Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wo die Nelkenbaeume bluehen

Wo die Nelkenbaeume bluehen

Titel: Wo die Nelkenbaeume bluehen
Autoren: Danielle Stevens
Vom Netzwerk:
schulterzuckend auf den Weg zur Gepäckausgabe.
    Etwa eine halbe Stunde später bahnte Lena sich, ihren Trolley hinter sich herziehend und die schwere Handtasche über der Schulter, einen Weg durch das Gedränge in der Ankunftshalle des Kisauni Airport. Immer wieder drängten sich dunkelhäutige Männer um sie herum und boten ihr auf Englisch mit melodiösem afrikanischen Akzent ihre Hilfe an – gegen Gebühr, selbstverständlich. Ihr kam es vor wie ein Spießrutenlauf, und so war sie froh, als sie endlich ins Freie trat.
    Suchend blickte sie sich nach einem Taxi um. Doch das einzige, das sie entdecken konnte, wurde gerade von der alten Dame aus Hamburg herangewinkt. Lena schluckte einen Fluch herunter und fing an zu laufen. Vielleicht war es ja möglich, sich das Taxi zu teilen.
    Sie hatte das Fahrzeug fast erreicht, als es plötzlich Fahrt aufnahm und sich in den fließenden Verkehr einfädelte. Aufstöhnend stellte Lena ihre schwere Tasche auf dem Gehweg ab. Das fing ja wirklich gut an!
    Sie zückte ihr Handy und schaltete es ein. Warum, das wusste sie selbst nicht so genau. Nicht, dass sie einen Anruf erwartete. Von wem auch? Patrick hatte sie vor etwas mehr als zehn Stunden zum Flughafen Tegel gebracht, und außer zu ihm pflegte sie seit Andys Tod zu niemandem mehr engeren Kontakt.
    Auf dem Display erschien ein Bild von Andy und ihr, wie sie glücklich in die Kamera strahlten. Das Foto war bei ihrem letzten gemeinsamen Urlaub vor zwei Jahren in Irland aufgenommen worden. Wie immer, wenn sie es sah, zog sich ihr schmerzhaft das Herz zusammen. Dennoch brachte sie es nicht über sich, das Hintergrundbild zu ändern. Allein der Gedanke erschien ihr wie ein kleiner Verrat an Andy.
    Ein Pop-up öffnete sich und verkündete, dass irgendjemand insgesamt gut ein Dutzend Mal angerufen hatte, seit sie in Berlin in den Flieger gestiegen war. Gerade als sie nachsehen wollte, wer sie da so hartnäckig zu erreichen versuchte, ging wieder ein Anruf ein.
    „Ja?“
    „Lena? Alles okay bei dir? Du klingst ein bisschen gestresst.“
    Als sie Patricks Stimme hörte, atmete sie tief aus. „Ich habe zehn Stunden Flug hinter mir, es ist furchtbar heiß und stickig und zu allem Überfluss ist mir soeben das einzige Taxi weit und breit vor der Nase weggefahren – was erwartest du also?“ Die Worte waren ihr kaum über die Lippen, als sie ihren Ausbruch auch schon wieder bereute. „Hör zu, es tut mir leid. Ich finde es ja lieb von dir, dass du so besorgt um mich bist, aber das ist wirklich nicht nötig. Ich komme schon zurecht. Wirklich.“
    Einen Moment lang herrschte Schweigen am anderen Ende der Leitung, dann räusperte Patrick sich. „Natürlich“, sagte er, doch sie kannte ihn lang genug, um an seinem Tonfall zu erkennen, dass er eingeschnappt war. „Du musst selbst wissen, was du tust. Aber ich stehe auch dazu, dass ich diese ganze überstürzte Aktion, einfach deine Koffer zu packen und nach Sansibar zu fliegen, für einen Fehler halte. Ich kann deine Beweggründe ja verstehen, aber du hättest dich wenigstens von zu Hause aus vorbereiten können.“
    Lena unterdrückte ein Seufzen. Sie hatten diese Diskussion in den vergangenen zehn Tagen immer wieder geführt – stets mit dem Ergebnis, dass sie beide auf ihrem jeweiligen Standpunkt beharrten. Ihr stand wirklich nicht der Sinn danach, ausgerechnet jetzt noch einmal über dieses Thema zu debattieren.
    „Patrick, ich weiß, du meinst es nur gut, aber …“ Nun entfuhr ihr doch ein Seufzen. „Wir unterhalten uns später, okay? Ich melde mich bei dir. Pass auf dich auf, ja? Bis bald.“
    Sie beendete das Gespräch, ohne ihn noch einmal zu Wort kommen zu lassen. Nicht, dass sie Patricks Sorge nicht zu schätzen wusste. Er war Andys Agent und sein bester Freund gewesen, und als sie in Andys Leben getreten war, hatte er sie ohne zu zögern in den Kreis ihrer Freundschaft mit aufgenommen. Zudem war er ihr gerade in den letzten schweren Monaten eine unschätzbare Stütze gewesen. Doch bei dem, was ihr nun bevorstand, konnte er ihr nicht helfen. Sie musste lernen, ihr Leben wieder in den Griff zu bekommen und auf eigenen Beinen zu stehen.
    Sie war so in Gedanken versunken, dass sie das Taxi, das vor ihr am Straßenrand hielt, zuerst gar nicht bemerkte. Als sie es schließlich doch wahrnahm, drängte sich gerade ein Mann an ihr vorbei und öffnete die Tür auf der Beifahrerseite, um einzusteigen.
    „Hey!“, rief sie empört. „Hey, Sie da, das ist mein Taxi!“
    Der Mann
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher