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Wölfe und Schafe - Ein Alex-Delaware-Roman 11

Titel: Wölfe und Schafe - Ein Alex-Delaware-Roman 11
Autoren: Jonathan Kellerman
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liefen dunkel an, und die Haut dazwischen wurde rosa. Er lachte kehlig. »Das ist gut, gefällt mir. Okay, abgemacht. Sein Leidensdruck ist dermaßen offenkundig, dass selbst Sie ihn sehen werden. Und wenn jemand wie Sie das bestätigt, ist es um so überzeugender. Ein Berater der Polizei.«
    Er streckte die Hand aus, und ich ergriff sie. »Gehen wir zu Reed«, sagte er. »Und keine Bange, er kann Ihnen nichts tun.«

41
    »Therapie«, sagte Muscadine mit einem Lächeln und warf sein langes Haar nach hinten. »Ein ziemlicher Luxus für einen hungernden Schauspieler.«
    »Haben Sie schon mal eine Therapie gemacht?«, fragte ich.
    »Bloß die Psychospielchen, die man an der Schauspielschule absolvieren muss. Wahrscheinlich hätte ich aber eine machen sollen.«
    »Warum?«

    »Wegen meiner offensichtlichen emotionalen Probleme. Und um die festzustellen, sind Sie ja wohl hier, stimmt’s?«
    »Ich möchte so viel wie möglich über Sie erfahren, Reed.«
    »Irgendwie schmeichelhaft.« Er lächelte und warf erneut die Haare nach hinten. Er trug Straßenkleidung - schwarzes T-Shirt und Jeans -, war aber hinter Glas. Die paar Tage in Haft hatten seinem Aussehen nicht geschadet, und seine Muskeln waren noch immer beeindruckend. Vermutlich machte er Liegestütze in seiner Zelle.
    Der Wachmann in der Ecke des Besucherzimmers wandte sich uns zu. Muscadine lächelte auch ihn an, und er zeigte Muscadine den Rücken seines Khakihemdes.
    »Wie behandelt man Sie?«, erkundigte ich mich.
    »Bisher nicht schlecht. Natürlich bin ich ein Bilderbuchgefangener. Kein Grund, es nicht zu sein - soll ich Ihnen von meiner Mutter erzählen? Sie war wirklich ein Früchtchen, kann ich Ihnen sagen.«
    »Später«, sagte ich. »Aber zuerst erzählen Sie mir doch mal von Ihrer Tierliebe.«
    Das Lächeln verschwand und kehrte zurück, wenngleich gezwungener. Ich konnte förmlich hören, wie ein Regisseur brüllte: »Locker bleiben, zeig deine Gefühle, Reed!«
    »Nun«, sagte er und schlug die Beine übereinander. »Tiere mögen mich.«
    »Ich weiß. Ich frage deshalb, weil mir an dem Tag, als ich Sie besucht habe, aufgefallen ist, wie nett Sie mit dem Bullmastiff von Mrs. Green umgegangen sind.«
    »Samantha und ich sind dicke Freunde.«
    »Mrs. Green hat gesagt, Samantha habe einen starken Beschützerinstinkt und sei recht misstrauisch.«
    »Stimmt.«
    »Aber Ihnen gegenüber nicht.«
    »Ich habe da gewohnt«, sagte er. »Gehörte zum Haus. Aber
Sie haben recht.Tiere fliegen auf mich.Wahrscheinlich spüren sie, dass ich sie gern mag.«
    »Hatten Sie viele Haustiere als Kind?«
    »Nein«, sagte er. »Meine Mutter -«
    »Duldete sie keine?«
    Er schüttelte den Kopf. »Nie.« Weißblitzendes Zähnefletschen-Lächeln. »Mom war eine extrem ordentliche Frau.«
    »Und als Sie von zu Hause weg waren - übrigens, wie alt waren Sie da?«
    »Achtzehn.«
    »Sind Sie irgendwann mal wieder nach Hause zurückgekehrt?«
    »Ums Verrecken nicht. Ich -«
    »Hatten Sie Haustiere, als Sie alleine lebten?«
    »Konnte ich nicht. Meine Vermieter haben das nicht zugelassen. Und dann ging es nicht, wegen des Jobs.«
    »Steuerberater.«<
    Er nickte. »Das Übliche, von neun bis fünf. Man kann ein Tier nicht so lange allein lassen. Als ich dann wieder angefangen habe zu studieren und ernstlich Schauspieler werden wollte, war es dasselbe. Allerdings habe ich hin und wieder als Hundesitter gejobbt.«
    »Wirklich?«
    »O ja. Ich habe vieles gemacht, um meiner Berufung folgen zu können.«
    »Hungernder Schauspieler.«
    »Ich weiß, ich bin ein Klischee, na und?«
    »Das bin ich wohl auch, Psychologe in Los Angeles.« Er lachte leise.
    »Bei der Arbeit als Hundesitter haben Sie bestimmt noch besser gelernt, wie man mit Tieren umgeht.«
    »Absolut. Man lernt, wie man sie anfassen muss, wie man mit ihnen spricht. Bei Tieren kommt es zu neunundneunzig
Prozent auf die nonverbale Kommunikation an. Wenn man sich selbst mag, mögen sie einen. Und wenn man viel mit ihnen zusammen ist, lernt man, sie einzuschätzen.«
    »So dass man erkennt, welche böse sind und welche brav?«
    »Genau.«
    »Nonverbal«, sagte ich. »Interessant. War der Rottweiler von Hope Devane leicht einzuschätzen?«
    Er sah nach unten auf seine Füße. Warf das Haar zurück. »Kommen wir gleich zur Sache?«
    »Irgendein Grund, warum wir es nicht tun sollten?«
    »Ich weiß nicht«, sagte er. »Oster meint, ich sollte offen mit Ihnen reden, aber er ist ja bloß Strafverteidiger.«
    »Haben Sie keine gute Meinung
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