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Wölfe und Schafe - Ein Alex-Delaware-Roman 11

Titel: Wölfe und Schafe - Ein Alex-Delaware-Roman 11
Autoren: Jonathan Kellerman
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machen.«
    »Wie Sie sich rächen wollten?«
    »Wie ich meine Selbstachtung zurückgewinnen wollte. Ich wusste zu diesem Zeitpunkt nur von Désirée - Mandy. Aber mir war klar, sie hatte bloß als Köder gedient.«
    »Hatten Sie Professor Devane im Verdacht?«
    »Nein, da noch nicht. Ich hatte niemanden im Verdacht. Aber ich war verdammt sicher, dass ich es rausfinden würde.«
    »Was haben Sie also gemacht?«
    »Ich hab’ dem Arzt in der Notaufnahme ein Rezept für Schmerzmittel und Antibiotika abgeschwatzt und bin nach Hause.«
    »Hatten Sie keine Bedenken, er könnte die Sache melden?«
    »Er hat versprochen, er würde es nicht tun.«
    »Sie sind also nach Hause, um sich auszukurieren.« Mrs. Green hatte er erzählt, er hätte sich verhoben. »Und die Fäden?«
    Er zuckte zusammen. »Die habe ich selbst gezogen.«
    »Das muss doch kompliziert gewesen sein.«
    »Ich hab’ mich mit Schmerztabletten voll gepumpt, alles mit Desinfektionsmittel eingerieben und einen Spiegel benutzt. Hat wahnsinnig wehgetan, aber ich wollte auf keinen Fall, dass sonst noch jemand davon erfährt.«
    »Sie sind damit nicht mehr zum Arzt gegangen?«
    »Nein. Es wäre besser gewesen, die Narbe ist total versaut - verwuchert. Eines Tages, wenn ich das Geld dazu habe, lasse ich das in Ordnung bringen.«

    Ich machte mir eine Notiz.
    »Es fällt mir noch immer schwer, darüber zu reden«, sagte er.
    »Das kann ich mir vorstellen.«
    »Oster hat mich gefragt, ob ich unter Leidensdruck gestanden habe. Beinahe hätte ich ihm laut ins Gesicht gelacht.«
    Ich nickte. »Das nenne ich Untertreibung - okay, machen wir weiter.Wie haben Sie Mandy gefunden?«
    »Ein paar Wochen später - als ich wieder gehen konnte - bin ich zurück in den Club und habe die Kellnerin gesehen, die uns bedient hatte.«
    Er legte die Hände in den Nacken, beugte den Oberkörper nach rechts und links, nach vorn und nach hinten. »Steif. Ich mache jeden Morgen Dehnübungen, aber die Wände hier müssen feucht sein.«
    »Das Gebäude ist alt«, sagte ich. »Sie haben also die Kellnerin gesehen. Und dann?«
    Er ließ die Hände sinken und rückte näher an die Glasscheibe heran. Lächelte. Dehnte sich erneut. »Ich habe gewartet, bis sie Feierabend hatte. Sie hatte hinter dem Club geparkt, in einer kleinen Gasse.«
    Er trommelte mit den Fingern an die Scheibe. Der Wachmann drehte sich um, sah auf die Wanduhr und stellte fest: »Noch zwanzig Minuten.«
    »Sie ist also nach der Arbeit zu ihrem Auto gegangen«, sagte ich.
    »Und da habe ich auf sie gewartet.« Grinsen. »Jäger zu sein ist um Klassen besser als Beute zu sein... Ich habe ihr den Mund zugehalten, das Knie in die Seite gestoßen, so dass sie das Gleichgewicht verloren hat, und ihr den Arm auf den Rücken gedreht - Polizeigriff. Dann habe ich sie hinter einen Müllcontainer geschleift und gesagt, ich werde jetzt meine Hand wegnehmen, Süße, aber wenn du einen Mucks von dir
gibst, bring ich dich um. Sie fing an zu keuchen - hyperventilierte. Ich habe gesagt, halt die Klappe, oder ich stech’ dich ab. Obwohl ich gar kein Messer oder sonst was dabeihatte. Dann habe ich gesagt, ich will bloß wissen, wer die Frau ist, mit der ich vor ein paar Wochen hier war. Désirée. Da hat sie gesagt, ich kenne keine Désirée. Und ich habe geantwortet, vielleicht ist das nicht ihr richtiger Name, aber ich weiß, dass du dich an sie erinnerst - und an mich. Ich hatte nämlich ein dickes Trinkgeld gegeben. Das mach’ ich immer, weil ich ja auch selbst als Kellner arbeite. Sie wollte es noch immer abstreiten, und ich habe gesagt, dann will ich deine Erinnerung mal ein wenig auffrischen: Die Frau hatte ein enges weißes Kleid an, hat einen Manhattan getrunken und ich ein Bier. Ich weiß nämlich aus Erfahrung, man erinnert sich manchmal eher an die Bestellung als an die Kunden. Sie hat gesagt, ich erinnere mich an sie, aber ich kenne sie nicht. Also habe ich ihr den Arm noch ein bisschen mehr verdreht und ihr Mund und Nase zugehalten - so dass sie keine Luft mehr bekam. Sie war schon fast weggetreten, als ich wieder losgelassen habe, und ich habe gesagt, nun komm schon, Süße, wieso sollst du ihretwegen leiden? Sie und Mandy sind nämlich ziemlich freundschaftlich miteinander umgegangen, deshalb war ich mir sicher, dass sie sich kannten. Sie hat geweint und versucht, sich rauszureden, und ich habe sie noch mehr gewürgt, und schließlich hat sie mir gesagt, Désirée hieße in Wahrheit Mandy und käme aus Las Vegas. Mehr wisse sie
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