenblick, in dem ich noch dachte, sie hat bestimmt nicht die Kraft, was will sie damit machen, ihn kitzeln?, sackte er wie ein Stein zu Boden. Er lag flach auf dem Rücken, den Kopf zur Seite.
    Audrey japste, dann fing sie hysterisch zu lachen an.
    »Herrgott«, sagte ich. »Ich hätte nie gedacht, dass du ihn tatsächlich niederschlagen könntest.«
    Sie schluchzte und sank nach hinten auf ihre Fersen, ich stieg über Colin hinweg und legte meine Hand tröstend auf ihre Schulter. Dann setzte ich mich neben sie, wir umarmten uns und heulten.
    »Wir müssen hier raus«, sagte ich. »Kannst du laufen?« Ich versuchte sie hochzuziehen – sie stand auf wackeligen Beinen.
    Ich nutzte die Wand als Stütze und zog sie die Treppe hinauf ins Tageslicht vor der Abstellkammer. Draußen stand ein Mann an der Hintertür, seiner Uniform nach zu urteilen ein Mitglied eines Suchtrupps. Als er uns sah, riss er die Augen auf und schrie irgendwas, das ich nicht verstand, dann kamen noch mehr Leute. Sie nahmen mir Audrey ab, und irgendwer begann mir Fragen zu stellen.
    Ich murmelte nur: »Er liegt da unten«, dann konnte ich gar nichts mehr sagen, denn der Schock holte mich ein, und ich fing an zu schluchzen. Was hatte ich nur getan? Was hatte ich mir dabei gedacht, als ich in sein Auto gestiegen war?
    Sie führten mich durch das Unkraut zur Vorderseite des Hauses. Dort standen ein Krankenwagen und ein paar Polizeiautos und Zivilfahrzeuge sowie Colins Fiesta. Ganz hinten sah ich Sams Auto.
    Als ich auf ihn zugehen wollte, stolperte ich über eine lose Platte auf dem Pfad und fiel auf Hände und Knie. Starke Arme zogen mich an beiden Seiten hoch. »Tut mir leid, tut mir ehrlich leid«, sagte ich, als wäre es meine Schuld. Meine Knie waren aufgeschürft und bluteten. Ich wischte den Dreck an meinen Händen an der Strickjacke ab, die immer noch feucht vom Regen war. Meine Handflächen brannten.
    »Alles in Ordnung?«, fragte Sam, als er vor mir stand. Er nahm meine Hände, sah sich die Handflächen an und pustete sanft darauf.
    »Ich bin nur gestolpert«, sagte ich.
    Er lachte. »Das habe ich nicht gemeint. Ich meinte … Herrgott, ich bin so froh, dich zu sehen.«
    Er legte seinen Arm um mich, und wir gingen in einer ungeschickten Umarmung weiter. Er tätschelte meine Schulter. Ich löste mich von ihm, weil ich wusste, wie dreckig meine Sachen waren. Meine Strickjacke war immer noch feucht und voller Schmutz und Staub.
    »Ich wollte so schnell wie möglich herkommen«, sagte er. »Aber auf der Hauptstraße habe ich euch aus den Augen verloren. Daraufhin habe ich DI Frost kontaktiert, dann ging alles ziemlich schnell.«
    »Danke«, sagte ich.
    »Er war außer sich. So habe ich ihn noch nie erlebt. Er hatte gerade deine Mail gelesen. Als ich ihm erzählte, dass du in Friedlands Wagen gestiegen bist, ist er ausgerastet.«
    »Wo ist er?«
    »Er ist auf dem Weg hierher. Hör mal, mach das in Zukunft bitte nie wieder. Ich hatte noch nie im Leben solche Angst.«
    »Dabei warst du doch gar nicht bei ihm im Wagen«, sagte ich. »Warum zum Teufel hattest du Angst?«
    »Ich dachte, er würde dich umbringen.«
    Ich musste an den Leichnam auf dem Sofa denken und fragte mich, wie lange sie da schon gelegen hatte. Wie lange Colin sie bereits besuchte.
    »Da drinnen liegt noch eine weitere Leiche«, sagte ich. »Ich glaube, die liegt schon sehr lange da. Er hat sie Maggie genannt.«

 
    Annabel
    »Ich möchte dir in dieser Sache keine Schwierigkeiten machen, Annabel – aber du weißt, dass du die Ermittlungen gefährdet hast.«
    Ich blickte auf Paul Moscrops Finger herab. Er hatte beide Hände flach vor sich auf den Tisch gelegt und gespreizt, als wolle er eine Séance veranstalten.
    Der Tisch bewegte sich trotzdem nicht.
    »Das war nicht meine Absicht, Sir.«
    »Ganz zu schweigen, dass du dich in Lebensgefahr gebracht hast.«
    »Nun, ich dachte, Sie würden ihn observieren.«
    Darauf konnte er natürlich nicht viel sagen. Jenna Jackson hatte mir ja erzählt, dass die Einsatzkräfte einer anderen Abteilung zugeteilt worden waren.
    »Ohne deine Analyse hätten wir Audrey Madison natürlich niemals rechtzeitig gefunden. Trotzdem bist du keine ausgebildete Polizeibeamtin. Du arbeitest noch nicht einmal in der
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