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Sklaven der Flamme

Sklaven der Flamme

Titel: Sklaven der Flamme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Samuel R. Delany
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    Grün wie Libellenflügel … rot wie geschliffener Granat … ein Netz aus silbernem Feuer. Blitze zerrissen seine Augen, drangen tief in seinen Körper; und er spürte, wie seine Knochen splitterten. Bevor es Schmerz wurde, ging es vorüber. Und er fiel durch blauen Rauch. Der Rauch war in ihm, kühl wie zerstoßenes Eis. Es wurde dunkler.
    Zuvor hatte er etwas gehört, eine … Stimme: der Herr der Flammen … Dann:
    Unsicher schüttelte Jon Koshar den Kopf und tat ein paar Schritte. Er fiel vornüber in den weißen Sand. Er blinzelte. Er öffnete die Augen. Er sah zwei Schatten vor sich.
    Zu seiner Linken ragte eine Felsnadel aus dem Sand. Auch sie warf einen Doppelschatten. Er fühlte sich wirr. Alles war so unwirklich. Aber er hatte echten Schmutz auf den Handrücken, und die Kleidung, die ihm an Schultern und Hüften klebte, war von echtem Schweiß durchtränkt. Er kam sich riesig vor. Aber das war nur so, weil der Horizont zum Greifen nahe lag. Der Himmel darüber schimmerte türkisblau – sonderbar, denn es konnte noch nicht Abend sein. Dazu leuchtete der Sand zu hell.
    Dann sah er die Stadt.
    Der vertraute Anblick ließ ihn zusammenzucken. Die Vertrautheit war seine Zuflucht. Er klammerte sich daran, suchte nach anderen vertrauten Dingen. Aber er sah nichts außer den aufragenden Häusern und den gewundenen Straßen – oder doch: ein schmales Metallband, das über der Wüste hing, getragen von Strebepfeilern. Die Transit-Schleife! Er folgte ihr mit den Blicken, betete, daß sie zu einer vertrauten Aussicht führen würde. Der dreizehnte Pfeiler war geknickt, wie durch einen gewaltigen Faustschlag. Die Transit-Schleife hing hilflos in der Luft. Ihr abruptes Ende zwang ihn, sich auf andere Realitäten zu besinnen: Ich bin Jon Koshar (es folgte eine bedeutungslose Nummer, die fünf Jahre lang Teil seines Namens gewesen war). Ich möchte frei sein (und einen Moment lang sah er wieder die feuchten, nach Desinfektionsmitteln riechenden Hütten des Straflagers vor sich; er hörte das Rattern der Schneidwerkzeuge wie immer, wenn er sich dem Bergwerkseingang näherte und die meterhohen Farnstauden an seinen Hüften und Oberarmen entlangstrichen … aber das war nur in seinem Innern).
    Sonst registrierte sein wirres Hirn nur negative Dinge: Er befand sich an einem Ort, wo er noch nie zuvor gewesen war. Er wußte nicht, wie er hierhergelangt war. Er wußte nicht, wie er von hier fortkommen sollte. Der nahe Horizont, die doppelten Schatten … nun erkannte er, daß er sich nicht auf der Erde befand (auf der Erde des fünfunddreißigsten Jahrhunderts; nur nannte er es fünfzehntes Jahrhundert n. G.F.).
    Aber die Stadt … Sie befand sich auf der Erde, und er befand sich auf der Erde, und er lebte in dieser Stadt – hatte darin gelebt. Wieder die Verneinungen: die Stadt hatte nicht in der Wüste gestanden, und ihre Häuser warfen keine doppelten Schatten, und die Transit-Schleife war nicht zerbrochen.
    Die Transit-Schleife!
    Nein!
    Sie konnte nicht zerbrochen sein. Fast hätte er aufgeschrien.
    Bitte, laß sie nicht zerbrochen sein …
    Mit einem Ruck wurde die Szene fortgerissen. Er spürte nichts mehr außer blauem Rauch, kühl wie zerstoßenes Eis, in sich, um sich. Er wirbelte in blauem Rauch. Plötzlich versengten Blitze seine Augen; die Nachspiegelung verblaßte, veränderte sich, wurde … ein Netz aus silbernem Feuer, rot wie geschliffener Granit und grün wie Libellenflügel.
     

 
1.
     
    Lautlos spannte sie sich vom Herzen Telphars zum königlichen Palast von Toromon – eine Schlange, die seit sechzig Jahren schlief. Sie stieg aus der Asche der toten Stadt und reichte hinüber zur Insel – eine Brücke, die einst die beiden einzigen Städte Toromons miteinander verbunden hatte. Heute gab es nur noch eine Stadt.
    In Telphar erhob sie sich über zerstörten Straßen und Häuserruinen in die Nacht.
    Meilen entfernt verblaßte der Rand der Dunkelheit vor dem Morgen, und im schwachen Schatten der Transit-Schleife, am Rand eines Lavafeldes, duckten sich ganze Reihen von Hütten inmitten der meterhohen Farnstauden, freudlos wie brütende Vögel. Sie standen in der Nähe der Tetron-Minen.
    Kurz zuvor hatte der leichte Regen aufgehört. Wasser lief in dünnen Fäden an den Stützpfeilern der Transit-Schleife entlang; sie bildete ein schwarzes Band in der Dämmerung.
    Nun verließen sechs ungewöhnlich hochgewachsene Männer den Dschungel. Sie trugen zwei Tote.
    »Der dritte wird nicht weit kommen«, sagte

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