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Wölfe und Schafe - Ein Alex-Delaware-Roman 11

Titel: Wölfe und Schafe - Ein Alex-Delaware-Roman 11
Autoren: Jonathan Kellerman
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nicht, ehrlich. Ich habe ihr so fest den Arm verdreht, dass ich ihn fast gebrochen hätte, aber sie hat nur noch gewimmert und gesagt, bitte glauben Sie mir, mehr weiß ich nicht. Also habe ich danke gesagt, meine Hand um ihren Hals gelegt und zugedrückt.«
    »Weil sie eine Zeugin war.«
    »Deshalb und weil sie bei der Sache mitgemacht hatte. Irgendwie
hatte der ganze Club damit zu tun. Ich hätte hingehen und das ganze Scheißding in die Luft sprengen sollen. Hätte ich vielleicht auch gemacht.«
    »Wenn nicht?«
    »Wenn ich nicht hier wäre.«
    Der Wachmann blickte erneut zur Uhr.
    »Mandy aus Vegas«, sagte ich. »Also sind Sie hingefahren.«
    »Ich hatte ja Zeit«, sagte er. »Vor allen Dingen Zeit. Schließlich hatte ich das Studium abgebrochen, um die Rolle in der Serie zu übernehmen, und hab’ sie dann doch nicht gekriegt.«
    »Wegen der Narbe.«
    »Nur deswegen! Bevor sie die Narbe gesehen haben, waren sie ganz wild auf mich. Es war fürs Kabelfernsehen, und ich hätte nicht gerade eine Spitzengage bekommen, aber für mich wäre es ein ungeahnter Reichtum gewesen. Ich hatte schon daran gedacht umzuziehen, vielleicht ein kleines Häuschen am Strand zu mieten.«
    Seine Kiefermuskulatur spannte sich an, und er presste die Lippen aufeinander.
    »Sie sind also nach Las Vegas gefahren«, sagte ich. »Wie sind Sie dahin gekommen?«
    »Mit dem Bus, hab’ ein Casino nach dem anderen abgeklappert. Ich hatte mir gedacht, eine so gut aussehende Nutte würde bestimmt in einem von denen arbeiten. Und ich hatte recht - wissen Sie, was das Erstaunlichste an der ganzen Sache ist?«
    »Was denn?«
    »Dass es so einfach war.«
    »Die Leute zu finden?«
    »Sie zu finden und … totzumachen. Ich meine, nie im Leben hätte ich gedacht, dass ich zu so was imstande wäre, und dann habe ich die Frau in der Gasse erledigt.« Er schnippte
mit dem Finger. »Einige Rollen, die ich gespielt habe, waren schwieriger.«
    »War es auch bei Mandy so einfach?«
    »Noch einfacher. Weil mein Motiv stärker war. Und weil sie es mir so leicht gemacht hat. Fuhr ein Ferrari-Cabrio. Die kleine, protzige Nutte. Ich habe sie beobachtet, wie sie den Wagen vor dem Casino geparkt hat, dem Parkwächter ein dickes Trinkgeld gegeben hat - Miss Großkotz. Zwei Tage lang bin ich ihr gefolgt, habe rausgefunden, wo sie wohnte, und gewartet, bis sie mal allein nach Hause gekommen ist. Da habe ich sie dann überrascht.«
    »Auf dieselbe Weise?«, fragte ich. »Hand auf den Mund, Knie in die Seite?«
    »Warum eine bewährte Methode ändern? Sie war so dumm, ihre Schlüssel schon in der Hand zu halten, also habe ich einfach die Tür aufgemacht und sie reingestoßen. Sie war übrigens nicht ganz nüchtern - wahrscheinlich hatte sie gekokst, ihre Nase war nämlich wund. Ich habe ihr mein Messer über die Kehle gezogen und gesagt, ich würde sie filetieren wie eine Forelle, wenn sie auch nur Piep macht -«
    »Diesmal hatten Sie also ein Messer dabei.«
    »Und ob.«
    »Es musste ein Messer sein, nicht wahr?«
    »O ja.« Er warf die Haare nach hinten.
    »Weil …«
    »Wegen der Wechselseitigkeit - der Symmetrie. Die haben mich aufgeschnitten, ich schneide sie auf.«
    »Macht Sinn«, sagte ich.
    »Macht vollkommen Sinn. Um mich daran zu erinnern, wie viel Sinn das machte, musste ich nur versuchen, eine Rumpfbeuge zu machen, und den Schmerz im Rücken spüren. Musste nur an die Fernsehserie denken und daran, was hätte sein können.«

    Seine Augen wurden zu schmalen Schlitzen. Wieder beugte er sich zur Scheibe vor und sagte: »Es heißt zwar, man braucht nur eine Niere und kann hundert Jahre alt damit werden. Aber wenn ich nur noch eine habe, bin ich viel verwundbarer. Was, wenn ich mir zum Beispiel eine Infektion einfange und die Niere krank wird?«
    »Jetzt sollte sich also Mandy verwundbar fühlen.«
    »Nicht fühlen, sein .«
    »Sein«, echote ich. »Was ist dann passiert?«
    »Sie hat sich in die Hose gepisst - unsere Miss Cool. Ich habe sie gefesselt und mit dem Verhör begonnen. Sie hat behauptet, eine Professorin für Psychologie von der Uni hätte sie angeheuert, um mich abzuschleppen und mir K.-o.-Tropfen ins Bier zu tun. Sie hätte nicht gewusst, warum. Als ob das eine Entschuldigung wäre. Ich habe gefragt, welche Professorin, und sie wollte nicht mit der Sprache rausrücken. Ich habe ihr Mund und Nase zugehalten, so wie bei der Kellnerin, und sofort hat sie den Namen rausgerückt. Ich wusste ihn aber schon, weil es nur eine Professorin für Psychologie
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