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Wölfe und Schafe - Ein Alex-Delaware-Roman 11

Titel: Wölfe und Schafe - Ein Alex-Delaware-Roman 11
Autoren: Jonathan Kellerman
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Gesicht. »Scheiße«, sagte er durch riesige Finger hindurch. »Ich war ihre Beute.«
    »Grässlich«, sagte ich.
    »Die Demütigung«, sagte er. »Sie haben mich erniedrigt. Keinen Hund würde ich so behandeln.«
    Ich wartete, bis er sich wieder gefasst hatte. »Sie sind also in den Club None gegangen und haben Mandy gesehen - Désirée - und dann …«
    »Sie saß an der Bar, wir hatten Blickkontakt, sie hat gelächelt, sich vorgebeugt, mir ihre Titten gezeigt. Volle Titten. Ich bin rüber, hab’ mich neben sie gesetzt, sie angequatscht. Dann haben wir uns an einen Tisch gesetzt. Ich habe ihr einen Drink ausgegeben und selbst noch ein Bier getrunken. Wir haben uns unterhalten. Dann hatte sie plötzlich ihre Hand auf meinem Knie und meinte, wir sollten zu ihr gehen.« Lächelnd. »Ist mir schon öfter passiert.«
    »Sind Sie zu ihr gegangen?«

    »Bis dahin sind wir gar nicht gekommen. Sie muss mir was ins Bier getan haben, denn das Letzte, woran ich mich erinnere, ist, wie wir in mein Auto gestiegen sind, und dann … Gott, ich komme einfach nicht drüber weg, dass die mich derart beschissen haben!« Die breiten Schultern bebten.
    Schauspielerei?Vielleicht, vielleicht auch nicht.
    »Was dann, Reed?«
    »Dann bin ich in einer kleinen Gasse in der Nähe meiner Wohnung aufgewacht, mit grausamen Schmerzen im Rücken und Abfallgestank in der Nase.«
    »Um wie viel Uhr?«
    »Gegen vier Uhr früh, es war noch dunkel. Ich konnte die Ratten hören, roch den Abfall - die haben mich wie Abfall einfach irgendwo hingekippt!«
    Ich schüttelte den Kopf. »Unglaublich!«
    »Kafka. Ich habe versucht aufzustehen, ging nicht. Mein Rücken fing an, höllisch wehzutun. Ein pochender, dumpfer Schmerz, genau über dem Hüftknochen. Ich habe nach hinten gefasst und irgendwas gefühlt - Verbandszeug. Ich war eingepackt. Wie eine Mumie. Dann fing auch mein Arm an zu pochen. Ich hab’ den Ärmel hochgekrempelt, und da war ein schwarzblauer Fleck - ein Nadeleinstich.«
    Er deutete auf die Armbeuge.
    »Zuerst hab’ ich gedacht, jemand hätte mir auch noch Drogen verpasst. Später wurde mir dann klar, das lag an der Anästhesie. Mir war schwindlig und schlecht. Ich hab’ mich übergeben, zigmal. Irgendwann konnte ich mich dann endlich aufrichten, hab’ es irgendwie bis zu mir nach Hause geschafft. Dort bin ich zusammengebrochen. Hab’ den ganzen Tag geschlafen. Als ich aufgewacht bin, war ich noch immer in diesem Albtraum. Der Schmerz war unerträglich, und ich wusste, ich hatte Fieber. Ich bin zur Notaufnahme gefahren, und der Arzt da hat den Verband abgenommen, und plötzlich
hatte er so einen komischen Ausdruck im Gesicht. Als ob er sagen wollte, wie können Sie denn damit rumspazieren? Dann hat er mir gesagt, Sie sind operiert worden, Mann. Wissen Sie das denn nicht mehr? Ich bin fast ausgeflippt. Er hat einen Spiegel so gehalten, dass ich die Stiche sehen konnte. Sah aus wie auf einem Football, verdammt.«
    Er spielte wieder mit seinem Haar, rieb sich die Augen, schüttelte den Kopf.
    »O Mann. Es war, als ob... das können Sie sich gar nicht vorstellen. Diese Erniedrigung. Fritz Lang, Hitchcock. Da erzählt mir dieser Arzt, ich sei operiert worden, und ich sage, absolut unmöglich. Der muss gedacht haben, ich spinne.«
    »Hitchcock«, sagte ich.
    »Der klassische Plot: Unschuldiger wird Opfer einer Verschwörung. Nur diesmal wusste der Hauptdarsteller nichts davon. Der Hauptdarsteller hat seine Rolle ohne seinWissen gespielt.«
    »Entsetzlich«, sagte ich.
    »Mehr als entsetzlich - das war Horrorkino. Dann konnte ich mich wieder an ein paar Dinge erinnern. Désirée - Mandy. Wie wir in mein Auto gestiegen sind, sie sich über mich gebeugt hat, mich geküsst hat. Mir ihre Zunge in den Mund gerammt hat. Dann: Schnitt und aus.«
    Er legte eine Hand flach über die Augen.
    »Der Arzt in der Notaufnahme sagte, beruhigen Sie sich, Mann, Sie haben Fieber, Sie müssen stationär behandelt werden.«
    »Hat der Arzt gesagt, was für eine Operation das war?«, erkundigte ich mich.
    »Er fragte, ob ich nierenkrank wäre, und als ich Nein sagte und was die Frage soll, hat er eine Röntgenaufnahme gemacht. Und es mir gesagt. Das war auch der Punkt, wo er gesagt hat, ich gehörte ins Krankenhaus.«

    »Und, sind Sie im Krankenhaus geblieben?«
    »Wovon denn? Ich bin nicht krankenversichert. Und außerdem wollte ich nicht, dass die Sache noch mehr dokumentiert wird. Ich wollte nirgendwohin.Weil ich schon angefangen hatte, mir meine Gedanken zu
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