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Hornblower 04 - Hornblower wird Kommandant

Hornblower 04 - Hornblower wird Kommandant

Titel: Hornblower 04 - Hornblower wird Kommandant
Autoren: C. S. Forester
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1. Kapitel
    Das Kanalschiff war Schleuse um Schleuse bergan geklettert und wand sich nun durch die liebliche Landschaft der Cotswolts.
    Hornblower war in bester Stimmung; er war unterwegs zu einem neuen Kommando, lernte dabei ein ihm unbekanntes Stück England kennen und reiste obendrein auf eine ganz neue, ungewöhnliche Art. Zu alledem hatte ihm die Sphinx des englischen Wetters heute, mitten im Dezember, sogar einen klaren, leuchtenden Sonnentag beschert. So war es, trotz der Kälte, eine wahre Lust zu reisen.
    »Darf ich dich einen Augenblick stören, Liebste?« sagte Hornblower.
    Maria, den schlafenden kleinen Horatio im Arm, seufzte ein wenig über die Unrast ihres Gatten und nahm dann schweigend die Knie beiseite, um ihn vorüberzulassen. Hornblower erhob sich in der niedrigen Kajüte Erster Klasse vorsichtig von seinem Platz und trat durch den vorderen Eingang in den offenen Bugraum des Passagierschiffs hinaus. Wenn er sich hier auf seine Seekiste stellte, konnte er gut nach allen Seiten Umschau halten. Das Fahrzeug, auf dem er sich befand, bot einen seltsamen Anblick: Auf eine Länge von vollen siebzig Fuß kamen, wenn man vergleichend nach achtern sah, kaum fünf Fuß Breite - das war das gleiche Verhältnis, wie er es von den kippligen Einbäumen in Westindien her kannte. Der Tiefgang des Fahrzeugs konnte nicht einmal einen Fuß betragen, das wurde einem klar, wenn man sah, wie es hinter den trabenden Pferden mit einer Fahrt von gut und gern acht Knoten dahinraste. Acht Knoten - er rechnete rasch um -, das waren auf binnenländische Weise ausgedrückt neun Meilen in der Stunde.
    Das Passagierschiff benutzte für die Fahrt von Gloucester nach London den Themse-Severn-Kanal; es bot eine bedeutend angenehmere Beförderung als die Postkutsche, dabei war es kaum langsamer als diese und bei einem Fahrpreis von einem Penny für die Meile sogar Erster Klasse entschieden billiger. Er selbst, Maria und das Kind waren die einzigen Fahrgäste Erster Klasse. Als Hornblower den Fahrpreis zahlte, hatte der Schiffer allerdings mit einem Blick auf Marias offenkundigen Zustand bemerkt, von Rechts wegen hätte sie für zwei Kinder zu bezahlen. Maria hatte sich über den ungehobelten Burschen heftig entrüstet, zumal die Zuhörerschaft den Witz mit rohem Gelächter quittierte.
    Von seiner Seekiste aus sah Hornblower über die Kanalböschungen hinweg in das Land, wo graue steinerne Bauernhöfe hinter ihren ebenso grauen Umfassungsmauern träumten. Das rhythmische Hufgeklapper der trabenden Treidelpferde unterstrich noch die sanfte Ruhe der Fahrt, denn das Schiff selbst glitt fast ohne jedes Geräusch über das stille Wasser hin. Hornblower bemerkte bald, daß der Schiffer sich darauf verstand, sein Fahrzeug durch eine plötzliche Beschleunigung der Fahrt mit dem Bug auf die Welle aufgleiten zu lassen, die es vor sich herschob, und es dann dort zu halten.
    So wurde das Wasser des Kanals kaum noch aufgewühlt, und man sah erst ganz weit achtern, wie sich das Uferschilf noch einmal neigte und wieder aufrichtete, nachdem sie längst vorüber waren. Nur diesem Kniff war auch die geradezu märchenhafte Fahrt zu verdanken, die das Schiff erreichte. Die trabenden Pferde hielten das Neunmeilentempo ohne Unterbrechung durch, bis sie gewechselt wurden, was jede halbe Stunde geschah. Sie schleppten an zwei Leinen, von denen die eine vorn, die andere achtern an einem Poller festgemacht war.
    Ein Schiffer ritt als Postillion auf dem hinteren Pferd und trieb das vordere mit Zuruf und Peitschenknallen an, der zweite saß mit verdrossener Miene am Heck seines Fahrzeugs. Seine linke Hand fehlte und war durch einen eisernen Haken ersetzt, mit der rechten führte er die Pinne und steuerte sein Schiff mit einer Geschicklichkeit durch die Kurven, die Hornblower geradezu erstaunlich fand.
    Plötzlich klangen die Hufe hart auf Stein und warnten ihn dadurch noch eben zur rechten Zeit vor einer nahenden Gefahr.
    Die Pferde trabten gerade mit unvermindertem Tempo unter einer niedrigen Brücke hindurch, obwohl ihnen dort der Treidelpfad, eingeengt zwischen Wasser und Brückenjoch, kaum noch genügend Raum bot. Der berittene Schifferknecht begrub seinen Kopf in der Mähne seines Gauls, um durchzuschlüpfen, Hornblower fand eben noch Zeit, von seiner Seekiste herabzuspringen und sich niederzukauern, als die Brücke auch schon über ihn hinwegglitt. Es ärgerte ihn ein bißchen, daß der Mann am anderen Ende über seine Flucht in ein lautes Gelächter
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