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In deiner Hand

In deiner Hand

Titel: In deiner Hand
Autoren: Joey Tintenfee Lewis
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Erster Streich
     
     
Fünfzehn Minuten vor Schulbeginn!
Astrein!
„Mum! Warum zum Teufel hast du … was zum … Mum?“
Ich blieb stehen, die Zahnbürste im Mund, den Schaum über das ganze Gesicht verteilt und starrte meine Mutter an, die mit gegrätschten Beinen auf dem Küchentisch saß.
„Guten Morgen, Liebling!“, rief sie fröhlich und wackelte mit den Zehen. „Ich dehne mich gerade ein bisschen!“
„Auf dem Küchentisch?“
„Hier oben ist die Luft besser.“
„Du hast nicht mehr alle Tassen im Schrank!“
„Du solltest meditieren, Liebling! Deine Aura ist jeden Morgen ganz grau!“, rief sie vorwurfsvoll und kletterte endlich vom Tisch. Andere Mütter hätten mich längst geohrfeigt!
Manchmal fragte ich mich, wer von uns beiden noch zur Schule ging.
„Wieso hast du mich nicht geweckt?“, grummelte ich, spuckte ins Spülbecken und spritzte mir Leitungswasser ins Gesicht.
„Weil du alt genug bist, um selbst ein wenig Verantwortung zu übernehmen!“, meinte sie gerade und setzte ihre Stretchübungen zwischen Kühlschrank und Küchentisch fort.
„Ich bin fünfzehn, Mum!“
„Wie gesagt, alt genug! Außerdem kommst du zu spät, Schatz!“
Ich drehte mich zu ihr und wischte mir den Mund mit dem Blusenärmel ab. „Ach wirklich?“
Sie spitzte ihre Lippen, um meinen Abschiedskuss entgegenzunehmen, dann zerwühlte sie meine kurzen blonden Haare und ließ sich erneut darüber aus, dass meine Kurzschlussreaktionen überhaupt nicht gut für meine Aura seien. „Deine schönen Haare“, pflegte sie für gewöhnlich zu sagen und dann so bitter dreinzuschauen, als wären es ihre eigenen Fusseln gewesen, die ich mit der Küchenschere abgeschnitten hatte.
„Bis nachher, Liebling! Und denk daran, keinen HotDog vom Imbiss! Ich habe schon Tofuburger für heute Abend besorgt.“
„Tofuburger?“, rief ich entsetzt und stolperte über die ersten beiden Treppenstufen ins Freie. „TOFU?“
„Es wird dir schmecken! Sei einfach mal offen für etwas Neues!“ Sie grinste, winkte und ich schwang mich auf mein Skateboard.
Ich konnte keine coolen Stunts damit machen, doch es hielt mir Schulkameradinnen mir überflüssigen Shoppingproblemen vom Hals. Kerle fanden Mädchen auf Skateboards zwar beeindruckend, aber mich interessierte nicht was sie dachten. Typen waren sowieso alle Arschlöcher!
Erst als ich wie ein keuchendes Walross in das Klassenzimmer stürmte und meinen Notizblock auszupacken gedachte, bemerkte ich das Fehlen meiner Schultasche. „Fuck!“
„Verry!“, zischte meine Freundin Annie am Tisch zu meiner Linken und verzog mitleidig den Mund. „Wo warst du denn?“
„Miss Jones, ich verbiete mir diese Ausdrücke!“, riefs von vorn.
„Hab verpennt“, murmelte ich leise, laut rief ich: „Tschuldigung?“
„Sie halten sich wohl für besonders witzig, Miss Jones!“, schnaubte mein Lehrer Mr Farmer, auch genannt
Inspector Gadget
, weil er immer mit diesem übergroßen Trenchcoat durch die Schule rannte. Er sah aus wie ein Exhibitionist, auf der Suche nach neuen Opfern, die er schwanzwedelnd überfallen konnte. Nur waren wir, die Schüler, die Opfer und er zeigte uns auch nicht sein bestes Stück, Gott bewahre! Für gewöhnlich fischte Gadget einen Stapel Klausuren aus der Innentasche seines Mantels und präsentierte sie mit einem fetten Grinsen. Den Hut nahm er übrigens auch nie ab. Einige Mitschüler vermuteten, dass die Haare, die darunter hervorschauten, angeklebt waren und Gadget eigentlich eine Glatze trug.
„Manchmal schon.“ Ich bereute die Worte sobald sie meinem Mund entschlüpften. Gadget quollen fast die Augen aus dem Kopf.
„Sei bloß still!“, warnte mich Annie. „Er ist heute echt schlecht drauf!“
„Oh weia!“, stöhnte ich und schob mit dem rechten Fuß das Skateboard unter meinen Tisch.
Gerade plusterte Farmer sich auf, die Arme in die Hüften gestemmt, als die Klassenzimmertür erneut geöffnet wurde. Die Schulsekretärin stöckelte und in einem viel zu engen Rock in den Raum. Hinter ihr schlurfte ein riesiger Kerl herein.
Sofort wurden die Köpfe zusammengesteckt und getuschelt was das Zeug hielt.
„Ach du scheiße!“, presste ich hervor und beugte mich zu meiner Freundin. „Der sieht ja aus wie ein Berggorilla!“
Das tat er wirklich! Lange fettige Haare klebten ihm in Strähnen im Gesicht. Den Oberkörper hatte er viel zu weit vorgebeugt und bei jedem Schritt gaben seine Knie ein bisschen nach, als hüpfe er wie ein Ball. Seine langen Arme baumelten wie bei einem
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