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Pelbar 3 Die Kuppel im Walde

Pelbar 3 Die Kuppel im Walde

Titel: Pelbar 3 Die Kuppel im Walde
Autoren: Paul Williams
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EINS
    Es war dunkel, das Geräusch des Regens ließ nach, und hoch oben auf dem Gagen-Turm auf der Fluß-
    mauer der Stadt Pelbarigan am Heart wurden die zwei Gardisten beim ersten Lichtschimmer unruhig.
    Sie zogen ihre wallenden Regenumhänge gegen die Kälte um sich und stellten sich soweit wie möglich unter den Wetterschutz, einen schweren Baldachin.
    Nahe am Ufer brannten jetzt schon seit einiger Zeit Feuer, und schattenhafte Gestalten bewegten sich dazwischen hin und her, während die schwache, durch Wolken hereinsickernde Dämmerung sich allmählich verstärkte.
    Die größere Gardistin gähnte, fuhr sich mit den Händen durch das Haar und sagte schläfrig: »Die Shumai und Sentani sind früh auf. Was gibt's?«
    »Die Shumai nehmen ein paar von der Sternenbande mit zur leeren Stelle im Südwesten.«
    »Zur leeren Stelle?«
    »Ja. Wir haben fast Frühlingsanfang. Seit vielen Jahren schon gehen einige von den Shumai bei jeder Tagundnachtgleiche hin, im Frühjahr und im Herbst, um zu sehen, wie der große Stab aus der Erde steigt.«
    »Was? Wo hast du das gehört?«
    »Letzte Nacht. Ich war da unten. Hagen, der Shumai, hat davon gesprochen. Winnt, der Sentani geht aus Neugier mit. Die Shumai behaupten fest, daß es einen Stab aus glänzendem Metall gibt, der am Rand der leeren Stelle aus einem Berghang hervorkommt.
    Ein Jäger hat ihn durch Zufall vor einigen Jahren zum erstenmal entdeckt. Jetzt geht eine Gruppe von ihnen immer wieder hin und sieht sich das an. Immer genau zur Tagundnachtgleiche. Der Stab bleibt nie aus.«
    »Hm. Kommt er jemals in der Zeit dazwischen?«
    »Ich weiß es nicht. Sie glauben nicht. Ich bin jetzt zu müde, um viel darüber nachzudenken. Außerdem möchte ich aus diesem unglaublichen Regen heraus.
    Ob er wohl jemals aufhört? Es wundert mich, daß wir noch keine Überschwemmung haben.«
    »Im Norden gibt es dieses Jahr nicht viel Schnee, wie ich höre. Aber schau! Sogar in diesem schwachen Licht sieht man, daß der Fluß randvoll ist.«
    »Wo wohl die nächste Wache bleibt? Es ist Zeit zum Schlafen. Schau nur, es wird schon hell!«
    Die kleinere Gardistin hob ihr Kurzschwert auf, schnallte es sich um und murmelte dabei: »Ich höre die Ablösung kommen.«
    Die zwei neuen Gardisten erschienen auf der Turmplattform und salutierten, schläfrig, aber in guter Form. »Wo ist Ahroe?« fragte die größere Gardistin.
    »Sie geht mit. Mit denen da unten, um den Stab aufsteigen zu sehen.«
    »Ahroe? Warum? Heißt das, daß Stel auch mit-geht?«
    »Ja. Alle beide. Ahroe sieht sich die Sache als Re-präsentantin an. Als Gardistin. Der Rat ist der Meinung, wir sollten Notiz davon nehmen. Und Stel – nun, da sie geht, hielt man es für eine Sache der Höf-lichkeit, ihn auch mitkommen zu lassen.«
    Die große Gardistin lachte. »Sie wird jedenfalls gut auf ihn aufpassen«, sagte sie, während die beiden Nachtgardisten langsam die gewundene Treppe hinuntergingen.
    Unten am Ufer hielt Hagen Ahroes Sohn Garet an der Hand, als die Boote zu Wasser gelassen wurden.
    Der Junge war ungefähr elf und unglücklich, weil man ihn zurückließ. Stel lachte, als er sich niederhockte und den Jungen auf die Stirn küßte. »Sei brav«, sagte er. »Schlag Hagen nicht zusammen. Reiß die Stadt nicht nieder. Lern schön. Wir bleiben nicht lange fort. Wenn du drei Jahre älter wärst, könntest du vielleicht mitkommen.«
    Garet machte ein sehr finsteres Gesicht und schob die Unterlippe vor. »Komm, Garet!« sagte Ahroe.
    »Schau wie ein Gardist.«
    Er versuchte es, aber das Ergebnis wirkte komisch.
    Niemand lachte jedoch über ihn.
    »Garet«, begann Hagen sanft. »Wir gehen jetzt hinauf auf die Felsen und schauen zu, wie die Boote flußabwärts schwimmen. Komm jetzt! Aber erst holen wir dir noch einen Mantel.«
    Ahroe stieß das Pfeilboot schnell ab. Sie ruderten hinaus zur Flotille der Sentani und schlossen sich ihr an, ein wenig schauderten sie im kalten Regen drau-
    ßen auf dem Wasser. Die Sternenbande der Sentani war, geordnet wie immer, schon in Bootsformation.
    Die Jagdläufer der Shumai verstanden wenig vom Bootfahren und hatten keine Formation. Aber sie waren ungeduldig, weil es fast Zeit war für das Aufsteigen des Stabs, und paddelten kräftig. Tor, ihr Axtschwinger, stand schlank und breitschultrig in der Mitte des größten Kanus. Er wiegte sich leicht mit den Bewegungen des Bootes, während seine Ruderer die Blätter ins Wasser stießen und sich in den Rhythmus der langen Schläge hineinfanden, die sie
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