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Wo die Nelkenbaeume bluehen

Wo die Nelkenbaeume bluehen

Titel: Wo die Nelkenbaeume bluehen
Autoren: Danielle Stevens
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ungefährlicher als Autofahren, glauben Sie’s mir ruhig.“
    Höflich erwiderte Lena das Lächeln der Frau. „Ich weiß“, sagte sie. „Dummerweise hilft mir dieses Wissen aber nicht dabei, meine Angst in den Griff zu bekommen.“
    Echte Erleichterung verspürte sie dann auch erst, als der Pilot über Bordfunk verkündete, dass die Maschine die endgültige Parkposition erreicht habe und man nun bereit für den Ausstieg sei.
    Keine fünf Minuten später setzte Lena zum ersten Mal in ihrem Leben einen Fuß auf sansibarischen Boden. Feuchtheiße tropische Luft, der ein schwerer, würziger Duft anhaftete, schlug ihr entgegen.
    „Gewürznelken“, erklärte Lenas Sitznachbarin, die gleich hinter ihr das Flugzeug verlassen hatte. „Ihr Anbau mag heutzutage nicht mehr die größte Einnahmequelle der Menschen hier sein, doch der Stellenwert der Gewürzproduktion ist noch immer sehr hoch.“
    Lena nickte. Ihr war nicht nach einem Vortrag über die Wirtschaft Sansibars zumute. Ihr gingen ganz andere Dinge im Kopf herum. Allem voran die Frage, ob ihr das, weswegen sie hergekommen war, tatsächlich gelingen konnte.
    Ob sie das Buch zu Ende zu bringen vermochte …
    Leise seufzend fuhr sie sich mit dem Handrücken über die noch immer feuchte Stirn. Vielleicht hatte Patrick von Anfang an recht gehabt, und sie ließ sich völlig umsonst auf dieses irrwitzige Abenteuer ein. Immerhin war er ihr bester Freund und meinte es sicher nur gut, wenn er sie vor den Gefahren und Enttäuschungen warnte, die diese Reise möglicherweise für sie bereithielt. Doch seltsamerweise hatten seine Worte genau das Gegenteil von dem bewirkt, was er sich erhofft hatte. Bestärkt in dem Wunsch, sich auf Spurensuche zu begeben, hatte Lena kurz entschlossen sogleich einen Flug nach Sansibar gebucht. Nur hier hatte sie eine Chance, auch die andere Seite von Andy kennenzulernen. Den Teil von ihm, den sie nur aus seinen Erzählungen kannte und der so wichtig war, um zu Ende zu führen, was Andy einst begonnen hatte.
    Andy …
    Es war das zweite Mal innerhalb kurzer Zeit, dass er sich in ihre Gedanken schlich, doch der Schmerz traf sie immer wieder vollkommen unvorbereitet. Trotz der tropischen Temperaturen wurde ihr für einen Moment eiskalt. Ihr Herz setzte einen Schlag aus, und ihr Magen zog sich schmerzhaft zusammen.
    Er ist tot, du nicht – lerne endlich, damit zu leben!
    Doch wie sollte das gehen? Andy Bennett war ihre große Liebe gewesen. Und nichts und niemand auf der Welt konnte die Lücke schließen, die er in ihrem Herzen hinterlassen hatte.
    Nur quälend langsam bewegte sich die Schlange, die sich vor der Einreisekontrolle im Flughafengebäude gebildet hatte, vorwärts. In der vergangenen halben Stunde waren noch zwei weitere Maschinen gelandet, und es gab insgesamt nur vier Schalter, von denen zwei geschlossen waren. Zeit genug für Lena, weiter ihren Gedanken nachzuhängen.
    Andy und sie hatten in einer gemütlichen Altbauwohnung im Hinterhaus eines Wohnhauses in Berlin-Mitte gewohnt. Vom Schlafzimmer aus blickte man auf die üppige Krone einer Linde, deren Zweige fast bis zum Fenster reichten. Im Sommer hatte Lena früher gern am offenen Fenster gesessen und den Geräuschen des Lebens, wie sie es nannte, gelauscht. Dem Lachen der Kinder, die unten im Hof miteinander herumtollten, den ersten Fortschritten der jungen Klavierschülerin aus dem dritten Stock, den lautstarken Streits und kaum weniger lautstarken Versöhnungen des Pärchens zwei Etagen unter ihr. Doch seit Andy fort war …
    Erneut musste sie ihre Gedanken von ihm weglenken, als sie spürte, wie das inzwischen so bekannte Gefühl von Lähmung von ihr Besitz ergriff. Nein! rief sie sich innerlich zur Ordnung. Du hast dich jetzt lange genug einfach nur treiben lassen. Fang endlich an, dein Leben wieder selbst in die Hand zu nehmen!
    Leichter gesagt, als getan .
    Sie erreichte den Schalter der Passkontrolle und gab ihre Ausweispapiere ab. Der dunkelhäutige Mann warf nur einen flüchtigen Blick darauf, ehe er zu ihr aufblickte und ihr ein strahlendes Lächeln schenkte. „ Karibu Zanzibar – Willkommen auf Sansibar!“
    Suchend blickte sie sich nach jemandem um, der sich für ihren Impfpass interessierte. In jedem Reiseführer und auch im Internet hatte sie immer wieder den Hinweis gefunden, dass in Tansania und speziell auf Sansibar der Impfpass eines jeden Einreisenden akribisch überprüft wurde. Doch niemand sprach sie darauf an, und so machte sie sich schließlich
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